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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Clifford, ja, zum armen, verkrüppelten Clifford. Er war wenigstens nicht so idiotisch wie dies umherschwärmende Ferienpack.
    In ihrem Herzen aber blieb sie mit dem anderen Mann in Berührung. Sie durfte diese Berührung mit ihm nicht verlieren, sie durfte sie nicht verlieren, sonst war sie selber verloren, verloren in dieser Welt gesindelhafter, aufwendiger Vergnügungssüchtiger. Oh, diese Vergnügungssucht! Oh, dies «Amüsieren! amüsieren!». Auch so eine moderne Krankheit.
    Sie ließen das Auto in Mestre, in einer Garage, und fuhren mit dem regelmäßig verkehrenden Dampfer nach Venedig hinüber: Es war ein herrlicher Sommernachmittag, das seichte Lagunenwasser plätscherte dahin, der leuchtende Sonnenschein ließ Venedig, das ihnen über das Wasser hin den Rücken zukehrte, ganz verschwimmen.
    Am Bahnhofskai stiegen sie in eine Gondel um und gaben dem Mann die Adresse. Er war ein gewöhnlicher Gondoliere, nicht sehr gut aussehend, keineswegs beeindruckend.
    «Ja! Die Villa Esmeralda! Ja! Ich weiß Bescheid. Ich bin der Gondoliere für einen Herrn dort gewesen. Aber sie liegt ziemlich weit außerhalb.»
    Er schien ein recht kindischer, ungestümer Kerl zu sein. Er ruderte mit einer gewissen übertriebenen Heftigkeit durch die dunklen Seitenkanäle mit den scheußlichen, grünschleimigen Mauern – durch die Kanäle, die die ärmeren Viertel durchziehen, wo die Wäsche hoch oben an Leinen hängt und ein leichter – oder starker – Geruch nach Kloaken herrscht.
    Aber endlich stieß er auf einen der offenen Kanäle vor, die gepflasterte Straßen zu beiden Seiten haben und hoch sich wölbende Brücken und die ganz gerade und in rechtem Winkel in den Canal Grande münden. Die beiden Frauen saßen unter einer kleinen Markise, der Mann stand über ihnen, hinter ihrem Rücken.
    «Bleiben die Signoras lange in der Villa Esmeralda?» fragte er, während er müheloser das Ruder bediente und sich sein schwitzendes Gesicht mit einem weiß-blauen Taschentuch abwischte.
    «Zwanzig Tage ungefähr – wir sind beide verheiratet», erwiderte Hilda mit ihrer seltsam verhuschten Stimme, die ihr Italienisch so fremd klingen ließ.
    «Ah so! Zwanzig Tage!» sagte der Mann. Dann entstand eine Pause. Danach fragte er: «Wünschen die Signoras einen Gondoliere für die zwanzig Tage oder so, die sie in der Villa Esmeralda verbringen? Oder tageweise einen? Oder wochenweise?»
    Connie und Hilda überlegten. In Venedig ist es immer ganz ratsam, seine eigene Gondel zu haben, ebenso, wie es ratsam ist, auf dem Festland einen eigenen Wagen zu haben.
    «Was gibt es denn in der Villa? Was für Boote?»
    «Ein Motorboot ist da und auch eine Gondel. Aber –» Das ‹Aber› hieß: beides würde nicht ausschließlich für euch da sein.
    «Wieviel nehmen Sie?»
    Es handelte sich um ungefähr 30 Shilling am Tag oder 10 Pfund die Woche.
    «Ist das der festgesetzte Preis?» fragte Hilda.
    «Weniger, Signora, weniger. Der festgesetzte Preis –»
    Die Schwestern überlegten.
    «Gut», sagte Hilda dann, «kommen Sie morgen vormittag, dann wollen wir es besprechen. Wie heißen Sie?»
    Er hieß Giovanni, und er wollte wissen, um welche Zeit er kommen sollte, und auch, was er sagen solle, auf wen er warte. Hilda hatte keine Karte. Connie gab ihm eine von sich. Er warf einen flüchtigen Blick darauf mit seinen heißen, südländischen blauen Augen, dann noch einen.
    «Ah!» sagte er, und sein Gesicht leuchtete auf. «Mylady! Mylady! Nicht wahr?»
    «Mylady Constanza», sagte Connie.
    Er nickte und wiederholte: «Mylady Constanza!» und steckte die Visitenkarte sorgsam in seine Bluse.
    Die Villa Esmeralda lag beträchtlich weit draußen, am Rand der Lagune, nach Chioggia zu. Es war kein sehr altes Haus, sehr hübsch, mit Terrassen, die aufs Meer hinaussahen, und einem großen Garten darunter mit dunklen Bäumen, der zur Lagune hin von einer Mauer begrenzt war.
    Ihr Gastgeber war ein schwerer, ruppiger Schotte, der sich vor dem Krieg ein erkleckliches Vermögen in Italien zusammengescharrt hatte und wegen seines Ultrapatriotismus während des Krieges geadelt worden war. Seine Frau war eine hagere, bleiche, scharfe Person, die kein eigenes Vermögen besaß, dafür aber die Plage hatte, ihren Gatten bei seinen reichlich schmutzigen amourösen Großtaten zu zügeln. Er war recht verdrießlich für sie – wegen der Dienstboten. Aber da er im Winter einen leichten Schlaganfall erlitten hatte, war jetzt besser mit ihm auszukommen.
    Das Haus war hübsch

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