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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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als unbedingt sein muß.»
    «Aber Sie stören mich gar nicht», sagte sie bittend. «Ich möchte lieber gar nicht erst zur Hütte gehen, wenn ich im Weg bin.»
    Er sah sie mit seinen durchdringenden blauen Augen an. Er schien freundlich, aber fern. Wenigstens war er bei Verstand und gesund, wenn er auch mager war und schlecht aussah. Ein Husten machte ihm zu schaffen.
    «Sie haben Husten», sagte sie.
    «Es ist nichts – eine Erkältung. Von der letzten Lungenentzündung habe ich einen Husten zurückbehalten, ist aber nicht wichtig.»
    Er hielt sich fern von ihr und wollte nicht näher kommen.
    Sie ging ziemlich oft zur Hütte, am Morgen oder am Nachmittag, doch er war nie da. Zweifellos ging er ihr absichtlich aus dem Weg. Er wollte sich seine Abgeschlossenheit bewahren.
    Er hatte die Hütte aufgeräumt, den kleinen Tisch und den Stuhl vor die Feuerstelle gesetzt, einen niedrigen Stapel Späne und kleiner Scheite aufgeschichtet, die Werkzeuge und Fallen so weit als möglich beiseite geräumt – sich ausgelöscht. Draußen, am Rand der Lichtung, hatte er aus Zweigen und Stroh ein niedriges, flaches Dach gebaut, einen Schutz für die Vögel, und darunter standen die fünf Brutkäfige. Und eines Tages, als sie dorthin kam, fand sie zwei braune Hennen wachsam und wütig in den Körben sitzen, auf Fasaneneiern, und sie plusterten sich stolz und waren tief eingesponnen in die Wärme des schweren weiblichen Blutes. Connie brach es fast das Herz. Sie selbst war so verloren und ungenutzt, überhaupt kein weibliches Wesen, nur ein Spielball für den Schrecken.
    Und dann waren bald alle fünf Käfige von Hennen besetzt, drei braunen, einer grauen und einer schwarzen. Alle waren sie gleich, alle plusterten sie sich breit auf den Eiern, in der weichen, nistenden Gewichtigkeit des weiblichen Triebes, der weiblichen Natur, spreiteten ihr Gefieder. Und mit glitzernden Augen beobachteten sie Connie, als sie vor ihnen niederkauerte, und sie stießen kurze, scharfe, gluckende Laute aus vor Zorn und Aufregung, doch hauptsächlich aus weiblicher Ungehaltenheit, daß man ihnen nahe kam.
    Connie fand Korn in der Futterkiste der Hütte. Sie streckte es den Hennen auf ihrer Hand hin. Sie wollten es nicht fressen. Nur eine Henne hackte mit bösem kleinem Schnabel nach ihrer Hand, und Connie fürchtete sich ein bißchen. Aber sie sehnte sich danach, ihnen etwas zu geben, den brütenden Müttern, die weder fraßen noch tranken. Sie brachte Wasser in einer kleinen Büchse und war entzückt, als eine der Hennen davon trank.
    Sie kam jetzt jeden Tag zu den Hennen – sie waren das einzige in der Welt, das ihr Herz erwärmte. Cliffords Beteuerungen füllten sie mit Kälte von Kopf bis Fuß. Mrs.   Boltons Stimme füllte sie mit Kälte und auch das Getön der Geschäftsleute, die zu Besuch kamen. Ein gelegentlicher Brief von Michaelis durchschauerte sie mit dem gleichen Frostgefühl. Ihr war, als müsse sie unweigerlich sterben, wenn es noch länger so ginge.
    Doch es war Frühling, und die blauen Hyazinthen sprossen im Wald; die Blattknospen der Haselsträucher falteten sich auf wie ein grüner Sprühregen. Wie schrecklich war es, daß Frühling sein sollte und alles kalten Hetzens war, kalten Herzens! Nur die Hennen, die sich so wunderbar auf den Eiern plusterten, waren warm mit ihren heißen, brütenden, weiblichen Leibern! Connie war es, als lebe sie die ganze Zeit am Rand einer Ohnmacht dahin.
    Dann, eines Tages, eines herrlichen, sonnigen Tages mit großen Schlüsselblumenbüscheln unter dem Haselgesträuch und vielen Veilchen, die die Wege übersprenkelten, kam sie am Nachmittag zu den Brutkäfigen, und da stolzierte ein winzig kleines, freches Küken zierlich vor einem Käfig auf und ab, und das Mutterhuhn gluckte voll Entsetzen. Das zarte kleine Küken war graubraun und hatte eine dunkle Zeichnung, und es war in diesem Augenblick der lebensvollste kleine Funke der Schöpfung in sieben Königreichen. Connie kauerte sich verzückt nieder, um es zu beobachten. Leben, Leben! Reines, sprühendes, furchtloses, neues Leben! Neues Leben! So winzig und so vollkommen ohne Furcht! Selbst als es ein wenig unbeholfen in den Käfig zurückflüchtete und unter den Federn der Henne verschwand, den wilden Angstschreien der Mutter gehorchend, war es nicht wirklich furchtsam; es nahm es als Spiel, als das Spiel des Lebens. Denn einen Augenblick später lugte sein winziger, spitzer Kopf unter dem goldbraunen Gefieder der Henne hervor und äugte ins

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