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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Geschlechtliche. Aber sie schicken sich darein, nehmen es als einen Teil des Geschäfts. Die Altmodischeren liegen einfach da, wie Nichts, und lassen einen machen. Sie nehmen’s hinterher nicht übel, sie mögen einen dann. Aber das Eigentliche bedeutet ihnen nichts, ist ihnen höchstens ein bißchen widerlich. Und die meisten Männer finden es ganz schön so. Ich hasse es. Aber die Schlauen unter dieser Art Weiber tun, als wären sie nicht so. Sie tun so, als ob sie leidenschaftlich wären und sich erregen. Aber das ist alles nur Theater. Sie machen einem das vor. – Dann gibt’s die, die alles mögen, jede Art von Gefühlen und Knutschen und Kommen – alles, nur nicht das Natürliche. Sie schaffen es immer, einen zu holen, wenn man gerade nicht da ist, wo man sein sollte, wenn man kommt. – Und dann gibt’s noch die harte Sorte, bei der es eine Teufelsarbeit ist, sie zu kriegen, und die sich selber so weit bringt, wie meine Frau. Sie wollen der aktive Teil sein. – Und dann die, die tot sind da drin: einfach tot: und sie wissen es. Und die, die einen rausstoßen, bevor man wirklich da war, und sich weiter in den Hüften drehen und winden und sich am Schenkel des Mannes so weit bringen. Aber die sind meistens von der lesbischen Sorte. Es ist erstaunlich, wie lesbisch Weiber sind, ob sie’s wissen oder nicht. Mir scheint, fast alle sind lesbisch.»
    «Und dir macht das was aus?» fragte Connie.
    «Ich könnte sie umbringen. Wenn ich mit einer Frau zusammen bin, die im Grunde lesbisch ist, bin ich ganz wild drauf, sie umzubringen.»
    «Und was tust du dann?»
    «Mach so schnell ich nur kann.»
    «Aber hältst du lesbische Frauen für schlimmer als homosexuelle Männer?»
    «Ganz bestimmt! Weil sie mir mehr zu schaffen machten. Theoretisch habe ich gar keine Ahnung. Wenn ich an eine lesbische Frau gerate, ob sie nun weiß, daß sie eine ist, oder nicht, sehe ich rot. Nein, nein! Ich wollte mit überhaupt keiner mehr was zu tun haben. Ich wollte für mich bleiben, allein und anständig.»
    Er sah blaß aus, und seine Stirn war düster.
    «Und warst du traurig, als ich kam?» fragte sie.
    «Ich war traurig und froh.»
    «Und was bist du jetzt?»
    «Traurig – wegen all dem Äußeren: die ganzen Komplikationen und all das Häßliche und das elende Gerede, das unweigerlich kommt – früher oder später. Daran denke ich, wenn meine Lebensgeister herunter sind und ich niedergeschlagen bin. Aber wenn sie sich wieder aufrichten, dann bin ich froh. Dann juble ich sogar. Ich wurde schon ganz verbittert. Ich dachte schon, es gibt gar keinen wirklichen Sexus mehr, keine Frau mehr, die auf natürliche Art mit dem Mann kommen kann, außer den Schwarzen, aber irgendwie – na, also, wir sind Weiße, und Schwarze sind ein bißchen wie Schlamm.»
    «Und jetzt – bist du jetzt froh über mich?» fragte Connie.
    «Ja. Wenn ich alles übrige vergessen kann. Wenn ich es nicht vergessen kann, möchte ich untern Tisch kriechen und sterben.»
    «Warum unter den Tisch?»
    «Warum?» Er lachte. «Mich verstecken wahrscheinlich. Kindisch.»
    «Du scheinst tatsächlich schreckliche Erfahrungen mit Frauen gemacht zu haben», sagte sie.
    «Verstehst du, ich konnte mir nichts vormachen. Die meisten Männer tun das und kommen so zu Rande. Sie nehmen’s, wie’s ist, und belügen sich halt. Ich hab mir nie was vorgemacht, wußte immer, was ich mit einer Frau wollte, und konnte mir nie weismachen, daß ich es bekommen habe, wenn es nicht stimmte.»
    «Aber hast du es jetzt bekommen?»
    «Sieht so aus.»
    «Warum bist du aber dann so blaß und düster?»
    «Bauch voller Erinnerungen und vielleicht Angst vor mir selbst.»
    Sie schwieg. Es wurde spät.
    «Und du glaubst, es ist wichtig, ein Mann und eine Frau?»
    «Für mich ja. Für mich ist das der Sinn des Lebens: ’ne richtige Beziehung mit einer Frau.»
    «Und wenn du das nicht erreichtest?»
    «Dann muß es auch so gehn.»
    Sie dachte wieder nach und fragte dann:
    «Und glaubst du, daß du dich Frauen gegenüber immer richtig verhalten hast?»
    «Gott, nein! Ich habe meine Frau zu dem gemacht, was sie war: meine Schuld zum großen Teil. Ich habe sie verdorben. Und ich bin sehr mißtrauisch. Damit mußt du rechnen. Es braucht viel, bis ich irgend jemandem innerlich vertraue. Kann sein, ich bin selbst ein Schwindler. Ich bin mißtrauisch. Aber Zärtlichkeit erkenn ich sofort.»
    Sie sah ihn an.
    «Mit deinem Körper bist du nicht mißtrauisch, wenn dir das Blut hochsteigt», sagte sie.

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