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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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feindlich wie Feuer und Wasser. Sie hoben sich gegenseitig auf. Und zum erstenmal ging ihr auf, was für ein merkwürdiges, schleichendes Ding der Haß ist. Zum erstenmal hatte sie Clifford bewußt und ganz bestimmt gehaßt – mit einem glühenden Haß, als müsse er ausradiert werden vom Gesicht der Erde. Und es war merkwürdig, was für ein freies und lebensvolles Gefühl es ihr gab, ihn zu hassen und es sich voll einzugestehen. – «Jetzt, da ich ihn gehaßt habe, werde ich nie wieder imstande sein, mit ihm weiterzuleben», dachte sie.
    Auf dem ebenen Boden konnte der Heger den Stuhl allein schieben. Clifford führte eine kleine Unterhaltung mit ihr, um seine Fassung zu beweisen: über Tante Eva, die in Dieppe war, und über Sir Malcolm, der in einem Brief gefragt hatte, ob Connie mit ihm in seinem kleinen Wagen nach Venedig fahren wolle oder ob sie und Hilda lieber den Zug nehmen würden.
    «Ich würde viel lieber mit dem Zug fahren», sagte Connie. «Ich mag so lange Autofahrten nicht, besonders, wenn es staubig ist. Aber ich will abwarten, was Hilda meint.»
    «Sie wird in ihrem eigenen Wagen fahren wollen und dich mitnehmen», sagte er.
    «Wahrscheinlich! – Hier muß ich wieder schieben helfen. Du hast keine Ahnung, wie schwer dieser Stuhl ist.»
    Sie ging hinter den Stuhl und trottete Seite an Seite mit dem Heger den rosa Pfad hinauf. Es war ihr gleichgültig, wer sie so sah.
    «Warum läßt du mich nicht stehen und holst Field? Er ist kräftig genug dafür», meinte Clifford.
    «Es ist ja nicht mehr weit», keuchte sie.
    Aber beide, sie und Mellors, wischten sich den Schweiß von der Stirn, als sie oben angekommen waren. Es war merkwürdig, aber diese gemeinsame Arbeit hatte sie einander viel nähergebracht, als sie es vorher gewesen waren.
    «Vielen Dank, Mellors», sagte Clifford, als sie vor der Haustür halt machten. «Ich muß mir einen anderen Motor anschaffen, das ist alles. Wollen Sie nicht in die Küche gehen und Mittag essen? Es muß allmählich soweit sein.»
    «Danke, Sir Clifford. Ich wollte sowieso bei meiner Mutter essen – heute ist Sonntag.»
    «Wie Sie wollen.»
    Mellors zog sich seine Joppe über, sah Connie an, grüßte und ging. Wütend ging Connie die Treppe hinauf.
    Beim Essen konnte sie ihre Gefühle nicht länger zurückhalten.
    «Warum bist du so abscheulich rücksichtslos, Clifford?» fragte sie.
    «Gegen wen?»
    «Gegen den Heger! Wenn du das unter ‹herrschender Klasse› verstehst, kannst du mir leid tun.»
    «Wieso?»
    «Ein Mann, der krank war und nicht kräftig ist! Wirklich, wenn ich zur dienenden Klasse gehörte, würde ich dich auf meinen Dienst schön warten lassen. Etwas pfeifen würde ich dir!»
    «Das glaube ich dir gern.»
    «Wenn er mit gelähmten Beinen im Stuhl gesessen und sich benommen hätte, wie du dich benommen hast, was würdest du da für ihn getan haben?»
    «Mein lieber Evangelist, dieses Durcheinanderwerfen von Personen und Persönlichkeiten zeugt von Geschmacklosigkeit.»
    «Und dein übler, steriler Mangel an Mitgefühl für andere zeugt von der größten Geschmacklosigkeit, die man sich nur denken kann. Noblesse oblige! Du mit deiner herrschenden Klasse!»
    «Und zu was sollte ich mich verpflichtet fühlen? Eine Menge unnötiger Gefühle für meinen Waldheger aufzubringen? Da passe ich. Das überlasse ich alles meinem Evangelisten.»
    «Als ob er nicht genauso ein Mensch wäre wie du, weiß Gott!»
    «Mein Waldheger noch dazu, und ich zahle ihm zwei Pfund in der Woche und stelle ihm das Haus.»
    «Zahlst ihm! Für was, glaubst du denn, bezahlst du ihn, mit zwei Pfund in der Woche und dem Haus?»
    «Für seine Dienste.»
    «Pah! Ich würde dir sagen, du solltest dir deine zwei Pfund in der Woche und das Haus an den Hut stecken!»
    «Wahrscheinlich würde er das gern, aber er kann sich den Luxus nicht leisten.»
    «Du und herrschen !» sagte sie. «Du herrschst nicht – schmeichle dir nur nicht. Du hast nur mehr als deinen Anteil am Geld und läßt Leute für zwei Pfund in der Woche für dich arbeiten oder drohst ihnen mit dem Verhungern. Herrschen! Was tust du denn? Vertrocknet bist du? Du gibst nur an mit deinem Geld, wie jeder beliebige Jude oder Schieber!»
    «Sie drücken sich sehr gewählt aus, Lady Chatterley!»
    «Und ich versichere dir, du hast dich außerordentlich gewählt benommen draußen, im Wald. Ich habe mich grenzenlos geschämt für dich. Mein Vater hat zehnmal mehr von einem Menschen an sich als du, du Gentleman !»
    Er streckte

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