Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
Vom Netzwerk:
der Stuhl es wieder bergauf schaffen?»
    «Wir versuchen es einfach – wer nicht wagt, der nicht gewinnt.»
    Und langsam, holpernd begann der Stuhl den schönen, breiten Weg hinabzuschaukeln, der von blau anrollenden Hyazinthenwogen überspült war. O letztes aller Schiffe in den hyazinthenen Untiefen! O Pinasse auf den letzten wilden Wassern, segelnd auf der letzten Reise unserer Zivilisation! Wohin, o unheimlich gerädertes Schiff, wohin steuert dein langsamer Kurs? Behaglich und selbstzufrieden saß Clifford am Steuer des Abenteuers: in seinem alten schwarzen Hut und der Tweedjacke – reglos und vorsichtig. O Kapitän, mein Kapitän, unsere herrliche Fahrt ist zu Ende! Nein, noch nicht! Bergab, im Kielwasser, kam Constance in ihrem grauen Kleid und sah zu, wie der Stuhl hinunterrüttelte.
    Sie kreuzten den engen Pfad zur Hütte. Dem Himmel sei Dank, er war nicht breit genug für den Stuhl, kaum breit genug für eine Person. Der Stuhl erreichte den Fuß des Abhangs, schwenkte um die Ecke und verschwand. Und Connie hörte einen leisen Pfiff hinter sich. Jäh sah sie sich um: der Heger kam hügelabwärts auf sie zu, sein Hund hielt sich hinter ihm.
    «Will Sir Clifford zur Hütte?» fragte er und sah ihr in die Augen.
    «Nein, nur zur Quelle.»
    «Ah, gut! Dann brauche ich mich ja nicht sehen lassen. Aber ich sehe dich heute abend. Ich warte auf dich an der Parkpforte, um zehn.»
    Wieder sah er ihr in die Augen.
    «Ja», stotterte sie.
    Sie hörten das Pepp! Pepp! von Cliffords Hupe, die nach Connie rief. Sie «huhuhte» als Antwort. Ein kleines Grinsen flackerte über das Gesicht des Hegers, und sacht strich er ihr von unten her über die Brüste. Erschrocken sah sie ihn an und rannte dann den Hügel hinab und rief wieder «Huhuh!» zu Clifford. Der Mann oben sah ihr nach und wandte sich dann mit einem leisen Grinsen wieder auf seinen Weg zurück.
    Sie fand Clifford wieder, als er gerade langsam zur Quelle hinanfuhr, die auf halber Höhe des dunklen Lärchenhangs entsprang. Als sie ihn einholte, kam er eben dort an.
    «Hat sich wacker gehalten», sagte er und meinte damit den Stuhl.
    Connie sah zu den großen grauen Klettenblättern hinüber, die gespenstisch am Rand des Lärchenwaldes emporwuchsen. Robin Hoods Rhabarber sagten die Leute dazu. Wie still und düster es bei der Quelle war. Doch das Wasser sprudelte so hell – wundervoll! Und Augentrost gab es hier und kräftigen blassen Günsel. Und da, unterhalb der kleinen Böschung, bewegte sich die gelbe Erde. Ein Maulwurf! Er kroch heraus, ruderte mit den rosigen Pfoten und schwenkte sein blindes, bohrerhaftes Gesicht und reckte die winzige Nasenspitze in die Höhe.
    «Er scheint mit seiner Nasenspitze zu sehen», sagte Connie.
    «Besser als mit den Augen!» erwiderte Clifford. «Willst du trinken?»
    «Willst du?»
    Sie nahm einen Emaillebecher vom Zweig eines Baumes und bückte sich, um ihn für Clifford zu füllen. Er trank in kurzen Schlucken. Dann bückte sie sich noch einmal und trank auch ein wenig.
    «Eisig!» sagte sie und rang nach Luft.
    «Gut, nicht? Hast du dir etwas gewünscht?»
    «Hast du ?»
    «Ja, ich hab mir was gewünscht. Aber ich sage es nicht.»
    Sie hörte das Hämmern eines Spechts und den Wind, der weich und geisterhaft durch die Lärchen strich. Sie sah empor. Weiße Wolken segelten durch das Blau.
    «Wolken!» sagte sie.
    «Aber nur weiße Schäfchen», erwiderte er.
    Ein Schatten fiel über die kleine Lichtung. Der Maulwurf war auf die weiche gelbe Erde hinausgepaddelt.
    «Unangenehmes kleines Vieh – wir sollten es umbringen», sagte Clifford.
    «Schau nur! Er sieht aus wie ein Pastor auf der Kanzel!» rief Connie.
    Sie pflückte ein paar Waldmeisterschößlinge und brachte sie ihm.
    «Wie frisch gemähtes Heu!» sagte er. «Riecht es nicht wie die romantischen Damen aus dem vorigen Jahrhundert, denen der Kopf doch ganz richtig auf den Schultern saß?»
    Sie sah zu den weißen Wolken hinauf.
    «Ich möchte wissen, ob es Regen geben wird», sagte sie.
    «Regen? Warum? Willst du das denn?»
    Sie machten sich auf den Rückweg; vorsichtig holperte Clifford bergab. Sie kamen zum dunklen Grund der Senke, wandten sich nach rechts und bogen nach hundert Metern zum Fuß des langen Hanges ein, wo Glockenblumen im Sonnenlicht standen.
    «Also dann los, mein Alter», sagte Clifford und lenkte den Stuhl darauf zu.
    Es war ein steiler und holperiger Anstieg. Langsam, mühselig und unwillig rumpelte der Stuhl vorwärts. Immerhin, er rüttelte

Weitere Kostenlose Bücher