Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)
Bischöfe von Winchester, bis es in weltliche Hände überging. Ende des 17. Jahrhunderts fiel das Anwesen an die Familie Herbert, die Earls of Pembroke und Vorfahren der Earls of Carnarvon.
Der Park, den Capability Brown für den 1. Earl of Carnarvon anlegte, bildet ein harmonisches Ensemble aus natürlichen und landschaftlich gestalteten Segmenten. Die einzelnen Zufahrten passen sich den Konturen des Geländes an und geben stellenweise den Blick auf das Schloss frei. Die geschickte Bepflanzung ermöglicht nah und fern bezaubernde Panoramen. Überall lenken exotische Pflanzen, elegante Alleen und opulente Zierbauten den Blick auf besonders schöne Partien. Highclere bildet eine eigene Welt, und die Stimmigkeit des Anwesens, die Einheit von Landschaft, Schloss und den auf dem Gelände lebenden und arbeitenden Menschen beeindruckt Besucher bis heute.
Das Haus in seiner heutigen Form wurde von dem Architekten Charles Barry, der auch die Houses of Parliamant entwarf, für den 3. Earl of Carnarvon erbaut. Die Errichtung war ein groß angelegtes Projekt. Das ursprüngliche elisabethanische Ziegelgebäude war im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert im georgianischen Stil umgestaltet worden, doch nun sollte ein neues Bauwerk entstehen. Der Grundstein wurde 1842 gelegt, bis zur Fertigstellung vergingen zwölf Jahre. Das vollendete Gebäude, das nun Highclere Castle genannt wurde, beherrschte seine Umgebung. Es war bewusster Ausdruck von Selbstbewusstsein und Entschlossenheit. Highclere Castle erweckt nicht den Anschein eines über die Zeit gewachsenen Hauses, das immer wieder erweitert und mit spielerischen Elementen versehen wurde. Es ist vielmehr die Stein gewordene Vision eines einzelnen Architekten. In der frühviktorianischen Architektur, die sich in Abkehr von der klassizistischen Bauweise des 18. Jahrhunderts mittelalterlicher Elemente bediente, waren gotische Türme das bevorzugte Stilelement. Das Bauwerk war darauf angelegt, Besucher durch den Status und den guten Geschmack der Bauherren zu beeindrucken. Es besitzt eine dezidiert maskuline Note, eine Ästhetik, die soliden Stil und Imposanz über Anmut und Zierrat stellt.
Almina und ihre Mutter waren häufig auf Sir Alfred de Rothschilds Landsitz Halton House zu Gast gewesen. Das 1888 vollendete Bauwerk war ganz anderen Stils: eine barocke Fantasie von solch üppiger Pracht, dass sie das ein wenig abschätzig als »le style Rothschild« geläufige Konzept perfekt verkörperte. Beim Anblick von Highclere Castle muss Almina bewusst geworden sein, dass das Gebäude, obwohl es nur 50 Jahre älter war als Halton House, mit seiner Lage, seinen Ländereien und seinem wundervollen Turm aus honigfarbenem Bath Stone für einen Traditionsbegriff stand, der sich von allem, was sie bisher kannte, unterschied.
Im Oktober 1866 war ein besonders berühmter Besucher auf der Fahrt durch den Park zum Schloss so entzückt, dass er immer wieder ausrief: »Wie malerisch, wie malerisch!«
Benjamin Disraeli, zur Zeit seines Besuchs Schatzkanzler und später zweimal britischer Premierminister, war mit einem eigens für ihn auf den Plan gesetzten Zug von Paddington nach Highclere gereist. Dort wurde er von einer Kutsche abgeholt und durch die London Lodge, den von klassizistischen Säulen getragenen und dem Wappen der Carnarvons gekrönten Torbogen, kutschiert.
Gegen die Herbstkälte gemütlich in Decken gehüllt, sah sich Disraeli auf der Fahrt durch Rhododendrenhaine und an heute stattlichen 150 Jahre alten Libanonzedern vorbei voller Bewunderung um. Jeder Ausblick war bezaubernd. Auf der Wegstrecke um den Dianatempel waren über den Baumkronen die Spitzen der Türmchen des immer noch eine Meile entfernten Schlosses zu sehen. Bevor sie auf die Auffahrt abbogen, betrachtete Disraeli das durch eine geschwungene Böschung begrenzte Gelände des Wildparks. Das letzte Stück des Weges zum Haus hatte Capability Brown mit besonderer Sorgfalt geplant. Da Highclere Castle das erste Mal aus einem schrägen Winkel heraus zu sehen ist, wirkt es noch größer und beeindruckender, als es tatsächlich ist. In der malerischen Parklandschaft, die Kontemplation und Kreativität geradezu heraufbeschwört, unternahmen Disraeli und sein Gastgeber, der 4. Earl of Carnarvon, am folgenden Tag einen wunderschönen Spaziergang bei strahlendem Sonnenschein. Sie unterhielten sich dabei über Staatsangelegenheiten.
Der 4. Earl, der Vater von Alminas Ehemann, hatte 40 Jahre lang politische Ämter bekleidet.
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