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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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in ein nahes Brombeergesträuch.
    «Da!»
    Connie sah hin, und tatsächlich, dort lag eine große schwarze Katze, scheußlich ausgestreckt und blutbespritzt.
    «Oh!» rief sie angewidert aus.
    «Sie hat gewildert, Euer Gnaden!» sagte der Mann spöttisch.
    Zornig sah sie ihn an. «Kein Wunder, daß das Kind weint», sagte sie, «wenn Sie sie erschossen haben, als es dabeistand. Kein Wunder, daß es weint!»
    Er sah in Connies Augen – wortlos, verächtlich, ohne seine Gefühle zu verbergen. Und wieder errötete Connie; sie spürte, daß sie eine Szene gemacht hatte und daß der Mann keinen Respekt zeigte.
    «Wie heißt du denn?» fragte sie das Kind scherzend. «Willst du mir nicht sagen, wie du heißt?»
    Schniefen; dann sehr geziert, mit piepsender Stimme: «Connie Mellors!»
    «Connie Mellors! Das ist aber ein hübscher Name! Und du kamst mit deinem Papa her, und er hat dann die Mieze erschossen? Aber es war eine böse Mieze!»
    Das Kind sah sie prüfend an, mit dreisten dunklen Augen, taxierte sie und ihr Mitleid.
    «Ich wollte bei meiner Oma bleiben», sagte das kleine Mädchen.
    «Wolltest du? Aber wo ist deine Oma?»
    Das Kind hob einen Arm und wies den Weg hinunter: «Im Haus!»
    «Im Haus! Und du möchtest gern zurück zu ihr?»
    Jähes, bebendes Schaudern in erinnerungsträchtigem Schluchzen. «Ja!»
    «Na, komm, soll ich dich hinbringen? Soll ich dich zu deiner Oma bringen? Dann kann dein Papa tun, was er tun muß.» Sie wandte sich dem Mann zu. «Das ist Ihre kleine Tochter, nicht?»
    Er grüßte militärisch und machte eine leichte, bejahende Bewegung mit dem Kopf.
    «Ich denke, ich kann sie nach Hause bringen?»
    «Wenn Euer Gnaden wünschen!»
    Wieder sah er ihr in die Augen, mit diesem ruhigen, forschenden, fernen Blick. Ein Mann, der sehr allein war und auf sich gestellt.
    «Möchtest du mit mir zum Haus kommen, zu deiner Oma, mein Schatz?»
    Das Kind lugte wieder zu ihr herauf. «Ja!» antwortete es geziert.
    Connie mochte es nicht, dies verzogene, falsche kleine Weibsbild. Trotzdem wischte sie ihm das Gesicht ab und nahm seine Hand. Der Waldhüter salutierte schweigend.
    «Guten Morgen», sagte Connie.
    Es waren ungefähr anderthalb Kilometer bis zum Forsthaus, und Connie senior fand Connie junior bald ziemlich lästig, bis endlich das malerische kleine Haus des Waldhüters in Sicht kam. Das Kind steckte voller Mätzchen wie ein kleiner Affe und war ungeheuer von sich eingenommen.
    Die Tür des Häuschens stand offen, und innen klapperte irgend etwas. Connie zögerte, und das Kind entschlüpfte ihrer Hand und lief ins Haus.
    «Oma! Oma!»
    «Nanu, bist schon wieder zurück?»
    Die Großmutter war gerade dabei, den Ofen zu schwärzen – es war Samstagmorgen. Sie kam in ihrer Sacktuchschürze an die Tür, eine Schwärzbürste in der Hand und einen schwarzen Schmierfleck auf der Nase. Sie war eine kleine, ziemlich verhutzelte Frau.
    «Ach, du liebe Güte!» sagte sie und wischte sich hastig mit dem Arm übers Gesicht, als sie Connie draußen stehen sah.
    «Guten Morgen», sagte Connie. «Sie weinte, und da habe ich sie nach Haus gebracht.»
    Die Großmutter sah sich schnell nach dem Kind um:
    «Ja wieso, wo war’n der Papa?»
    Das kleine Mädchen hängte sich an den Rock der Großmutter und zierte herum.
    «Er war da», sagte Connie, «aber er hat eine wildernde Katze erschossen, und das Kind hat sich darüber aufgeregt.»
    «Ach, das wär aber nicht nötig gewesen, daß Sie sich so viel Mühe gemacht haben, Lady Chatterley, wirklich! Wirklich, das war sehr nett von Ihnen, aber Sie hätten sich nicht die Mühe machen sollen. Hat man so was schon gesehen!» Die Alte wandte sich zum Kind: «Macht sich die gnädige Lady Chatterley so viel Mühe deinetwegen! Das hätte sie nicht tun sollen.»
    «Es war keine Mühe, nur ein Spaziergang», sagte Connie lächelnd.
    «Oh, wirklich, das war zu freundlich von Ihnen, wirklich! Sie hat also geweint! Ich hab gewußt, daß was passieren wird, daß die nicht weit kommen werden. Sie hat Angst vor ihm, das ist es. Er ist fast wie ’n Fremder für sie, einfach ’n Fremder, und ich glaube nicht, daß sie jemals gut auskommen werden. Er ist so komisch.»
    Connie wußte nicht, was sie darauf sagen sollte.
    «Guck mal, Oma!» blökte das Kind.
    Die alte Frau sah auf das Sixpence-Stück in der Hand des kleinen Mädchens nieder.
    «Sixpence noch dazu! Nein, Euer Gnaden, das hätten Sie nicht tun sollen, wirklich nicht. Na, weißt du, Lady Chatterley ist aber gut zu dir!

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