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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Sonne! Du brauchst Leben! Mein Gott, du verkümmerst ja! Komm mit! Komm nach Afrika! Ach, zum Teufel mit Sir Clifford! Laß ihn sausen und komm mit mir! Ich heirate dich, sowie er sich scheiden läßt. Komm mit und probier mal das Leben! Lieber Gott, dies Wragby muß ja jeden umbringen. Scheußlicher Ort! Ekelhafter Ort! Bringt jeden um! Komm weg mit mir in die Sonne! Sonne – das ist es, was du brauchst, natürlich, und ein bißchen normales Leben!»
    Aber Connies Herz stand einfach still bei dem Gedanken, Clifford auf der Stelle zu verlassen. Sie konnte nicht. Nein, nein! Sie konnte einfach nicht. Sie mußte nach Wragby zurückkehren.
    Michaelis war böse. Hilda mochte ihn nicht, aber fast zog sie ihn Clifford vor. So fuhren die Schwestern zurück in die Midlands.
    Hilda sprach mit Clifford, der noch immer gelbe Augäpfel hatte, als sie zurückkamen. Auch er war überanstrengt, auf seine Weise; aber er mußte sich alles anhören, was Hilda sagte, alles, was der Doktor gesagt hatte, was Michaelis gesagt hatte, nicht – versteht sich –, und während des Ultimatums saß er stumm da.
    «Hier ist die Adresse eines guten Dieners; er war bei einem invaliden, leider im vorigen Monat gestorbenen Patienten unseres Arztes. Er ist wirklich sehr gut und wird bestimmt kommen.»
    «Aber ich bin kein Invalide, und ich will keinen Diener haben», sagte Clifford, der arme Teufel.
    «Und hier sind die Adressen von zwei Frauen; eine von ihnen habe ich kurz kennengelernt, sie würde ihre Sache gut machen – eine Frau von vielleicht fünfzig: ruhig, kräftig, freundlich und auf ihre Weise kultiviert …»
    Clifford trotzte nur und antwortete nicht.
    «Also gut, Clifford, wenn wir uns bis morgen nicht geeinigt haben, telegrafiere ich Vater, und wir nehmen Connie hier weg.»
    «Wird Connie denn gehen?» fragte Clifford.
    «Sie will nicht, aber sie weiß, daß sie muß. Mutter starb an Krebs, weil sie sich so aufgerieben hatte. Wir wollen lieber kein Risiko eingehen.»
    Und so schlug Clifford am nächsten Tag Mrs.   Bolton vor, die Gemeindeschwester von Tevershall. Anscheinend hatte Mrs.   Betts sich ihrer erinnert. Mrs.   Bolton zog sich gerade von ihren Gemeindepflichten zurück, um private Pflegestellen zu übernehmen. Clifford hatte eine merkwürdige Angst davor, sich den Händen einer Fremden auszuliefern, aber diese Mrs.   Bolton hatte ihn einst gepflegt, als er Scharlach gehabt hatte, und er kannte sie.
    Die beiden Schwestern suchten umgehend Mrs.   Bolton auf, die in einem fast neuen, für Tevershall geradezu vornehmen Reihenhaus wohnte. Sie fanden sich einer ansehnlichen Mittvierzigerin in Pflegerinnentracht gegenüber – weißer Kragen, eine Schürze –, sie war dabei, sich in ihrem kleinen, vollgestellten Wohnzimmer einen Tee zu bereiten.
    Mrs.   Bolton war höchst aufmerksam und höflich, schien sehr nett zu sein, sprach mit leichtem Verschleifen, doch ein schwerfällig korrektes Englisch, und da sie etliche Jahre lang die kranken Bergleute unter ihrer Fuchtel gehabt hatte, verfügte sie über eine hohe Meinung von ihrer Person und ein erkleckliches Maß an Selbstbewußtsein. Kurz, sie gehörte auf bescheidene Weise der herrschenden Klasse im Dorf an und war sehr angesehen.
    «Ja, Lady Chatterley sieht wirklich nicht gut aus! Dabei war sie doch immer so gut beieinander, nicht wahr? Aber den ganzen Winter über ist sie immer magerer geworden! O ja, es ist schwer, das kann man wohl sagen. Der arme Sir Clifford! Ach, dieser Krieg, der hat viel auf dem Gewissen!»
    Und Mrs.   Bolton wollte sofort nach Wragby kommen, wenn Dr.   Shardlow sie gehen ließe. Eigentlich müsse sie noch vierzehn Tage lang ihr Amt als Gemeindeschwester ausüben, aber man würde vielleicht einen Ersatz für sie finden, nicht wahr.
    Hilda ging sofort zu Dr.   Shardlow, und am nächsten Sonntag fuhr Mrs.   Bolton mit zwei Koffern in Leivers Wagen auf Wragby vor. Hilda sprach mit ihr; Mrs.   Bolton war stets bereit zum Reden. Und sie wirkte so jung! Wie hitzig ihr das Blut in die sonst so bleichen Wangen steigen konnte! Und das mit siebenundvierzig.
    Ihr Mann, Ted Bolton, war vor zweiundzwanzig Jahren in der Grube umgekommen, Weihnachten vor zweiundzwanzig Jahren, gerade zur Weihnachtszeit, und hatte sie mit zwei Kindern zurückgelassen, eines davon war noch ein Baby. Oh, das Baby war jetzt verheiratet – Edith –, mit einem jungen Mann von Boots-Drogerie in Sheffield. Die andere war Lehrerin in Chesterfield, sie kam übers Wochenende

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