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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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nicht weiter ausbreiten konnten und die Pflanze verkümmerte. Ruhig, kunstvoll entwirrte sie jetzt das Geschlinge seines und ihres Bewußtseins, riß sanft die Fäden entzwei, einen nach dem andern, geduldig, ungeduldig, endlich freizukommen. Doch das Band einer solchen Liebe ist viel schwerer zu lösen als die meisten anderen Bande; obgleich Mrs.   Boltons Einzug eine große Hilfe gewesen war.
    Clifford jedoch wünschte noch immer die alten Abende vertrauten Gesprächs mit Connie, wollte reden oder laut vorlesen. Aber jetzt konnte sie es so einrichten, daß Mrs.   Bolton um zehn hereinkam und sie störte. Um zehn Uhr konnte Connie hinaufgehen und allein sein. Clifford war bei Mrs.   Bolton in guten Händen.
    Mrs.   Bolton saß mit Mrs.   Betts, der Wirtschafterin, in deren Zimmer, da sich alle gut vertrugen. Und es war seltsam, wieviel näher die Dienerschaftsräume gerückt zu sein schienen: bis vor Cliffords Arbeitszimmer – während sie vorher doch so weit entfernt waren. Denn Mrs.   Betts saß zuweilen bei Mrs.   Bolton im Zimmer, und Connie hörte dann ihre gedämpften Stimmen und fühlte gleichsam, wie ein starkes Vibrieren der Arbeit draußen fast in die Wohnräume drang, wenn sie und Clifford allein waren. So verändert war Wragby allein schon durch Mrs.   Boltons Einzug.
    Und Connie fühlte sich erlöst, in eine andere Welt versetzt; ihr war, als atme sie anders. Doch noch immer war ihr angst bei dem Gedanken, wie viele ihrer Wurzeln, lebenswichtige vielleicht, mit denen Cliffords verflochten waren. Trotzdem, sie atmete freier, ein neues Kapitel ihres Lebens brach an.

ACHTES KAPITEL
    Mrs.   Bolton hatte ein sorgendes Auge auf Connie; sie fühlte, daß auch sie unter ihren weiblichen und dienstlichen Schutz genommen werden mußte. Ständig drängte sie Ihre Gnaden dazu, einen Spaziergang zu machen, nach Uthwaite zu fahren, an die Luft zu gehen. Denn Connie hatte sich angewöhnt, still am Kamin zu sitzen, so zu tun, als lese sie, oder lustlos zu nähen und kaum mehr hinauszugehen.
    Es war ein windiger Tag bald nach Hildas Abreise, als Mrs.   Bolton sagte: «Warum machen Sie denn nicht mal einen Spaziergang durch den Wald und sehen sich die Narzissen hinter dem Forsthaus an? Sie sind der hübscheste Anblick weit und breit. Und Sie könnten ein paar in Ihr Zimmer stellen, wilde Narzissen sehen immer so freundlich aus, finden Sie nicht?»
    Connie nahm es wohlmeinend hin. Wilde Narzissen! Schließlich konnte man nicht immer im eigenen Saft schmoren. Es wurde wieder Frühling … «Jahreszeiten kehren wieder, doch kehrt mir nicht der Tag zurück, noch das süße Nah’n von Abend und Morgen.»
    Und der Heger – sein schlanker weißer Leib, wie der einsame Stempel einer unsichtbaren Blume. Sie hatte ihn vergessen in ihrer unsagbaren Traurigkeit. Aber jetzt erwachte etwas in ihr … «Bleich hinter Tor und Schwelle» … und sie mußte Tor und Schwelle hinter sich lassen.
    Sie fühlte sich kräftiger, sie konnte besser ausschreiten, und im Wald war der Wind nicht so ermüdend wie im Park, wo er sich ihr entgegenwarf. Sie wollte vergessen, die Welt vergessen und all die fäulnistragenden Menschen. «Ihr müsset wiedergeboren werden! Ich glaube an die Auferstehung des Leibes! Ehe denn das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt, wird es nicht keimen. Wenn der Krokus hervorkommt, will auch ich hervorkommen und die Sonne sehen!» Im Märzwind glitten solche Phrasen endlos durch ihr Bewußtsein.
    Kleine Fahnen aus Sonnenlicht wehten seltsam hell und entzündeten das Schellkraut am Waldrand, unter den Haselruten – gelb und leuchtend flimmerte es dort. Und der Wald war still, ganz still, durchweht nur von der einfallenden Sonne. Die ersten Windröschen waren da, und der ganze Wald schien bleich von der Blässe unzähliger kleiner Anemonen, die den rissigen Boden übersprenkelten. «Die Welt ist blaß geworden unter deinem Atem.» Doch diesmal war es der Atem Persephones; sie war der Hölle entwichen an einem kalten Morgen. Kalter Windhauch strömte daher, und oben tobte zornig der Sturm, dort, wo er sich in den Zweigen verfangen hatte. Auch der Wind hatte sich verfangen und versuchte sich loszureißen, wie Absalom. Wie verfroren die Anemonen aussahen – nackt und weiß hoben sich ihre Schultern aus Röckchen von Grün. Doch sie hielten stand. Und ein paar erste blasse Schlüsselblumen am Wegrand auch, und gelbe Knospen, die sich gerade entfalteten.
    Das Tosen und Rütteln war oben, nach unten gelangten

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