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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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Zur Zeit von Disraelis Besuch war er Kolonialminister – eine Position, die seiner Liebe zum Reisen entgegenkam und die ihn nach Australien, Südafrika, Kanada, Ägypten und Neuguinea führte. Meist war er mit seiner eigenen Jacht auf Fernreisen unterwegs, doch seine Amtsgeschäfte beinhalteten auch zahlreiche kürzere Aufenthalte in ganz Europa. Den Earl zeichnete eine große Wissbegierde aus. Er zählte zu den führenden Altphilologen seiner Generation und übersetzte neben Homer und Aischylos auch Werke Dantes. Insgesamt leistete er drei konservativen Kabinetten seine Dienste – unter Premier Lord Derby als Unterstaatssekretär für die Kolonien, unter Disraeli als Kolonialminister und unter Lord Salisbury als Lord Lieutenant of Ireland, als Repräsentant des Königs und Vorsteher der Exekutive in Irland. Man schätzte ihn wegen seiner harten Arbeit, seiner Gründlichkeit und seiner Prinzipientreue, die ihn zweimal dazu veranlasste, sein Amt niederzulegen: einmal aufgrund von Disraelis Handhabung der orientalischen Frage und einmal bei dem heiklen Thema der Homerule, der autonomen Selbstverwaltung Irlands.
    Der von dem 4. Earl und seiner Gemahlin eingeführte Brauch, an den Wochenenden Geselligkeiten abzuhalten, fand bald Nachahmer in vielen anderen großen Häusern. Diese Veranstaltungen dienten nicht allein der Gesellschaftspflege, sondern boten auch die Gelegenheit, wichtige Kontakte zu knüpfen. Dank der bedeutenden Rolle, die der Earl im öffentlichen Leben spielte, wurde Highclere Castle bald zu einem Dreh- und Angelpunkt der Macht.
    Der Earl war in der glücklichen Lage, in seiner Gattin die perfekte Begleiterin eines Politikers gefunden zu haben. Lady Evelyn war die Tochter des Earls of Chesterfield. Die Trauung fand im September 1861 in der Westminster Abbey statt – eine Ehre, die zum ersten Mal seit Jahrhunderten einem Paar zuteilwurde, das nicht der königlichen Familie angehörte. Ihre Aufrichtigkeit, Güte, Intuition und schnelle Auffassungsgabe machten Lady Evelyn zu einer großen Stütze des Earls. Die Eheleute luden zahlreiche Politiker, Regierungsbeamte, Intellektuelle und Reisende nach Highclere Castle ein. So versammelten sich Kompetenz und Fachwissen, Probleme wurden bei Spaziergängen im Park oder bei Brandy und Zigarre im Raucherzimmer oft leichter gelöst als in der angespannten Atmosphäre von Westminster.
    Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Winifred wurde 1864 geboren, George Edward, der Sohn und Erbe, der später Almina heiraten würde, kam 1866 vier Monate vor Disraelis Besuch zur Welt. 1870 war das Jahr der Geburt von Margaret, und am 30. Dezember 1874 wurde das Baby geboren, das auf den Namen Victoria getauft werden würde.
    Von der Geburt ihres letzten Kindes erholte sich Lady Carnarvon nicht mehr. Sie überlebte noch einige Tage, in denen sich Königin Victoria laufend nach dem Befinden von Mutter und Kind erkundigte. Die Königin lebte zu jener Zeit nach dem Tod ihres geliebten Gatten Prince Albert seit 14 Jahren fast völlig zurückgezogen, pflegte sich über das Leben ihrer Freunde zu informieren. Als sie die Nachricht erhielt, dass eine Genesung von Lady Carnarvon wohl ausgeschlossen sei, brachte sie den Wunsch zum Ausdruck, Patin des neugeborenen Kindes zu werden.
    Nach einer kurzen Phase der Besserung verstarb Evelyn am 25. Januar 1875. Wie ihr Ehemann war auch ihre Mutter, die nicht von ihrem Krankenbett gewichen war, am Boden zerstört. Die Tagebuchaufzeichnungen ihrer Schwägerin, Lady Portsmouth, halten die stoische Tapferkeit fest, mit der Evelyn sich ihrem Schicksal beugte. »Ich bin unendlich betrübt«, schrieb Lady Portsmouth. Lady Carnarvon wurde in der Bibliothek von Highclere Castle aufgebahrt und anschließend in der Familienkapelle in einer wunderschönen Ecke des Parks beigesetzt.
    Für die ganze Familie war es ein schrecklicher Verlust. Entbindungen waren in jener Zeit mit großen Risiken verbunden, selbst wenn es die Position der Frauen gestattete, sich der besten medizinischen Versorgung zu versichern. Winifred war zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre, George (der nach seinem Ehrentitel, Lord Porchester, Porchy gerufen wurde) acht Jahre, Margaret vier Jahre und Victoria gerade einmal drei Wochen alt. Obwohl in aristokratischen Familien die Fürsorge für die Sprösslinge überwiegend den Kindermädchen oblag, war Lady Carnarvon von ihren Kindern sehr geliebt worden, und diese waren angesichts des Verlustes untröstlich. Nach Evelyns Tod wurden die Kinder

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