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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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zusammenpreßte. Sie jubelte innerlich.
    «Ich glaube, ich möchte jetzt eine Tasse Tee», sagte sie.
    Er stand auf, um den Tee zu machen. Sein Gesicht aber war verschlossen.
    Als sie am Tisch saßen, fragte sie:
    «Warum hast du sie geheiratet? Sie war unter deinem Niveau. Mrs.   Bolton hat mir von ihr erzählt. Sie konnte nie verstehen, warum du sie geheiratet hast.»
    Er sah sie starr an.
    «Ich will’s dir erklären», sagte er. «Das erste Mädchen, das ich hatte – mit dem hab ich angefangen, als ich sechzehn war. Sie war die Tochter vom Lehrer drüben in Ollerton, hübsch, ja, wirklich schön. Sie haben mich für einen gescheiten jungen Burschen gehalten – von der höheren Schule in Sheffield, mit ein bißchen Französisch und Deutsch und ’ner Portion Hochnäsigkeit. Sie war von der romantischen Sorte und haßte das Ordinäre. Sie hat mich für Gedichte erwärmt und fürs Lesen: in einer Weise hat sie einen Mann aus mir gemacht. Ich las und dachte nach, daß mir der Kopf rauchte, und alles für sie. Ich war damals im Büro angestellt, bei Butterley, ein magerer, blasser Bursche, bei dem’s vor lauter Lesen qualmte. Und ich hab über alles geredet mit ihr, über alles. Wir haben uns bis nach Persepolis und Timbuktu geredet. Wir waren das literarisch gebildetste Paar von zehn Grafschaften. Wir wetteiferten in einem Begeisterungstaumel, wirklich in einem Begeisterungstaumel. Ich ging einfach in Rauch auf. Und sie betete mich an. Aber das Haar in der Suppe – das war der Sex. Sie schien keinen zu haben, wenigstens nicht da, wo man ihn sucht. Ich wurde immer dünner und verrückter. Dann hab ich ihr gesagt, wir müßten jetzt ein Liebespaar werden. Ich hab sie dazu überredet, wie gewöhnlich. Und so ließ sie mich. Ich war ganz verrückt, und sie wollte nie. Sie ließ mich einfach nicht. Sie betete mich an und mochte mich, wenn ich mit ihr redete und sie küßte: was das anging, hatte sie eine Leidenschaft für mich. Aber das andere, das wollte sie einfach nicht. Und es gibt viele Weiber wie sie. Und es war gerade das andere, was ich wollte. Also gingen wir auseinander. Ich war grausam und ließ sie sitzen. Dann fing ich was mit einem andern Mädchen an, mit einer Lehrerin, die einen Skandal verursacht hatte, weil sie es mit einem verheirateten Mann trieb und ihn fast um seinen Verstand brachte. Sie war eine Sanfte, Weißhäutige, eine ganz Sanfte, älter als ich, und sie spielte Geige. Sie war ein Teufel. Sie liebte alles an der Liebe, nur das Sexuelle nicht. Sie hängte sich an einen, war zärtlich bis dorthinaus, kroch hinten und vorn in einen rein: aber wenn man sie wirklich zur Liebe kriegen wollte, knirschte sie nur mit den Zähnen und spuckte Gift und Galle. Ich hab sie gezwungen dazu, und sie konnte mich richtig schwach machen mit ihrem Haß. So war es wieder nichts. Mich widerte das alles an. Ich wollte eine Frau, die mich wollte und es wollte.
    Dann kam Bertha Coutts. Sie hat Tür an Tür mit uns gewohnt, als ich klein war, und daher kannte ich sie ganz gut. Das waren ganz gewöhnliche Leute. Na schön, Bertha ging weg nach Birmingham oder so in Stellung: sie sagte, als Gesellschafterin zu einer Dame, und alle andern sagten, als Kellnerin oder so was in ein Hotel. Egal, als ich das andere Mädchen satt hatte, einundzwanzig war ich damals, kam Bertha zurück, mit großem Getue und Schick und eleganten Kleidern, und sie hatte was, so was Sinnliches, wie man es manchmal an einer Frau sieht oder an einem Troll. Na also, ich hätte damals jemand umbringen können. Ich schmiß meinen Posten bei Butterley hin, weil ich mir wie ’n Schlappschwanz vorkam, daß ich dort arbeitete. Und ich wurde Schmied in Tevershall: mußte meistens Pferde beschlagen. Mein Vater war nämlich Schmied, und ich hab ihm oft zugesehen. Das war eine Arbeit, die mir Spaß machte: mit Pferden umgehen. Und sie lag mir. So hörte ich also auf, ‹gebildet› zu reden, wie sie es nennen, wenn man reines Englisch spricht, und redete wieder Dialekt. Zu Hause las ich weiter Bücher, aber ich beschlug Pferde und hatte einen eigenen Ponywagen und war der Graf Rotz. Mein Vater hinterließ mir 300 Pfund, als er starb. Da fing ich also mit Bertha an, und ich war froh, daß sie gewöhnlich war. Ich wollte, daß sie gewöhnlich war. Ich wollte selber gewöhnlich sein. Na schön, ich heiratete sie, und sie war nicht schlecht. Diese andern, die ‹Reinen›, haben mir fast die Eier austrocknen lassen, aber sie war da ganz in Ordnung. Sie

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