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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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schwöre, ihm schwöre, ihn nicht zu verlassen, ihn nicht allein zu lassen.
    «Clifford», sagte sie – aber das war, als sie schon den Schlüssel zur Hütte hatte –, «möchtest du wirklich, daß ich irgendwann ein Kind hätte?»
    Er sah sie an, verstohlene Angst in den vorgewölbten, blassen Augen.
    «Es würde mir nichts ausmachen, wenn es zwischen uns nichts änderte», erwiderte er.
    «Was nicht änderte?» fragte sie.
    «Dich und mich; unsere Liebe zueinander. Wenn es daran rührte, dann würde ich entschieden dagegen sein. Immerhin könnte ich ja eines Tages auch ein eigenes Kind haben!»
    Sie sah ihn verblüfft an.
    «Ich meine, irgendwann, eines Tages, könnte ich doch wieder in der Lage dazu sein.»
    Sie starrte ihn noch immer in höchstem Erstaunen an, und ihm wurde es unbehaglich.
    «Du willst also nicht, daß ich ein Kind habe?» fragte sie.
    «Ich sage dir doch», entgegnete er schnell, wie ein in die Enge getriebener Hund, «ich bin ganz dafür, vorausgesetzt, es ändert nichts an deiner Liebe zu mir. Wenn es an der etwas ändert, dann bin ich strikt dagegen.»
    Connie konnte nur schweigen in kalter Furcht und Verachtung. Solches Gerede war wirklich das Brabbeln eines Schwachsinnigen. Er wußte nicht mehr, wovon er sprach.
    «Oh, es würde an meinen Gefühlen für dich nichts ändern», sagte sie mit einem gewissen Sarkasmus.
    «Das meine ich!» rief er. «Das ist das Wesentliche. Wenn es so ist, dann habe ich nicht das geringste dagegen. Ich denke, es würde schrecklich nett sein, ein Kind im Haus herumlaufen zu haben und zu fühlen, daß man eine Zukunft dafür aufbaut. Ich hätte dann etwas, für das ich trachten und streben könnte, und ich wüßte, daß es dein Kind ist, nicht wahr, Liebling? Und es würde gerade so sein, als wäre es mein eigenes. In diesen Dingen kommt es nämlich nur auf dich an. Das weißt du doch, nicht wahr, Liebling? Ich zähle nicht, ich bin eine Null. Du bist das große ‹Ich bin› in meinem Leben. Das weißt du doch, nicht wahr? Ich meine, soweit es mich betrifft. Ich meine, ich bin nur für dich da, sonst bin ich ein absolutes Nichts. Ich lebe für dich und für deine Zukunft. Für mich selbst bin ich nichts.»
    Connie hörte sich alles mit wachsendem Jammer und Abscheu an. Das war eine der grauenhaften Halbwahrheiten, die das menschliche Dasein vergiften. Welcher Mann, der seine fünf Sinne beisammen hat, würde so etwas zu einer Frau sagen? Aber die Männer haben ihre Sinne nicht beisammen. Welcher Mann mit einem Funken Ehre würde einer Frau diese grauenhafte Bürde der Verantwortung aufladen und sie dann allein lassen in der Leere?
    Nicht genug – eine halbe Stunde später hörte Connie, wie Clifford mit Mrs.   Bolton sprach, sich mit heißer, erregter Stimme in leidenschaftsloser Leidenschaftlichkeit der Frau enthüllte, als sei sie ihm halb Geliebte, halb Pflegemutter. Und Mrs.   Bolton kleidete ihn sorgfältig in den Abendanzug, denn es waren wichtige Geschäftsfreunde zu Besuch.
    Connie hatte zuweilen wirklich das Empfinden, sie müsse sterben. Ihr war, als würde sie zerschmettert von gespenstischen Lügen und von der überwältigenden Grausamkeit des Schwachsinns. Cliffords sonderbare Geschäftstüchtigkeit schüchterte sie in gewisser Hinsicht ein, und seine Eröffnung, daß er sie im geheimen anbete, versetzte sie in panisches Entsetzen. Es gab nichts zwischen ihnen. Sie rührte ihn nicht einmal mehr an, und er berührte sie niemals mehr. Er nahm nicht einmal ihre Hand und hielt sie liebevoll. Nein, und weil sie völlig außer jeder Berührung waren, quälte er sie mit dem Geständnis seiner Vergötterung. Das war die Grausamkeit äußerster Impotenz. Und ihr war, als müsse sie den Verstand verlieren oder sterben.
    Sie floh, so oft sie nur konnte, in den Wald. Eines Nachmittags, als sie grübelnd am John’s Well saß und dem kalten Sprudeln des Wassers zusah, kam der Heger auf sie zu.
    «Ich hab Ihnen einen Schlüssel anfertigen lassen, Mylady!» sagte er, grüßte und reichte ihr den Schlüssel.
    «Ich danke Ihnen vielmals!» sagte sie aufgeschreckt.
    «Die Hütte ist nicht sehr sauber, wenn Ihnen das nichts ausmacht», sagte er, «ich habe fortgeräumt, was ich konnte.»
    «Aber ich habe Sie nicht behelligen wollen!» sagte sie.
    «Oh, macht mir nichts aus. In ungefähr einer Woche setze ich die Hennen. – Aber sie werden schon keine Angst haben vor Ihnen. Ich muß dann morgens und abends nach ihnen sehen, aber ich werde Sie nicht mehr stören,

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