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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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warf Connie vom Wegrand her ein. «Du siehst doch, daß es zuviel für ihn ist. Warum bist du so dickköpfig?»
    Clifford war bleich vor Wut. Er riß an den Hebeln. Der Stuhl machte noch einen Anlauf, schlingerte ein paar Meter weiter und hoppelte dann verendend in einen besonders verheißungsvollen Glockenblumenteich hinein.
    «Der ist am Ende», sagte der Heger. «Nicht mehr genug Kraft.»
    «Er ist öfter hier oben gewesen», sagte Clifford kalt.
    «Diesmal schafft er’s aber nicht.»
    Clifford antwortete nicht. Er ließ nichts unversucht mit dem Motor, er ließ ihn schnell laufen, dann wieder langsam, als wolle er ihm eine Melodie entlocken. Der Wald hallte wider von unheimlichen Lauten. Dann schaltete er heftig den Gang ein, nachdem er vorher die Bremse gerissen hatte.
    «Sie werden ihm noch die Eingeweide herausreißen», murmelte der Heger.
    Der Stuhl schwankte in kranken Stößen seitwärts dem Graben zu.
    «Clifford!» schrie Connie und stürzte auf den Stuhl zu.
    Aber der Heger hatte ihn schon bei der Lehne gefaßt. Und Clifford nahm all seine Kraft zusammen und brachte es fertig, wieder auf den Weg zurückzusteuern, und mit sonderbarem Geräusch kämpfte sich der Stuhl den Hügel hinauf. Mellors schob stetig von hinten nach, und aufwärts ging es, als wolle der Stuhl alles wiedergutmachen.
    «Na, sehen Sie, wie es geht!» sagte Clifford triumphierend und wandte sich über die Schulter zurück. Da sah er das Gesicht des Hegers.
    «Schieben Sie ihn?»
    «Ohne das schafft er’s nicht.»
    «Lassen Sie los! Ich habe Sie nicht darum gebeten!»
    «Er schafft es aber nicht.»
    «Lassen Sie ihn versuchen!» fauchte Clifford mit allem Nachdruck. Der Heger trat zur Seite und ging dann zurück, um Joppe und Gewehr zu holen. Dem Stuhl schien unverzüglich die Luft auszugehen. Reglos stand er da. Clifford, gefesselt wie ein Gefangener, war weiß vor Wut. Er zerrte und stieß mit ungeduldiger Hand an den Hebeln; seine Füße taugten zu nichts. Sonderbare Laute entrang er dem Gefährt. In wilder Ungeduld bewegte er kleine Griffe und quälte ihm noch mehr Geräusche ab. Aber er rührte sich nicht. Er rührte sich kein Stück. Clifford stellte den Motor ab und saß starr vor Wut da.
    Constance saß am Wegrand und sah auf die armen, zertretenen Glockenblumen nieder. «Nichts ist so schön wie ein englischer Frühling.» – «Ich kann mein Teil zum Herrschen beitragen.» – «Was wir jetzt brauchen, sind Peitschen, keine Schwerter.» – «Die herrschenden Klassen.»
    Der Heger trat wieder herzu, mit seiner Jacke und seinem Gewehr, und Flossie hielt sich ihm argwöhnisch auf den Fersen. Clifford befahl dem Mann, irgend etwas an dem Motor zu tun. Connie verstand nicht das geringste von den technischen Finessen eines Motors, und sie hatte schon mehrere Pannen erlebt; so saß sie nur geduldig am Wegrand, als sei sie gar nicht vorhanden. Der Heger lag wieder auf dem Bauch. Die herrschenden Klassen und die dienenden Klassen!
    Er richtete sich auf und sagte geduldig:
    «Versuchen Sie es also noch einmal.»
    Er sprach mit ruhiger Stimme, fast wie zu einem Kind.
    Clifford versuchte, und Mellors ging schnell hinter den Stuhl und schob an. Der Motor lief – er tat vielleicht die Hälfte der Arbeit, der Mann den Rest.
    Clifford sah sich, gelb vor Ärger, um.
    «Wollen Sie da weggehen!»
    Der Heger nahm sofort seine Hand vom Stuhl, und Clifford fügte hinzu: «Wie soll ich denn wissen, was er schaffen kann!»
    Der Mann setzte sein Gewehr ab und zog sich die Joppe wieder an. Er hatte das Seine getan.
    Der Stuhl begann langsam rückwärts zu rollen.
    «Clifford! Die Bremse!» schrie Connie.
    Sie, Mellors und Clifford handelten gleichzeitig – Connie und der Heger stießen leicht zusammen dabei. Der Stuhl stand. Sekundenlang tödliches Schweigen.
    «Es steht fest, daß ich jedem ausgeliefert bin», sagte Clifford. Er war gelb vor Wut.
    Niemand antwortete. Mellors hängte sich das Gewehr über die Schulter; sein Gesicht war sonderbar und ausdruckslos, nur ein Zug zerstreuter Geduld lag darüber. Die Hündin Flossie, die fast zwischen den Beinen ihres Herrn stand und Wache hielt, regte sich unruhig und beäugte den Stuhl mit größtem Argwohn und Widerwillen und fühlte sich ziemlich ungemütlich zwischen den drei Menschen. Das tableau vivant inmitten der zermalmten Glockenblumen verharrte so, und niemand sagte ein Wort.
    «Ich denke, er muß wohl geschoben werden», sagte Clifford schließlich und täuschte sang froid vor.
    Keine

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