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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Kind. Das war ihre ureigene Angelegenheit und das einzige, mit dem es ihr in ihrer merkwürdigen, weiblichen Art bis auf den Grund ihrer Seele ernst war. Sie würde es nicht mit irgendeinem Hergelaufenen riskieren, sie nicht! Fast zu jedem Zeitpunkt konnte man einen Liebhaber finden, aber einen Mann, mit dem man ein Kind zeugen wollte … abwarten, abwarten – das war eine ganz andere Sache. «Geht hin in die Straßen und Gassen Jerusalems …» Es ging nicht um Liebe, es ging um einen Mann . Wirklich, man konnte ihn sogar hassen. Aber wenn er ein Mann war, was würde dann Haß ausmachen? Diese Sache betraf einen anderen Teil ihres Seins.
    Es hatte geregnet, wie gewöhnlich, und die Wege waren zu durchweicht für Cliffords Stuhl, aber Connie wollte hinaus. Sie ging jetzt jeden Tag allein hinaus, meist in den Wald, wo sie wirklich allein war. Sie traf niemanden dort.
    An diesem Tag jedoch wollte Clifford dem Heger einen Auftrag übermitteln lassen, und da der Hausbursche mit einer Grippe darniederlag – irgendwer schien immer Grippe zu haben auf Wragby –, sagte Connie, daß sie am Forsthaus vorbeigehen würde.
    Die Luft war weich und tot, wie wenn die ganze Welt allmählich stürbe. Grau und klebrigfeucht und still. Sogar bei den Bergwerken rührte sich nichts, denn die Gruben arbeiteten jetzt mit verkürzter Zeit, und heute waren sie ganz stillgelegt. Das Ende aller Dinge! Im Wald war alles leblos und starr; große Tropfen nur fielen mit hohlem, leisem Aufprall aus den kahlen Zweigen. Und zwischen den alten Bäumen hing Grau, Grau, hoffnungslose Trägheit, Leere.
    Connie ging verloren dahin. Aus dem alten Wald kam eine alte Schwermut über sie, die sie beschwichtigte, die besser war als die harsche Fühllosigkeit der Außenwelt. Sie liebte die Innerlichkeit dieses stehengebliebenen Waldstücks, die karge Schweigsamkeit der Bäume. Sie waren eine Macht der Stille und doch lebendige Gegenwart. Auch sie warteten – warteten beharrlich, gleichmütig und strömten die Kraft der Stille aus. Vielleicht warteten sie nur auf das Ende: gefällt zu werden, fortgeschafft zu werden – auf das Ende des Forstes, für sie das Ende aller Dinge. Aber vielleicht bedeutete ihr kraftvolles, aristokratisches Schweigen, das Schweigen mächtiger Bäume – vielleicht bedeutete es etwas anderes.
    Als sie aus dem Wald trat, auf der Nordseite, stand das Haus des Hegers vor ihr, ein ziemlich dunkler Ziegelbau, mit Giebeln und einem wohlgeformten Schornstein; es sah unbewohnt aus, so still und allein lag es da. Doch ein Rauchfaden stieg aus dem Kamin, und der kleine, umzäunte Garten vor dem Haus war umgegraben und sehr sauber gehalten. Die Tür war geschlossen.
    Nun, da sie hier war, empfand sie eine kleine Scheu vor dem Mann mit den seltsamen, tiefblickenden Augen. Es war ihr unangenehm, ihm Befehle zu überbringen, und ihr war danach zumute, wieder umzukehren. Leise klopfte sie, aber niemand kam. Sie klopfte wieder, auch diesmal nicht laut. Keine Antwort. Sie sah durchs Fenster in den dunklen kleinen Raum mit seiner fast finsteren Abgeschlossenheit, die keinen Eindringling duldete.
    Connie stand dort und lauschte, und ihr schien, als höre sie Laute von der Rückseite des Hauses. Da es ihr nicht gelang, sich bemerkbar zu machen, war ihre Unternehmungslust angespornt; so leicht würde sie sich nicht geschlagen geben.
    Sie ging also ums Haus herum. Der Boden dahinter stieg steil an, der Hof lag deshalb tief; er war von einer niedrigen Steinmauer umfriedet. Connie bog um die Hausecke und verhielt den Schritt. In dem kleinen Hof, wenige Meter vor ihr, stand der Mann und wusch sich, vollkommen arglos. Er war nackt bis zum Gürtel, seine Manchesterhose war über die schmalen Hüften geglitten. Und sein weißer, biegsamer Rücken beugte sich über eine große Schüssel seifigen Wassers, in die er den Kopf tauchte; dann schüttelte er ihn mit einer wunderlichen, schnellen kleinen Bewegung, hob die schlanken weißen Arme und wischte sich das Seifenwasser aus den Ohren – rasch, wendig wie ein Wiesel mit dem Wasser spielend und vollkommen allein. Connie machte kehrt, rannte um die Hausecke zurück in den Wald hinein. Obwohl sie sich dagegen wehrte – sie war getroffen. Ein Mann nur, der sich wusch! Alltäglich genug, weiß der Himmel!
    Doch auf seltsame Weise war es ein traumhaftes Erlebnis; es hatte sie mitten in den Leib getroffen. Sie hatte gesehen, wie die plumpe Hose niederglitt über die reinen, schmalen weißen Hüften, an denen ein

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