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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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zuversichtsvoller Wärme lag er auf ihr.
    «Frierst du?» fragte er weich, leise, als wäre sie ganz nah, so nah. Und dabei war sie übergangen worden, fern.
    «Nein. Aber ich muß gehen», sagte sie ruhig.
    Er seufzte, preßte sie enger an sich und ließ dann von ihr, um auszuruhen.
    Er wußte nichts von ihren Tränen. Er dachte, sie sei dagewesen mit ihm.
    «Ich muß gehen», wiederholte sie.
    Er richtete sich auf, kniete sekundenlang neben ihr und küßte die Innenseite ihrer Schenkel, dann zog er ihren Rock herunter und knöpfte seine eigenen Kleider zu, achtlos, wandte sich nicht einmal zur Seite dabei in dem schwachen, schwachen Schein der Laterne.
    «Du mußt mal zu meinem Haus kommen», sagte er und sah mit warmem, sicherem, unbefangenem Gesicht auf sie nieder.
    Aber sie lag reglos da und starrte ihn an und grübelte. Ein Fremder, ein Fremder! Er stieß sie sogar ein wenig ab.
    Er zog seine Jacke an und suchte nach dem Hut, der heruntergefallen war – und hängte sich dann das Gewehr über die Schulter.
    «Dann komm», sagte er und sah mit seinen warmen, friedvollen Augen auf sie nieder.
    Sie stand langsam auf. Sie wollte nicht gehen. Sie wollte aber auch nicht bleiben. Er half ihr in den dünnen Regenmantel und achtete darauf, daß sie ordentlich aussah.
    Dann öffnete er die Tür. Draußen war es ganz dunkel. Der anhängliche Hund sprang freudig auf unter dem Vordach, als er ihn sah. Grau trieb der Regenschleier über die Finsternis hin. Es war ganz dunkel.
    «Ich muß die Laterne nehmen», sagte er, «es wird schon niemand unterwegs sein.»
    Er ging dicht vor ihr auf dem schmalen Weg; die schwankende Sturmlaterne leuchtete das nasse Gras an, die schwarz glänzenden, schlangengleichen Baumwurzeln und die bleichen Blumen im Dunkel. Alles andere war in grauen Regendunst und tiefe Schwärze gehüllt.
    «Du mußt irgendwann mal zu meinem Haus kommen», sagte er, «willst du? Ist ganz gleich, ob man uns als Schafe oder als Lämmer schlachtet.»
    Es war ihr rätselhaft, diese merkwürdige Beharrlichkeit, mit der er nach ihr verlangte; und dabei gab es doch nichts zwischen ihnen, und er sprach niemals richtig mit ihr, und gegen ihren Willen verdroß sie der Dialekt. Sein «Du mußt mal zu meinem Haus kommen» schien nicht ihr zu gelten, sondern irgendeiner gewöhnlichen Frau. Sie erkannte die Fingerhutblätter auf dem alten Reitweg und wußte ungefähr, wo sie waren.
    «Es ist Viertel nach sieben», sagte er, «Sie werden es noch schaffen.» Seine Stimme hatte sich geändert, er schien ihre Distanz zu spüren. Als sie um die letzte Wegbiegung kamen und auf die Haselnußwand und das Tor zugingen, blies er das Licht aus. «Von hier an können wir sehen», sagte er und nahm sie sanft beim Arm.
    Es war schwierig; die Erde unter ihren Füßen war ein Geheimnis, doch er suchte sich den Weg mit seinem Tritt – er war daran gewöhnt. Am Tor gab er ihr seine Taschenlampe. «Es ist ein bißchen heller im Park», sagte er, «aber nehmen Sie sie trotzdem, damit Sie nicht vom Weg abkommen.»
    Er hatte recht; es war, als breite sich ein grauer Geisterschein über die offenen Flächen des Parks. Plötzlich zog er sie wieder an sich und griff ihr unter das Kleid und suchte mit seiner feuchten, kalten Hand nach ihrem warmen Leib.
    «Ich könnte dafür sterben, eine Frau wie dich anzufassen», sagte er mit gepreßter Stimme. «Bleib noch eine Minute.»
    Sie spürte die jähe Kraft, mit der es ihn wieder nach ihr verlangte.
    «Nein, ich muß mich beeilen», sagte sie ein wenig heftig.
    «Natürlich», sagte er, plötzlich verändert, und ließ sie los.
    Sie wandte sich um, doch im selben Augenblick drehte sie sich ihm wieder zu und sagte: «Küß mich.»
    Verschwimmenden Gesichts neigte er sich über sie und küßte sie aufs linke Auge. Sie hielt ihm ihren Mund hin, und er berührte ihn sanft, zog seine Lippen aber sofort zurück. Er haßte Küsse auf den Mund.
    «Morgen komme ich wieder», sagte sie, während sie ging; «wenn ich kann», fügte sie dann hinzu.
    «Hm, aber nicht so spät», antwortete er ihr aus dem Dunkel. Sie konnte ihn schon nicht mehr sehen.
    «Gute Nacht», sagte sie.
    «Gut Nacht, Euer Gnaden», kam seine Stimme.
    Sie blieb stehen und sah zurück ins nasse Dunkel. Nur seine Umrisse konnte sie gerade noch erkennen. «Warum hast du das gesagt?» fragte sie.
    «Schon gut», erwiderte er. «Gute Nacht, lauf zu!»
    Sie tauchte in die dunkelgrau fühlbare Nacht. Die Hintertür stand offen, und ungesehen schlüpfte

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