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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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die Hand aus und läutete nach Mrs.   Bolton. Aber er war gelb bis an die Nasenspitze.
    Zornig ging Connie in ihr Zimmer hinauf und murmelte: Er und sich Leute kaufen! Mich jedenfalls kauft er sich nicht, und darum besteht auch keine Notwendigkeit mehr für mich, bei ihm zu bleiben. Dieser tote Fisch von einem Gentleman, mit seiner Zelluloidseele! Und wie sie einen einwickeln mit ihrem feinen Benehmen und ihrer falschen Besorgtheit und Milde. Sie haben ungefähr so viel Gefühl im Leib wie Zelluloid.
    Sie machte ihre Pläne für den Abend und kam mit sich überein, Clifford aus ihren Gedanken zu verbannen. Sie wollte ihn nicht hassen. Sie wollte durch kein Gefühl, wie auch immer es geartet sei, eng mit ihm verbunden sein. Sie wollte nicht, daß er auch nur das geringste von ihr wisse, und besonders, daß er nichts von ihren Empfindungen für den Heger erfahre. Dieser Streit wegen ihrer Haltung den Bediensteten gegenüber war nichts Neues. Er fand, sie sei zu vertraulich, und sie hielt ihn für ausnehmend gefühllos, stumpf und zäh wie Gummi, wenn es sich um andere Menschen handelte.
    Zur Abendessenszeit kam sie gelassen und in ihrer gewohnten, bescheidenen Haltung herunter. Er war noch immer gelb bis an den Hals: einer seiner Leberanfälle stand bevor, wie immer, wenn er so merkwürdig war. Er las ein französisches Buch.
    «Hast du jemals Proust gelesen?» fragte er sie.
    «Ich hab’s versucht, aber er langweilt mich.»
    «Er ist wirklich außergewöhnlich.»
    «Möglich! Aber er ist mir zu langweilig: all diese Sophisterei! Er hat keine Gefühle, er hat nur endlose Worte über Gefühle. Ich bin diese überheblichen Mentalitäten leid.»
    «Würdest du überhebliche Animalitäten vorziehen?»
    «Vielleicht! Aber man könnte doch wohl etwas finden, das nicht überheblich ist.»
    «Nun, mir gefällt Prousts Subtilität und seine gebildete Anarchie.»
    «Aber sie bringt einen ganz schön um.»
    «Da spricht meine kleine Evangelistenfrau!»
    Sie fingen schon wieder an, schon wieder! Aber sie konnte nicht dafür, daß sie gegen ihn anging. Er schien da zu sitzen wie ein Gerippe und den kalten grauen Willen eines Gerippes gegen sie auszustrahlen. Fast konnte sie spüren, wie das Gerippe nach ihr griff und sie an seinen Rippenkäfig drückte. Auch er war in Harnisch, und sie fürchtete sich ein wenig vor ihm.
    So bald wie möglich ging sie hinauf und legte sich frühzeitig schlafen. Um halb zehn jedoch stand sie auf und trat hinaus, um zu horchen. Kein Laut war zu hören. Sie zog sich einen Morgenmantel über und ging die Treppe hinunter. Clifford und Mrs.   Bolton spielten Karten, um Geld. Sie würden vermutlich bis Mitternacht dabeibleiben.
    Connie kehrte in ihr Zimmer zurück, warf ihren Pyjama auf das zerwühlte Bett, zog ein dünnes Tenniskleid an und darüber ein wollenes Tageskleid, schlüpfte in gummibesohlte Tennisschuhe und warf dann einen leichten Mantel über. Und sie war fertig. Wenn sie jemandem begegnete, ging sie nur auf ein paar Minuten an die Luft. Und am Morgen, wenn sie wieder zurückkam, würde sie lediglich einen kleinen Spaziergang durch den Tau gemacht haben, wie sie es oft tat vor dem Frühstück. Und sonst bestand nur die Gefahr, daß jemand während der Nacht in ihr Zimmer käme. Doch das war nicht anzunehmen – diese Möglichkeit stand eins zu hundert.
    Betts hatte noch nicht abgeschlossen. Er sperrte das Haus abends um zehn Uhr zu und um sieben Uhr in der Frühe wieder auf. Leise und ungesehen schlich sie hinaus. Ein halber Mond stand am Himmel, genug, um ein wenig Licht zu machen in der Welt, nicht genug, um sie sichtbar werden zu lassen in ihrem dunkelgrauen Mantel. Schnell durchquerte sie den Park, eigentlich nicht in erregter Erwartung des Stelldicheins, sondern voll brennendem Zorn und Aufruhr im Herzen. Es war nicht die rechte Gemütsverfassung, ein Liebesfest zu begehen. Aber – à la guerre comme à la guerre!

VIERZEHNTES KAPITEL
    Als sie zum Parktor kam, hörte sie das Klicken des Schlosses. Er war also da, im Dunkel des Waldes, und hatte sie gesehen!
    «Lieb von dir, daß du so früh kommst», sagte er aus dem Dunkel. «Ging alles glatt?»
    «Ganz einfach!»
    Ruhig schloß er das Tor hinter ihr und warf einen Lichtkegel auf die dunkle Erde, in dem die blassen, noch geöffneten Blumen aus der Nacht hervortraten. Sie gingen schweigend nebeneinander her.
    «Bist du sicher, daß du dir heute morgen mit dem Stuhl nichts getan hast?» fragte sie dann.
    «Nein, nein!»
    «Diese

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