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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Stämmen gezimmert war. Und sie war nie zuvor hier gewesen! Sie erriet, daß sie an den stillen Platz gekommen war, wo die jungen Fasane aufgezogen wurden; der Heger kniete in Hemdsärmeln da und hämmerte. Mit kurzem, scharfem Bellen trottete der Hund heran, und der Heger hob jäh das Gesicht und sah sie. In seinem Blick lag Überraschung.
    Er richtete sich auf und grüßte und beobachtete sie schweigend, während sie mit weichen Knien näher kam. Ihr Eindringen verdroß ihn, denn er hütete seine Einsamkeit als die einzige, die letzte Freiheit seines Lebens.
    «Ich wollte gern wissen, woher das Gehämmer kam», sagte sie und fühlte sich schwach und atemlos und fürchtete sich ein wenig vor ihm, wie er sie so durchdringend ansah.
    «Ich mach die Brutkörbe fertig für die Jungen», sagte er in breitem Dialekt.
    Sie wußte nicht, was sie reden sollte, und fühlte sich kraftlos.
    «Ich würde mich so gern ein bißchen hinsetzen», sagte sie.
    «Kommen Sie und setzen Sie sich in die Hütte», schlug er vor und ging ihr voraus; er schob ein paar Holzstücke und anderes Zeug beiseite und zog einen ländlichen Stuhl aus Haselstöcken heran.
    «Soll ich Ihnen ein kleines Feuer machen?» fragte er im naiven Tonfall des Dialekts.
    «Oh, machen Sie sich keine Mühe», erwiderte sie.
    Aber sie sah auf ihre Hände nieder: ganz blau waren sie. Und so raffte er rasch ein paar Lärchenzweige zusammen und trug sie zu der kleinen Ziegelfeuerstelle in der Ecke, und einen Augenblick später züngelten gelbe Flammen den Rauchfang hinauf. Dann bereitete er ihr einen Platz neben dem Ziegelherd.
    «Setzen Sie sich ein bißchen hierher und wärmen Sie sich auf», sagte er.
    Sie gehorchte ihm. Er besaß diese sonderbare, beschützende Autorität, der sie auf der Stelle gehorchte. So setzte sie sich nieder und wärmte ihre Hände am Flammenschein und legte Holzscheite aufs Feuer, indes er draußen weiterhämmerte. Sie wollte im Grunde nicht abgeschoben in einem Winkel am Feuer sitzen; sie hätte ihm viel lieber von der Tür aus zugesehen, aber man kümmerte sich um sie, und so mußte sie sich fügen.
    Es war ganz behaglich in der Hütte; ungefirnißtes Tannenholz zog sich an den Wänden hin, und außer ihrem Stuhl standen noch ein Schemel und ein klobiger Tisch darin, und eine Hobelbank war da, eine große Kiste, Werkzeuge, neue Bretter, Nägel, und an den Haken hingen viele Dinge: eine Axt, ein Beil, Fallen, irgend etwas in Säcken, seine Jacke. Es gab kein Fenster, das Licht kam durch die offene Tür herein. Es war wie in einem Ramschladen, und gleichzeitig hatte es etwas von einer kleinen Freistatt.
    Sie lauschte dem Klopfen seines Hammers; es klang nicht mehr so heiter. Er war bedrückt. Seine Abgeschlossenheit war durchbrochen worden – gefährlich durchbrochen. Eine Frau! Er hatte den Punkt erreicht, wo er nichts anderes auf der Welt mehr wollte als allein sein. Und doch war er machtlos, sich seine Abgeschlossenheit zu bewahren; er war Bediensteter, und diese Leute waren seine Herren.
    Ganz besonders wollte er nicht wieder mit einer Frau in Berührung kommen. Er hatte Angst davor, denn er hatte noch eine klaffende Wunde von alten Verbindungen her. Er fühlte, wenn er nicht allein sein konnte und man ihn nicht in Ruhe ließ, würde er sterben. Seine Abkapselung gegen die Außenwelt war vollständig; seine letzte Zuflucht war dieser Wald. Sich hier verbergen!
    Connie wurde es warm am Feuer, das sie hatte zu groß werden lassen; dann wurde ihr heiß. Sie ging hinüber zur Tür, setzte sich auf den Schemel und beobachtete den Mann bei der Arbeit. Er schien keine Notiz von ihr zu nehmen, aber er wußte, daß sie da war. Er tat weiter seine Arbeit, als ginge er ganz darin auf, und der braune Hund saß neben ihm und überwachte die Welt, der man nicht trauen konnte.
    Schlank, ruhig und behend zimmerte der Mann den Brutkäfig zu Ende, den er gerade in Arbeit hatte, drehte ihn um, probierte die Schiebetür aus und stellte ihn beiseite. Dann stand er auf, holte sich einen alten Brutkasten und nahm ihn mit hinüber zum Hackklotz, an dem er arbeitete. Er hockte sich wieder nieder und prüfte die Stäbe; einige zerbrachen unter seinen Händen; er machte sich daran, die Nägel herauszuziehen. Dann stellte er den Käfig hochkant und überlegte und ließ sich nicht im geringsten anmerken, daß er sich der Anwesenheit der Frau bewußt war.
    Connie beobachtete ihn unverwandt. Und dieselbe abgeschiedene Einsamkeit, die sie an ihm bemerkt hatte, als er

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