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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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war nicht darauf erpicht, nach London zu gehen und von Lady Bennerley in die feine Gesellschaft eingeführt zu werden. Sie selbst kam sich nämlich nicht so fein vor, es war ihr nicht interessant. Und sie fühlte die merkwürdige, abtötende Kälte unter allem – wie die Erde von Labrador, die fröhliche kleine Blumen auf der Oberfläche trägt und einen halben Meter darunter gefroren ist.
    Tommy Dukes war auf Wragby und noch ein Mann, Harry Winterslow, und Jack Strangeways mit seiner Frau Olive. Die Unterhaltung war viel oberflächlicher als sonst, wenn nur die Kumpane da waren, und alle langweilten sich ein bißchen, denn das Wetter war schlecht, und so gab es nur das Billardspiel und, wenn man tanzen wollte, das Pianola.
    Olive las gerade ein Buch über die Zukunft, in der Babies in Flaschen gezüchtet wurden und Frauen «immunisiert» waren.
    «Feine Sache das!» sagte sie. «Dann kann die Frau ihr eigenes Leben führen.» Strangeways wollte Kinder, und sie wollte keine.
    «Wie würde es Ihnen gefallen, wenn Sie immunisiert wären?» fragte Winterslow sie mit einem häßlichen Lächeln.
    «Ich hoffe, daß ich es bin – von Natur aus», erwiderte sie. «Jedenfalls wird in der Zukunft mehr Vernunft herrschen, und die Frau hat es nicht nötig, sich von ihren Funktionen verschleißen zu lassen.»
    «Vielleicht wird sie dann überhaupt ins Weltall entschweben», warf Dukes ein.
    «Ich finde, eine ausreichende Zivilisation müßte eine Menge physischer Unzulänglichkeiten beheben», sagte Clifford. «All dies Getue um die Liebe zum Beispiel; es könnte ebenso gut wegfallen. Vermutlich würde es das, wenn wir Babies in Flaschen züchten könnten.»
    «Nein!» schrie Olive. «Das würde einem um so mehr freies Spiel beim Spaß lassen!»
    «Ich möchte glauben», sagte Lady Bennerley nachdenklich, «daß etwas anderes an die Stelle träte, wenn’s das Getue um die Liebe nicht mehr gäbe. Morphium vielleicht. Ein wenig Morphium in der Luft – wunderbar erfrischend würde das für jeden sein!»
    «Die Regierung müßte sonnabends ein wenig Äther in die Luft verspritzen für ein unbeschwertes Wochenende!» sagte Jack. «Das klingt ganz schön, aber was wird am Mittwoch aus uns?»
    «Solange man seinen Körper vergessen kann, ist man glücklich», sagte Lady Bennerley, «und in dem Augenblick, wo man sich seiner bewußt wird, ist man jämmerlich dran. Deshalb muß eine einigermaßen taugliche Zivilisation uns unseren Körper vergessen helfen; dann streicht die Zeit glücklich vorbei, ohne daß wir es wissen.»
    «Uns helfen, unseren Körper überhaupt loszuwerden», fügte Winterslow hinzu, «es wird langsam Zeit, daß man anfängt, seine Natur zu verbessern, besonders ihre physische Seite.»
    «Stellt euch vor, wir schwebten wie Zigarettenrauch», sagte Connie.
    «Das wird nicht eintreten», sagte Dukes dazu. «Unser alter Kahn wird untergehen; unsere Zivilisation zusammenbrechen. Sie wird in eine bodenlose Grube fallen, in einen Abgrund. Und, glaubt mir, die einzige Brücke über den Abgrund wird der Phallus sein!»
    «Oh, weiter, weiter! Seien Sie nur unmöglich, General!» schrie Olive.
    «Ich glaube auch, unsere Zivilisation wird zusammenbrechen», sagte Tante Eva.
    «Und was wird danach kommen?» fragte Clifford.
    «Ich habe keine blasse Ahnung, aber irgendwas wird schon kommen, nehme ich an», erwiderte die würdige Dame.
    «Connie sagt, Menschen wie Schwaden aus Rauch, und Olive sagt, immunisierte Frauen und Babies in Flaschen, und Dukes sagt, der Phallus ist die Brücke zu dem, was als nächstes kommt. Ich möchte wissen, wie es nun wirklich sein wird», sagte Clifford.
    «Oh, machen Sie sich keine Gedanken! Lassen Sie uns das Heute leben», sagte Olive. «Nur beeilt euch mit der Brutflasche und laßt uns arme Frauen in Ruhe!»
    «Möglich, daß es in der nächsten Phase sogar richtige Männer gibt», sagte Tommy, «richtige, intelligente, normale Männer und normale, nette Frauen! Wäre das nicht eine Abwechslung, eine gewaltige Neuerung nach uns? Wir sind keine Männer, und die Frauen sind keine Frauen. Wir sind nur zerebrale Notbehelfe, mechanische und intellektuelle Experimente. Möglich, daß es eine Zivilisation mit echten Männern und Frauen geben wird, statt unserer kleinen Schar von Klugrednern, die alle auf der Intelligenzstufe Siebenjähriger stehen. Das würde sogar bei weitem erstaunlicher sein als Menschen aus Rauch oder Babies in Flaschen.»
    «Oh, wenn die Leute anfangen, von richtigen Frauen zu

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