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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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anderen Kampf einzutreten, die Hundsgöttin durch die brutalen Mittel industrieller Produktion zu erobern. Ihn stach der Hafer. Mrs.   Bolton machte in gewisser Weise einen Mann aus ihm, etwas, was Connie nie getan hatte. Connie hielt ihn abseits und machte ihn empfindsam und seiner selbst und seines Standes bewußt. Mrs.   Bolton brachte ihm nur äußere Dinge zum Bewußtsein. Er fing an, innerlich wachsweich zu werden. Aber äußerlich wurde er tatkräftig.
    Er schwang sich sogar dazu auf, wieder einmal zu den Gruben zu fahren; und als er da war, fuhr er in einem Förderkorb hinunter und ließ sich durch die Grubengänge ziehen. Dinge, die er vor dem Krieg gelernt hatte und ganz vergessen zu haben schien, fielen ihm jetzt wieder ein. Er saß da im Förderkorb, ein Krüppel, und ließ sich vom Bergwerksmeister mit einer starken Lampe das Flöz zeigen. Und er sprach wenig. Aber in seinem Kopf begann es zu arbeiten.
    Er las wieder seine technischen Arbeiten über Kohlenbergbau, studierte die Regierungsberichte und las sorgfältig die jüngsten deutschen Aufzeichnungen über Gewinnung und chemische Verarbeitung von Kohle und Schiefer. Natürlich wurden die wertvollsten Entdeckungen möglichst geheimgehalten. Aber wenn man einmal anfing, das Gebiet des Kohlenbergbaus zu erforschen, Studien zu treiben über die Methoden und Mittel, über die Nebenprodukte und die chemischen Möglichkeiten der Kohle, verblüffte einen die Findigkeit und der fast unheimliche Scharfsinn des modernen technischen Geistes – wie wenn der Teufel selber den technischen Wissenschaftlern der Industrie höllische Kräfte verliehen hätte: Es war viel interessanter als Kunst, als Literatur, als all dies armselige, gefühlvolle, unsinnige Zeug – viel interessanter war sie, die technische Wissenschaft der Industrie. Die Menschen kamen Göttern gleich auf diesem Gebiet, Dämonen, waren befähigt zu Entdeckungen und kämpften darum, sie zu machen. In dieser geistigen Leistung hatten die Menschen jedes berechenbare geistige Alter überschritten. Aber Clifford wußte, wenn es auf die emotionale und menschliche Seite ankam, standen diese Selfmademen im geistigen Alter von dreizehn Jahren, waren sie schwächliche kleine Jungen. Die Diskrepanz war ungeheuer und erschreckend.
    Aber einerlei. Mochte der Mensch in emotionaler und «menschlicher» Hinsicht in allgemeinen Schwachsinn fallen – Clifford interessierte das nicht. Mochte das alles zum Teufel gehen. Ihm war nur an der Technik des modernen Kohlenbergbaus gelegen und daran, Tevershall aus der Klemme zu helfen.
    Tag für Tag fuhr er zur Grube, er studierte, er hielt den Generaldirektor und den Übertagemeister und den Untertagemeister und die Ingenieure in Atem, wie sie es sich nie hätten träumen lassen. Macht! Er spürte, wie ein neues Machtgefühl ihn durchströmte: Macht über all diese Männer, über die Hunderte und aber Hunderte von Bergleuten. Er lernte, er begriff, und er nahm die Zügel in die Hand.
    Und es war, als würde er neu geboren. Jetzt kam Leben in ihn! An Connies Seite starb er langsam ab, in diesem abgesonderten, zurückgezogenen Dasein der Kunst und des Intellekts. Das alles mochte jetzt sein, wie es wollte, mochte jetzt ruhen. Er fühlte einfach Leben in sich hineinfluten aus der Kohle, aus der Grube. Sogar die schale Luft des Schachts gefiel ihm besser als Sauerstoff. Sie gab ihm ein Gefühl der Macht, Macht. Er tat etwas; und er hatte vor, etwas zu tun. Er hatte vor, zu gewinnen, zu gewinnen – nicht, wie er mit seinen Geschichten gewonnen hatte, nicht bloße Popularität, zu der ein ganzes Sappensystem an Energie und Bosheit nötig war. Sondern einen männlichen Sieg.
    Anfangs glaubte er, die Lösung liege in der Elektrizität, in der Umwandlung der Kohle zu elektrischer Kraft. Dann kam ihm ein neuer Gedanke. Die Deutschen hatten eine neue Lokomotive konstruiert, mit automatischer Fütterung, so daß kein Heizer mehr nötig war. Und sie wurde mit einem neuen Brennstoff betrieben, der bei großer Hitzeentwicklung, unter besonderen Voraussetzungen, in kleinen Mengen verbrannte.
    Der Gedanke, daß es einen neuen, konzentrierten Brennstoff gab, der bei starker Hitzeentwicklung mit langsamer Hartnäckigkeit verbrannte, nahm Clifford zunächst gefangen. Es mußte schon einen anderen äußeren Antrieb bei der Verbrennung solchen Materials geben als die bloße Luftzufuhr. Er fing zu experimentieren an und nahm sich einen tüchtigen jungen Mann zu Hilfe, der sich als

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