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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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sich wieder um, um seine Stiefel auszuziehen.
    «Wenn du es nicht magst, warum läßt du es dann hier hängen? Vielleicht hätte deine Frau es gern», sagte sie.
    Er grinste plötzlich und sah sie an.
    «Sie hat alles weggekarrt, was irgendwie zu gebrauchen war im Haus», sagte er, «aber das da hat sie hängenlassen.»
    «Warum hebst du es dann auf? Aus Gefühlsgründen?»
    «Nein. Ich schau nie hin. Ich wußte gar nicht, daß es noch hier ist. Es hängt da schon, seit wir hier eingezogen sind.»
    «Warum verbrennst du es nicht?» fragte sie.
    Er drehte sich wieder herum und sah die vergrößerte Fotografie an. Sie steckte in einem braun-goldenen Rahmen – scheußlich. Ein glattrasierter, geschniegelter, sehr junger Mann mit einem ziemlich hohen Kragen war darauf zu sehen und eine pummelige, frech aussehende junge Frau mit aufgeplustertem, gekräuseltem Haar und einer dunklen Satinbluse.
    «Gar keine schlechte Idee, wie?» sagte er.
    Er zog die Stiefel aus und streifte ein Paar Slipper über. Dann stieg er auf den Stuhl und nahm die Fotografie ab. Ein großer, blasser Fleck blieb auf der grünlichen Tapete zurück.
    «Lohnt sich nicht mehr, es abzustauben», sagte er und stellte das Ding gegen die Wand.
    Er ging in die Waschküche und kehrte mit Hammer und Kneifzange zurück. Dann setzte er sich nieder, wo er schon vorher gesessen hatte, und machte sich daran, das rückseitige Papier vom plumpen Rahmen abzureißen und die Zwecken herauszuziehen, die den Pappdeckel festhielten, und er war augenblicklich wieder tief in seine Arbeit versunken, wie es seine Art war.
    Bald hatte er die Stifte entfernt: dann zog er den Pappdeckel heraus, dann die Vergrößerung in ihrem soliden weißen Passepartout. Amüsiert betrachtete er die Fotografie.
    «Zeigt mich, wie ich damals war: ’n junger Spritzer, und sie als das, was sie war: ein ordinäres Weibstück», sagte er. «Der Angeber und das ordinäre Weibstück.»
    «Laß mich sehen», sagte Connie.
    Er sah in der Tat glattrasiert aus und überhaupt sehr glatt – einer von diesen glatten jungen Männern, wie es sie vor zwanzig Jahren gab. Aber sogar auf dieser Fotografie waren seine Augen voller Leben und furchtlos. Und die Frau war nicht ganz und gar ein ordinäres Weibstück, wenngleich sie auch ein etwas gewöhnliches Kinn hatte. Es war etwas Anziehendes an ihr.
    «Man sollte so etwas nie aufbewahren», meinte Connie.
    «Das sollte man ganz gewiß nicht. Man sollte es gleich gar nicht erst machen lassen.»
    Er brach die dicke Fotografie in ihrem Passepartout über dem Knie entzwei, und als die Stücke klein genug waren, warf er sie ins Feuer.
    «Versaut sicher das Feuer», sagte er.
    Das Glas und die Pappe trug er gewissenhaft nach oben.
    Und den Rahmen zerstückelte er mit ein paar Hammerschlägen, daß der Gips umherflog. Dann trug er die Stücke in die Waschküche.
    «Das verbrennen wir morgen», sagte er. «Sind zu viel Gipsverzierungen dran.»
    Als er alles aufgeräumt hatte, setzte er sich.
    «Hast du deine Frau geliebt?» fragte Connie.
    «Geliebt?» wiederholte er. «Hast du Sir Clifford geliebt?»
    Aber sie wollte sich nicht abspeisen lassen.
    «Aber du hast sie gern gemocht?» beharrte sie.
    «Gern?» Er grinste.
    «Vielleicht hast du sie noch immer gern», sagte sie.
    «Ich?» Seine Augen weiteten sich. «O nein. Ich darf nicht mal an sie denken», sagte er ruhig.
    «Warum nicht?»
    Aber er schüttelte den Kopf.
    «Warum läßt du dich dann nicht scheiden? Eines Tages wird sie zu dir zurückkommen», sagte Connie.
    Scharf sah er zu ihr auf.
    «Die kommt mir nicht auf einen Kilometer ran. Die haßt mich noch viel mehr als ich sie.»
    «Du wirst sehen, sie kommt zurück zu dir.»
    «Das wird sie niemals. Das ist aus und vorbei. Mir würde übel, wenn ich sie sehen müßte.»
    «Du wirst sehen. Und ihr seid noch nicht einmal rechtmäßig geschieden, oder?»
    «Nein.»
    «Aha, also dann wird sie zurückkommen, und du mußt sie aufnehmen.»
    Starr sah er Connie an. Dann warf er mit einer wunderlichen, jähen Bewegung den Kopf zurück.
    «Vielleicht hast du recht. Es war idiotisch von mir, wieder hierher zurückzukommen. Aber ich fühlte mich gestrandet und mußte irgendwohin gehen. Ein Mann ist ein armes Stück Dreck und wird herumgestoßen. Aber du hast recht. Ich laß mich scheiden und räume mit allem auf. Ich hasse das wie die Pestbeamten und Richter und Gerichte. Aber ich muß da durch. – Ich laß mich scheiden.»
    Und sie sah, wie er entschlossen die Kiefer

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