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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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reden, gebe ich auf», sagte Olive.
    «Sicherlich ist das Spirituelle das einzige an uns, um das es sich lohnt», meinte Winterslow.
    «Spirituosen!» sagte Jack und trank seinen Whisky-Soda.
    «Glaubst du? Gib mir die Auferstehung des Leibes!» rief Dukes. «Aber sie wird kommen, mit der Zeit, wenn wir den zerebralen Stein ein Stückchen beiseite geschoben haben und das Geld und all das andere. Dann kriegen wir eine Demokratie des Herzens statt einer Demokratie des Geldsacks.»
    Irgend etwas echote in Connie: «Gib mir die Demokratie des Herzens, die Auferstehung des Leibes!» Sie wußte überhaupt nicht, was das heißen sollte, aber es tröstete sie, wie sinnlose Dinge es zuweilen können.
    Gleichviel war alles schrecklich dumm, und es langweilte sie bis zur Verzweiflung – alles, Clifford, Tante Eva, Olive und Jack und Winterslow und sogar Dukes. Gerede, Gerede, Gerede! Was für eine Tortur war es, dies ständige Geplapper!
    Und dann, als alle fort waren, ging es ihr nicht besser. Sie blieb im alten Trott, aber Erbitterung und Empörung hatten ihren Körper gepackt, es gab kein Entrinnen. Die Tage schleppten sich seltsam schmerzvoll dahin, doch nichts geschah. Sie wurde nur immer magerer; sogar die Wirtschafterin merkte es und fragte sie danach. Und sogar Tommy Dukes bestand darauf, daß es ihr nicht gutginge, obgleich sie sagte, alles sei in Ordnung mit ihr. Nur – sie fing an, sich vor den gräßlichen weißen Grabsteinen zu fürchten – vor dieser sonderbaren, widerwärtigen Weiße carrarischen Marmors, ekelerregend wie falsche Zähne –, die aus dem Hügelhang unterhalb der Kirche von Tevershall ragten und die sie vom Park aus mit so hämischer Deutlichkeit sehen konnte. Das Fletschen dieser scheußlichen falschen Zähne, dieser Grabsteine auf dem Hügel, löste schauriges Entsetzen bei ihr aus. Sie hatte das Gefühl, daß die Zeit nicht mehr fern lag, da sie dort begraben sein würde, eine mehr in der grausigen Schar unter den Grabplatten und Gedenksteinen, hier, in den garstigen Midlands.
    Sie brauchte Hilfe, und sie wußte das; so schickte sie einen kleinen cri de cœur zu ihrer Schwester Hilda aus: «Ich fühle mich in letzter Zeit nicht wohl, und ich weiß nicht, was mit mir ist.»
    Hilda kam schnurstracks von Schottland herunter, wo sie ihre Zelte aufgeschlagen hatte. Sie kam im März, allein, am Steuer eines munteren kleinen Zweisitzers. Sie fuhr die Auffahrt herauf, hupte die Steigung hinan und brauste dann um das Grasoval, wo die beiden hohen wilden Buchen standen, auf der ebenen Fläche vorm Haus.
    Connie war auf die Stufen hinausgerannt. Hilda schaltete den Motor ab, stieg aus und umarmte ihre Schwester.
    «Aber Connie!» rief sie. «Was ist denn los?»
    «Nichts», antwortete Connie ziemlich verlegen, aber sie wußte, wie sehr sie gelitten hatte, im Gegensatz zu Hilda. Die Schwestern hatten beide die gleiche goldenschimmernde Haut und weiches braunes Haar und den gleichen natürlich kräftigen, warmblütigen Körperbau. Aber Connie war jetzt dünn und sah erdig aus, und ihr Hals ragte mager und gelblich aus dem Pullover.
    «Aber du bist krank, Kind!» rief Hilda mit der weichen, ein wenig atemlosen Stimme, die beiden Schwestern gemein war. Hilda war nicht ganz zwei Jahre älter als Connie.
    «Nein, nicht krank. Vielleicht hab ich einfach genug», entgegnete Connie ein wenig pathetisch.
    Streitlust leuchtete aus Hildas Gesicht: so weich und still sie auch schien, war sie doch eine Frau von der alten Amazonenart, nicht geschaffen, sich Männern anzupassen.
    «Dies scheußliche Haus!» sagte sie leise und umfaßte das arme alte, verrottete Wragby mit einem Blick regelrechten Hasses. Sie sah weich und warm aus, wie eine reife Birne, und sie war eine Amazone vom alten Schlag.
    Gelassen ging sie zu Clifford hinein. Er dachte, wie hübsch sie aussähe, aber zugleich zog er sich zurück vor ihr. Die Familie seiner Frau besaß nicht seinen Stil noch seine gesellschaftlichen Umgangsformen. Er hielt sie für Außenseiter, aber wenn sie einmal nach innen vordrangen, ließen sie ihn durch den Reifen springen.
    Er saß aufrecht und gepflegt in seinem Stuhl, sein Haar glatt und blond, sein Gesicht frisch, die blauen Augen blaß und ein wenig vorgewölbt, seine Miene undurchdringlich, doch wohlerzogen. Hilda fand sie mürrisch und stumpfsinnig, und er wartete. Er machte einen sehr sicheren, selbstbewußten Eindruck, aber Hilda war es einerlei, was für einen Eindruck er machte; sie war in Harnisch, und wenn

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