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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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physisch ein Versager auf der Erde ist, und darum will er das ganze Universum als einen physischen Fehlschlag hinstellen. Eingebildeter, impertinenter Kerl!»
    «Aber so hör doch zu! Unterbrich nicht die ernsten Worte dieses großen Mannes! – ‹Die gegenwärtige Ordnung der Welt ist aufgestiegen aus einer unvorstellbaren Vergangenheit und wird ihr Grab finden in einer unvorstellbaren Zukunft. Was bleibt ist das unerschöpfliche Reich abstrakter Formen und die Schöpferkraft mit ihrem wechselnden Charakter, die immer wieder neu bestimmt wird von ihren Geschöpfen, und Gott, von dessen Weisheit alle Ordnungen abhängen.› – So, das ist sein Schluß.»
    Connie hörte verächtlich zu.
    «Er ist eine geistige Null», sagte sie. «Was für dummes Zeug! Unvorstellbares und Weltordnungen in Gräbern und Reiche abstrakter Formen und Schöpferkraft mit wechselndem Charakter und Gott, zusammengewürfelt mit Ordnungen! Also, das ist doch idiotisch!»
    «Ich muß auch sagen, es ist ein bißchen verworren und ein Konglomerat – eine Gasmischung sozusagen», sagte Clifford. «Aber ich denke doch, es ist etwas dran an dem Gedanken, daß das Universum physisch verfällt und geistig aufsteigt.»
    «So? Dann laß es aufsteigen, wenn es mich physisch nur sicher und solid hier unten läßt.»
    «Magst du deine Physis denn?» fragte er.
    «Ich liebe sie!» Und die Worte gingen ihr durch den Sinn: ‹Der allerschönste Weiberarsch, den’s gibt!›
    «Aber das ist wirklich ziemlich erstaunlich, denn es läßt sich doch nicht leugnen, daß sie eine Belastung ist. Andererseits vermute ich, daß eine Frau ihr höchstes Vergnügen nicht unbedingt im geistigen Leben findet.»
    «Höchstes Vergnügen?» sagte sie und sah zu ihm hoch. «Ist dieser Blödsinn das höchste Vergnügen geistigen Lebens? Nein, danke schön! Dann laß mir den Körper. Ich glaube, das körperliche Leben ist eine größere Wirklichkeit als das geistige Leben: wenn der Körper richtig erweckt ist zum Leben. Aber so viele Leute, wie dein alter Windmacher da, haben nur einen Geist, der ihrem physischen Leichnam angehängt ist.»
    Verwundert sah er sie an.
    «Das körperliche Leben», sagte er, «ist nichts weiter als das Leben der Tiere.»
    «Und das ist besser als das Leben professioneller Leichen. Aber es ist ja nicht wahr! Der menschliche Körper kommt erst jetzt richtig zum Leben. Bei den Griechen ist es wunderschön aufgeflackert, dann brachten Platon und Aristoteles ihn um, und Jesus räumte ganz mit ihm auf. Aber jetzt kommt der Körper wirklich zum Leben, jetzt steigt er wirklich aus dem Grab. Und es wird ein herrliches, herrliches Leben auf der herrlichen Welt werden, das Leben des menschlichen Körpers.»
    «Meine Liebe, du sprichst, als wolltest du diese Zeit einleiten. Schon wahr, du fährst in die Ferien: aber bitte, zeig dein Vergnügen darüber nicht so unanständig. Glaub mir, was für einen Gott es auch immer gibt, er wird allmählich die Eingeweide und das Verdauungssystem aus dem Menschen verschwinden lassen, um ein höheres, ein geistigeres Wesen zu erschaffen.»
    «Warum sollte ich dir glauben, Clifford, wenn ich doch fühle, daß Gott, wer immer das auch sein mag, endlich meine Eingeweide, wie du das nennst, geweckt hat und sich da so munter ausbreitet wie die Morgensonne? Warum sollte ich dir glauben, wenn ich doch so genau das Gegenteil empfinde?»
    «Oh, gewiß! Und was hat diesen außerordentlichen Wandel in dir verursacht? Splitternackt in den Regen hinauszulaufen etwa und die Bacchantin zu spielen? Sensationshunger oder die Vorfreude, nach Venedig zu fahren?»
    «Beides! Findest du es schrecklich, wenn ich mich so freue, daß ich verreise?» fragte sie.
    «Ziemlich schrecklich, es so offen zu zeigen.»
    «Dann werde ich es verbergen.»
    «Oh, bemühe dich nicht. Du überträgst deine Begeisterung beinah auf mich. Ich habe fast das Gefühl, als sei ich es, der eine Reise macht.»
    «Also, warum kommst du nicht mit?»
    «Wir haben darüber schon zur Genüge gesprochen. Und, um die Wahrheit zu sagen, ich habe den Verdacht, daß deine größte Freude daher rührt, allem hier für eine Weile den Rücken kehren zu können. Nichts ist im Augenblick aufregender für dich als dies Gehabt-euch-wohl-alle-Miteinander! Aber jede Trennung bedeutet eine neue Begegnung irgendwo. Und jede Begegnung bedeutet eine neue Bindung.»
    «Ich habe nicht die Absicht, neue Bindungen einzugehen.»
    «Prahle nicht, wenn die Götter zuhören!» sagte er.
    Sie richtete

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