Lady Chatterley (German Edition)
und schüttelte sich hinauf, bis dorthin, wo die Hyazinthen ihn dicht umstanden; dann bockte er, machte noch einen mühsamen Anlauf, schwankte heraus aus den Blumen und blieb dann stehen.
«Vielleicht sollten wir hupen, damit der Heger kommt», sagte Connie. «Er könnte ein bißchen anschieben. Aber das kann ich auch. Dann geht es vielleicht.»
«Wir müssen ihn sich ein bißchen ausruhen lassen», sagte Clifford. «Würdest du bitte irgendeinen Klotz unters Rad legen?»
Connie fand einen Stein, und sie warteten. Nach einer Weile ließ Clifford erneut den Motor an und setzte den Stuhl in Gang. Er holperte und schlingerte und gab merkwürdige Töne von sich, als sei er nicht intakt.
«Laß mich schieben», sagte Connie und trat von hinten heran.
«Nein! Laß das sein!» sagte er böse. «Was für einen Sinn hat das verdammte Ding denn, wenn es geschoben werden muß! Leg den Stein drunter!»
Wieder machten sie eine Pause, wieder versuchten sie es, aber mit noch weniger Erfolg als zuvor.
«Du mußt mich schieben lassen!» sagte Connie. «Oder hupe, damit der Heger kommt.»
«Warte!»
Sie wartete; und er versuchte es abermals und machte alles viel schlimmer statt besser.
«Dann drück doch auf die Hupe, wenn du mich schon nicht schieben lassen willst», sagte sie.
«Zum Kuckuck! Halt doch einen Augenblick deinen Mund!»
Sie hielt einen Augenblick den Mund, und er machte verzweifelte Anstrengungen mit dem kleinen Motor.
«Du ruinierst das Ding doch nur, Clifford», protestierte sie, «und außerdem verschwendest du unnötige Nervenkraft.»
«Wenn ich doch nur aussteigen und mir den verdammten Karren ansehen könnte!» sagte er erbittert. Und er ließ die Hupe gellen. «Vielleicht kann Mellors sehen, was los ist.»
Sie warteten inmitten der zermalmten Blumen, unter einem Himmel, der sanft zu Wolken gerann. Eine Waldtaube begann in der Stille zu gurren – ruggugu! ruggugu! Mit einem grellen Hupen brachte Clifford sie zum Schweigen.
Der Heger erschien sofort – mit fragendem Ausdruck kam er um die Wegbiegung. Er grüßte.
«Verstehen Sie etwas von Motoren?» fragte Clifford barsch.
«Ich fürchte, nein. Will er nicht mehr?»
«Sieht so aus!» sagte Clifford bissig.
Der Mann kauerte sich besorgt neben dem einen Rad nieder und sah nach dem kleinen Motor.
«Ich fürchte, ich verstehe nicht das geringste von diesen technischen Dingen, Sir Clifford», sagte er ruhig. «Wenn noch genügend Benzin und Öl –»
«Sehen Sie genau nach und stellen Sie fest, ob irgendwas gebrochen ist», unterbrach Clifford ihn kurz.
Der Mann lehnte sein Gewehr an einen Baum, zog seine Joppe aus und legte sie daneben. Die braune Hündin paßte auf. Dann ließ er sich auf die Fersen nieder und spähte unter den Stuhl und stocherte mit dem Finger in der öligen kleinen Maschine herum und ärgerte sich über die Ölflecken auf seinem sauberen Sonntagshemd.
«Sieht nicht so aus, als ob was gebrochen wäre», sagte er. Und er stand auf, schob den Hut nach hinten, rieb sich die Stirn und schien zu überlegen.
«Haben Sie unten nach den Stangen gesehen?» fragte Clifford. «Sehen Sie nach, ob sie in Ordnung sind!»
Der Mann legte sich bäuchlings auf die Erde, bog weit den Kopf in den Nacken, schlängelte sich unter die Maschine und untersuchte sie mit den Fingern. Connie dachte, was für ein rührendes Etwas ein Mann war, so schwach und klein sah er aus, wenn er bäuchlings auf der großen Erde lag.
«Scheint in Ordnung zu sein, soweit ich das beurteilen kann», kam seine Stimme dumpf hervor.
«Ich habe das Gefühl, Sie können wenig ausrichten», sagte Clifford.
«Das scheint mir auch!» Und er kroch wieder hervor und hockte sich auf die Fersen wie die Bergleute. «Gebrochen ist da ganz bestimmt nichts – jedenfalls nichts, was man sehen kann.»
Clifford ließ den Motor an und schaltete den Gang ein. Der Stuhl rührte sich nicht.
«Haben ihn wohl ein bißchen überanstrengt», vermutete der Heger.
Clifford verdroß die Einmischung; aber er ließ die Maschine surren wie eine Schmeißfliege. Dann hustete und fauchte sie und schien sich zu erholen.
«Hört sich an, als ob er’s jetzt schaffen würde», sagte Mellors.
Aber Clifford hatte wieder wütend den Gang eingeschaltet. Der Stuhl machte einen kranken Ruck und wankte schwächlich vorwärts.
«Wenn ich ihm einen Stoß gebe, schafft er es», sagte der Heger und trat hinter den Stuhl.
«Gehn Sie weg!» schnappte Clifford. «Er schafft es allein.»
«Aber Clifford!»
Weitere Kostenlose Bücher