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Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition)

Titel: Lady Almina und das wahre Downton Abbey: Das Vermächtnis von Highclere Castle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gräfin von Carnarvon
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wiederholte sich der entsetzliche Rhythmus aus Verwundung, Genesung und Rückkehr in den Kampf jedoch immer wieder. Einige mussten die Kraft dazu aufbringen, zwei-, drei- oder sogar viermal ins Gefecht zu gehen – im vollen Bewusstsein, dass sie bisher Glück gehabt hatten, sich das Blatt jedoch jederzeit wenden konnte.
    In jener Zeit, in der Charles Clout mit einer Kugel in seinem Kiefer von der Schlacht an der Somme nach England transportiert wurde, ließ Almina unermüdlich Beziehungen spielen, um dem Vater eines jungen Mannes, den sie im Februar behandelt hatte, eine Ausreisegenehmigung nach Frankreich zu verschaffen. Monty Squire hatte einen Monat in »48«, wie das Krankenhaus genannt wurde, verbracht und hatte sich dank der exzellenten Pflege vollständig erholt. Wie gewohnt, hatte sich Almina mit Montys Familie in Verbindung gesetzt und eine freundschaftliche Beziehung zu ihr aufgebaut. Nach Montys Entlassung aus dem Krankenhaus hatten dessen Eltern sich in einem Brief an Almina bedankt. Als der junge Mann vollständig genesen war, wurde er nach Frankreich zurückgeschickt und in der Schlacht an der Somme eingesetzt. Irgendwann im August erreichte Mr und Mrs Squire die Mitteilung, die sie befürchtet hatten: Monty war verwundet worden und wurde in einem Feldlazarett in Frankreich behandelt. Diese Nachricht war ein Eingeständnis, dass Monty sterben würde.
    Montys Eltern baten Almina in einem weiteren Brief flehentlich darum, sie nach Kräften dabei zu unterstützen, von den Verantwortlichen des Militärs die Genehmigung zu erhalten, zu ihrem Sohn nach Frankreich zu reisen. Erneut führten Alminas gute Beziehungen und ihre Bereitschaft, diese für andere einzusetzen, zu dem gewünschten Ergebnis. Mr Squire erhielt nach kürzester Zeit einen Passierschein und eilte an das Sterbebett seines Sohnes in Frankreich. In den letzten vier Tagen vor seinem Tod war Monty nicht mehr bei Bewusstsein. Sein Vater saß an seinem Bett, sprach zu ihm und las ihm vor. Montys Mutter ließ Almina später in einem Brief wissen, dass es für sie ein großer Trost gewesen sei, dass Monty nicht alleine starb. »Ich muss jetzt nicht nur für meinen Sohn, sondern auch für meinen Mann stark sein.«
    Auch Winifred Burghcleres Neffe Richard Maitland, dessen Bruder bereits gefallen war, diente in der Schlacht an der Somme. Er wurde am Bein schwer verwundet, nach Southampton zurückgeschickt und in Alminas Krankenhaus überstellt, wo er fünf Monate verbrachte. Richard überlebte den Krieg, hinkte jedoch auch nach seiner letzten, 1917 durchgeführten Operation noch wegen eines steifen Knies.
    Keine Familie war gegen den Tod gefeit, und obwohl die Carnarvons angesichts der endlosen Reihe an Freunden, die sie an den Krieg verloren, schon beinahe abgestumpft waren, traf sie im November die Nachricht, dass ihr Cousin Bron Herbert an der Front vermisst gemeldet sei, schwer. Aubrey Herbert hatte Bron, der dem Royal Flying Corps angehört hatte, besonders nahegestanden. Bron hatte im Burenkrieg ein Bein verloren und war anschließend, der Familientradition folgend, Politiker geworden. In der Regierung Asquith hatte er, wie schon der 4. Earl of Carnarvon, den Posten des Unterstaatssekretärs für die Kolonien bekleidet. Sein Tod wurde im Dezember amtlich beglaubigt. Aubrey teilte seiner Cousine, Brons Schwester, in einem Brief mit: »Ach, meine Liebe, ich bin außerstande, dir zu schreiben. Ich bin nicht selbstlos genug, um meinen eigenen Schmerz zu überwinden. Ich habe ihn so sehr geliebt.« In einem Brief an seine Frau Mary gestand Aubrey: »Ich kann die Trauer um Bron kaum ertragen. Ich habe unendliches Mitleid mit ihm und mir selbst auch.«
    Mary sorgte sich, dass die Neuigkeiten Aubrey aus der Bahn werfen und er eine Dummheit begehen könnte. Aubreys Psyche war durch die Gräuel, die er in Gallipoli miterlebt hatte, und das allgegenwärtige sinnlose Sterben angeschlagen. Er konnte es nicht länger ertragen, die Todesanzeigen von Freunden in der Times zu lesen, und verlieh des Öfteren der Überzeugung Ausdruck, dass die »militärische Lösung« gescheitert sei und ein Ende finden müsse. Da diese Einstellung trotz der düsteren Lage gemeinhin auf wenig Gegenliebe stieß, wurde Aubrey zunehmend als Spinner und als mögliche Gefahr für sich selbst angesehen.
    Dabei war Aubrey immer noch Abgeordneter und nahm seine Aufgabe sehr ernst. Er saß an der richtigen Quelle, um sich in seiner Ansicht, der neuen Regierung sei nicht zu trauen,

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