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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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einfache, schlagende Antwort.
    Wenn man jung war, zeigte man eben die Zähne, biß zu und hielt fest, bis das Geld aus dem Unsichtbaren zu fließen begann; es war eine Frage der Kraft. Es war eine Frage des Willens; eine feine, unmerkliche, kraftvolle Emanation des Willens aus dem Selbst brachte einem die geheimnisvolle Nichtigkeit des Geldes: ein Wort auf einem Stück Papier. Es kam einer Magie gleich, und gewiß war es ein Triumph. Die Hundsgöttin! Schön also, wenn man sich schon prostituieren mußte, dann in Gottes Namen mit der Hundsgöttin! Man konnte sie immer verachten, auch während man sich ihr hingab, und das war gut.
    Clifford natürlich hatte noch viele kindische Tabus und Fetische. Er wollte, daß man ihn für «wirklich gut» hielt, und das war ein anmaßender Unsinn. Wirklich gut war, was einschlug. Es nützte nichts, wirklich gut zu sein und damit sitzenzubleiben. Es schien so, als ob die meisten «wirklich guten» Leute den Anschluß verpaßt hatten. Letzten Endes lebte man nur einmal, und wenn man den Anschluß verpaßte, blieb man eben auf der Strecke, zusammen mit den übrigen verkrachten Existenzen.
    Connie erwog, einen Winter mit Clifford in London zu verbringen – den nächsten Winter. Er und sie hatten den Anschluß ganz gut erreicht, und so mochten sie wohl ein Weilchen erster Klasse fahren und das auch zeigen.
    Das Schlimmste war, daß Clifford dazu neigte, zerstreut und geistesabwesend zu werden und zeitweilig in gedankenleere, depressive Stimmungen zu tauchen. Das war die Wunde, die seiner Psyche zugefügt worden war und die nun zum Vorschein kam. Connie hätte am liebsten geschrien. O Gott, wenn der Mechanismus des Bewußtseins nicht mehr funktionieren wollte – was sollte man dann tun? Verflucht, dies alles – man tat, was man konnte! Sollte man denn ganz und gar im Stich gelassen werden?
    Zuweilen weinte sie bitterlich, aber selbst während sie weinte, sagte sie sich: Dumme Gans, Taschentücher naßheulen! Als ob dich das irgendwie weiterbringen würde!
    Nach der Sache mit Michaelis hatte sie den Entschluß gefaßt, nichts mehr zu wollen. Das schien ihr die einfachste Lösung des sonst Unlösbaren zu sein. Sie wollte nicht mehr als das, was sie hatte; nur wollte sie mit dem, was sie hatte, vorankommen: mit Clifford, den Geschichten, Wragby, dem Lady-Chatterley-Dasein, Geld und Ruhm, soweit das vorhanden war – sie wollte mit all diesem vorankommen. Liebe, Sexus, all dies Zeug – nichts als Wassereis. Schluck’s runter und vergiß es! Wenn du dich nicht im Geist daran klammerst, ist es nichts. Besonders der Sexus – nichts! Sieh dem Problem fest ins Auge, und du hast es gelöst. Sexus und ein Cocktail: sie hatten beide dieselbe Dauer, dieselbe Wirkung und liefen auf dasselbe hinaus.
    Aber ein Kind, ein kleines Kind! Das rief noch eine Empfindung in einem wach. Sie wollte sehr behutsam an dies Experiment herangehen. Es mußte genau erwogen werden, wer der Mann dafür werden sollte, und es war seltsam: es gab in der ganzen Welt nicht einen, von dem man Kinder wollte. Kinder von Mick! Abschreckende Vorstellung! Da konnte man ebensogut mit einem Karnickel zeugen. Tommy Dukes? … er war sehr nett, aber irgendwie konnte man ihn nicht mit einem Kind, mit einer anderen Generation in Zusammenhang bringen. Er endete in sich selbst. Und auch unter all den anderen in Cliffords erklecklichem Bekanntenkreis gab es keinen Mann, der nicht ihre Verachtung hervorrief, wenn sie daran dachte, ein Kind von ihm zu haben. Es gab etliche, die als Liebhaber durchaus möglich gewesen wären, sogar Mick. Aber Kinder mit ihnen zu haben – niemals! Erniedrigender, scheußlicher Gedanke.
    So, das wäre es also.
    Trotz allem aber verlor Connie das Kind nicht aus dem Auge. Abwarten! Abwarten! Sie würde die Generationen der Männer durchsieben und schauen, ob sich nicht einer finden ließe. – «Gehet hin in die Straßen und Gassen Jerusalems und sehet, ob ihr einen Mann finden könnt.» Es war unmöglich gewesen, im Jerusalem des Propheten auch nur einen Mann zu finden, obgleich es Tausende männlichen Geschlechts gab. Aber ein Mann! C’est une autre chose!
    Sie stellte sich vor, daß er vielleicht ein Ausländer sein müsse – kein Engländer, noch weniger ein Ire. Ein richtiger Ausländer.
    Aber abwarten, abwarten! Im nächsten Winter würde sie Clifford bewegen, nach London zu gehen; im übernächsten würde sie ihn für Südfrankreich, für Italien erwärmen. Abwarten! Sie hatte keine Eile mit dem

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