Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
Vom Netzwerk:
amüsieren. Und Sie können ihnen auch keinen Ernst beibringen . Die Ernsten werfen sich in Abendanzüge und gehen ins Palee und geben an vor einer Menge Mädchen und tanzen diesen neuen Charleston, und ich weiß nicht, was sonst noch alles. Ich bin sicher, manchmal ist der Bus voll von jungen Leuten in Abendanzügen – lauter Jungs aus dem Bergwerk –, die zum Palee unterwegs sind. Ganz zu schweigen von denen, die mit ihren Mädchen in Autos oder auf Motorrädern hinfahren. Sie haben für nichts einen ernsten Gedanken übrig – außer für die Doncaster-Rennen und das Derby; alle, wie sie da sind, wetten sie nämlich auf jedem Rennen. Und Fußball! Aber sogar Fußball ist nicht mehr das, was es war – bei weitem nicht mehr. Es ähnelt viel zu sehr harter Arbeit, sagen sie. Nein, sie fahren lieber nach Sheffield oder Nottingham, jeden Samstag nachmittag, auf ihren Motorrädern.»
    «Aber was machen sie, wenn sie da sind?»
    «Oh, lungern rum – trinken Tee in irgendeinem feinen Teerestaurant wie dem ‹Mikado› zum Beispiel –, gehen mit irgendeinem Mädchen ins Tanzcafé oder ins Kino oder ins Varieté. Die Mädchen sind ebenso frei wie die Jungs. Sie tun gerade, was sie wollen.»
    «Und was machen sie, wenn sie das Geld für diese Dinge nicht haben?»
    «Sie scheinen es irgendwie zu kriegen. Und dann fangen sie an, unangenehm zu reden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie hier Bolschewismus aufkommen lassen wollen, wenn doch alles, was die Burschen wollen, nur Geld ist, um sich zu amüsieren; und mit den Mädchen ist es dasselbe: hübsche Kleider – an was anderem liegt denen nichts. Sie haben nicht Verstand genug, um Sozialisten zu sein. Sie haben nicht genügend Ernst, um irgend etwas wirklich ernst zu nehmen, und sie werden ihn nie haben.»
    Connie dachte, wie sehr doch die unteren Klassen den übrigen glichen. Überall dasselbe, ob Tevershall oder Mayfair oder Kensington. Heutzutage gab es nur eine einzige Klasse: Geldleute. Der Geldmann und das Geldmädchen. Der einzige Unterschied war, wieviel man hatte und wieviel man wollte.
    Unter Mrs.   Boltons Einfluß fing Clifford an, neues Interesse an den Gruben zu nehmen. Er gewann das Gefühl, daß er dazugehörte. Neues Selbstbewußtsein regte sich in ihm. Schließlich war er der wirkliche Herr in Tevershall, er war das Bergwerk. Es war ein neues Machtgefühl, etwas, dem er bislang voller Schrecken ausgewichen war.
    Die Tevershaller Kohlenlager schrumpften zusammen. Es gab nur noch zwei Zechen: Tevershall selbst und New London. Tevershall war einmal ein berühmter Schacht gewesen und hatte berühmt viel Geld eingebracht. Aber seine besten Zeiten waren vorüber. New London war nie sehr üppig gewesen und kam zu gewöhnlichen Zeiten einigermaßen anständig durch. Aber jetzt waren die Zeiten schlecht, und Gruben wie New London rentierten sich nicht mehr.
    «’ne Menge Tevershaller sind nach Stacks Gate und Whiteover rübergegangen», sagte Mrs.   Bolton. «Sie haben die neuen Werkanlagen in Stacks Gate wohl noch nicht gesehen, die nach dem Krieg in Betrieb gesetzt worden sind, Sir Clifford? Oh, Sie müssen irgendwann einmal hinfahren, die sind was ganz Neues: ungeheure, große chemische Werke am Grubenkopf – sieht überhaupt nicht wie ’ne Zeche aus. Es heißt, daß man mehr Geld mit den chemischen Nebenprodukten gewinnt als mit der Kohle – ich hab vergessen, was es war. Und die schönen neuen Häuser für die Leute, lauter schicke Wohnblocks! Aber eine Menge Tevershaller sind dageblieben und machen ihre Sache gut, viel besser als unsere Leute hier. Man sagt, mit Tevershall sei es zu Ende, Schluß, aus: nur noch eine Frage von ein paar Jahren, und sie müßten ihren Laden zumachen. Und New London noch eher. Finden Sie nicht auch, es wird komisch sein, wenn keine Grube in Tevershall mehr in Betrieb ist. Es ist schon schlimm genug, wenn Streik ist, aber wenn sie für immer schließen, wird es wie das Ende der Welt sein. Sogar als ich ein Mädchen war, war es die beste Grube im Land, und ein Mann schätzte sich glücklich, wenn er hier arbeiten konnte. O doch, in Tevershall hat sich’s schon verdienen lassen. Und jetzt sagen die Leute, es ist ein sinkendes Schiff und es würde Zeit, daß man aussteigt. Klingt das nicht gräßlich! Aber natürlich gibt es ’ne Menge, die nicht eher gehen, als bis sie müssen. Sie mögen diese neumodischen Gruben nicht, so tief sind die, und in Gang gehalten werden sie mit lauter Maschinen. Ein paar von ihnen

Weitere Kostenlose Bücher