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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Teller auf das Tablett und ging die Treppe hinab. Constance hörte, wie er den Gartenpfad hinunterging. Eine Fahrradklingel bimmelte.
    «Morgen, Mr.   Mellors! Ein eingeschriebener Brief!»
    «Ach so. Haben Sie einen Bleistift?»
    «Hier!»
    Eine Pause trat ein.
    «Kanada!» sagte die Stimme des Fremden.
    «Hm, ein Kamerad von mir ist drüben in Britisch-Kolumbien. Wüßte nicht, was der zum Einschreiben haben sollte.»
    «Vielleicht hat er Ihnen ein Vermögen vermacht.»
    «Sieht eher so aus, als ob er was will.»
    Pause.
    «Na – also – schöner Tag heute!»
    «Hm.»
    «Morgen!»
    «Morgen!»
    Nach einer Weile kam er wieder die Treppe herauf; er sah ein wenig verärgert aus.
    «Der Postbote», sagte er.
    «Sehr früh!» meinte sie.
    «Muß immer die Runde über Land machen. Meistens kommt er schon um sieben – wenn er überhaupt kommt.»
    «Hat dein Kamerad dir nun ein Vermögen vermacht?»
    «Nein! Nur ein paar Fotografien und Dokumente über ein Grundstück in Britisch-Kolumbien.»
    «Wolltest du dorthin gehen?»
    «Ich hab gedacht, wir könnten’s vielleicht tun.»
    «O ja! Ich stelle es mir herrlich vor.»
    Doch das Erscheinen des Postboten hatte ihn irritiert.
    «Diese verdammten Radfahrer – sie überfallen einen, bevor man überhaupt weiß, woran man ist. Hoffentlich hat er nichts gemerkt.»
    «Aber was sollte er denn gemerkt haben?»
    «Du mußt jetzt aufstehen und dich fertigmachen. Ich geh nur ein bißchen raus, mich umschauen.»
    Sie sah, wie er mit Hund und Gewehr den Heckenweg auskundschaftete. Sie ging hinunter und wusch sich, und als er zurückkam, war sie fertig und hatte ihre paar Habseligkeiten wieder in den kleinen Seidenbeutel gesteckt.
    Er schloß ab, und sie brachen auf, doch sie gingen durch den Wald, nicht über den Heckenweg. Er war auf der Hut.
    «Glaubst du nicht, daß man für solche Stunden lebt wie diese Nacht?» fragte sie.
    «Ja. Aber man muß auch an die anderen Stunden denken», erwiderte er ziemlich kurz.
    Sie trotteten weiter den überwachsenen Pfad entlang, er ging voran, sie schwiegen.
    «Aber wir werden zusammen leben und ein gemeinsames Leben haben, nicht?» bat sie.
    «Ja», sagte er und ging weiter, ohne sich umzusehen. «Wenn es soweit ist. Gerade jetzt gehst du ja weg – nach Venedig oder sonstwohin.»
    Stumm ging sie hinter ihm her, und ihre ganze Freude schwand. Oh, jetzt empfand sie es als Zwang, wegzufahren!
    Endlich blieb er stehen. «Ich wühl mich jetzt mal hier durch», sagte er und wies zur Rechten.
    Doch sie schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn.
    «Aber du hebst mir deine Zärtlichkeit auf, nicht wahr?» flüsterte sie. «Die letzte Nacht war so schön. Du hebst mir deine Zärtlichkeit auf, bitte!»
    Er küßte sie und hielt sie einen Augenblick lang fest an sich gedrückt. Dann seufzte er und küßte sie noch einmal.
    «Ich muß gehen und schauen, ob das Auto da ist.»
    Er stieg über die niedrigen Brombeerranken und das Farngestrüpp und ließ eine Spur zwischen den Wedeln zurück. Ein paar Minuten lang war er fort. Dann kam er wieder.
    «Das Auto ist noch nicht da», sagte er, «aber der Bäckerwagen ist auf der Straße.»
    Er machte einen ängstlichen und unruhigen Eindruck.
    «Horch!»
    Sie hörten ein Auto näher kommen und leise hupen. Auf der Brücke bremste es.
    In jämmerlichem Elend stolperte sie in seiner Spur durch das Farnkraut und kam zu einer hohen Stechpalmenhecke. Er war unmittelbar hinter ihr.
    «Hier! Geh hier durch!» sagte er und wies auf eine Lücke. «Ich komme nicht mit raus.»
    Verzweifelt sah sie ihn an. Aber er küßte sie und drängte sie zum Gehen. In kläglichem Jammer kroch sie durch die Hecke und unter dem Holzzaun durch, stolperte den kleinen Graben hinab und dann hinauf auf den Heckenweg, wo Hilda gerade verärgert aus dem Wagen stieg.
    «Ach, da bist du ja!» sagte Hilda. «Und wo ist er ?»
    «Er kommt nicht.»
    Connies Gesicht war von Tränen überflutet, als sie mit ihrem kleinen Beutel ins Auto kletterte. Hilda holte die Autokappe mit der tarnenden Brille hervor.
    «Setz sie auf!» sagte sie. Und Connie legte sich die Verkleidung an, dann den langen Automantel, und sie setzte sich, ein brillenglotzendes unmenschliches, unkenntliches Wesen. Mit sachlicher Bewegung ließ Hilda den Motor an. Sie steuerten aus dem Weg heraus und brausten davon über die Chaussee. Connie hatte sich umgedreht, aber von ihm war nichts mehr zu sehen. Fort! Fort! In bitteren Tränen saß sie da. Die Trennung war so jäh

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