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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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und so nahe wie möglich an seinem Zuhause untergebracht werden wollte. Er wurde trotzdem in Alminas Krankenhaus eingewiesen und traf dort am späten Abend des 2. Oktober 1916 ein.
    Noch Jahre später erinnerte sich Clout dankbar daran, dass man ihn in dem Krankenhaus ausschlafen ließ. In Le Tourquet hatte die Oberschwester bei Tagesanbruch ihre Visite durchgeführt. In der etwas ruhigeren Umgebung am Bryanston Square schliefen die Männer bis zum Frühstück und wurden dann vom medizinischen Personal aufgesucht. Clout blieb bis zum 13. November in Alminas Hospital, musste aber im Januar für eine Reihe von Operationen zurückkehren, bei denen weitere Knochen- und Kugelsplitter entfernt wurden. Später erfolgten Maßnahmen der plastischen Chirurgie, die es ihm ermöglichten, wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Sein Sprachvermögen blieb jedoch beeinträchtigt. Er gewöhnte sich an, eine Bandage um den Hals zu tragen, weil er sich für seine Sprechweise schämte und befürchtete, dass die Menschen nicht erkennen würden, dass sie durch eine Kriegsverletzung bedingt war.
    Etwa zwei Wochen nach seiner Ankunft, als er sich im Bett aufsetzen konnte und die Schwellung und Schmerzen in seinem Gesicht so weit gelindert waren, dass er wieder Notiz von seiner Umgebung nahm, bemerkte er, dass Almina bei ihren Visiten von einer reizenden Assistentin begleitet wurde, die Notizen auf einem Klemmbrett machte. Mary Weekes, die adrett gekleidet war und Freundlichkeit und Effizienz ausstrahlte, war zu jenem Zeitpunkt 26 Jahre alt. Sie hatte in den vergangenen fünf Jahren zunächst als Sekretärin, dann als Krankenhausverwalterin für Almina gearbeitet, und die beiden Frauen verließen sich blind aufeinander. Charles notierte in seinen Memoiren, dass Mary für Almina eher eine Tochter als eine Angestellte war – ein Eindruck, der durch die Großzügigkeit, mit der Almina sie bedachte, bestätigt wird.
    Charles weckte Marys Interesse. Sie kamen ins Gespräch, und Mary richtete es ein, ihn jeden Tag besuchen zu können. Aus dem anfänglichen Gefühl des Zueinanderhingezogenseins entwickelte sich eine Liebesbeziehung. Charles und Mary unternahmen oft gemeinsame Spaziergänge in dem Garten am Bryanston Square. Almina erachtete Spaziergänge und Theaterbesuche als förderlich für den Heilungsprozess. Vielleicht ermunterte sie Mary sogar insgeheim dazu. Jedenfalls hielt Charles Anfang 1917 um Marys Hand an.
    Sosehr Charles auch auf der Wahrung der Form beharrte, besaß er doch eine verwegene Ader, und seine Uniform stand ihm gut. In seinen Memoiren erzählt er davon, wie er bei seinem Abschiedsbesuch am King’s College in Cambridge nach Beendigung seiner Wehrdienstausbildung, bei dem er die Universitätsleitung von seinem bevorstehenden Einsatz in Frankreich unterrichtete, auch bei einer Studentin aus Newham vorbeisah, die er in einem Literaturzirkel der Universität, in dem fremdsprachige Dramen gelesen wurden, kennengelernt hatte. Dieser Lesezirkel bot den Studenten die seltene Gelegenheit, mit dem anderen Geschlecht in Kontakt zu kommen, und obwohl die Mädchen dort stets in Begleitung waren, waren die beiden sich beim Rezitieren der Verse eindeutig nähergekommen. Als sie beim Tee in ihrem Wohnzimmer saßen, »brachten mich ihre schmeichelhaften Bemerkungen zu meinem Aussehen in Uniform in Verlegenheit, besonders als sie noch andere Mädchen herbeizitierte, um mich mit ihnen bekannt zu machen. Wie eine Trophäe wurde ich ihren Freundinnen vorgeführt.«
    Bevor er verwundet und zur Unterbringung im Krankenhaus nach London zurückgebracht wurde, fand Charles bei anderer Gelegenheit äußerst attraktive Quartiere. Da er Französisch sprach, wurde er oft hinzugezogen, wenn ein anderer Offizier Probleme hatte, eine Unterkunft zu finden. Offiziere wurden bei französischen Familien einquartiert, reine Frauenhaushalte waren jedoch nicht verpflichtet, Soldaten aufzunehmen. Eine junge Dame, die bei ihrer Mutter lebte, hatte es abgelehnt, dass ein britischer Offizier bei ihnen einzog, doch die Verständigungsschwierigkeiten führten zu einer Reihe von Missverständnissen. Clout begleitete den Offizier zu einem Treffen mit der Dame, das Problem wurde gelöst und eine andere Unterkunft gefunden. »Ich erbot mich, die Dame nach Hause zu geleiten. Unterwegs musterte sie mich verstohlen von der Seite und sagte: ›Wenn Sie wegen des Zimmers gekommen wären, hätte ich nicht Nein gesagt.‹ Charles ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen.

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