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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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dazu», lachte Mrs.   Flint. «Nehmen Sie doch welche mit!»
    Und eifrig pflückte sie die gelbsamtenen Blumen. «Genug, genug!» wehrte Connie ab.
    Sie kamen ans kleine Gartentor.
    «Welchen Weg sind Sie gekommen?» fragte Mrs.   Flint. «Durchs Gehege.»
    «Lassen Sie mich sehen. Aha, die Kühe sind auf der Wacholderweide. Aber sie sind noch nicht oben. Das Gatter ist zu, Sie werden drüberklettern müssen.»
    «Ich kann klettern», sagte Connie.
    «Vielleicht kann ich mit Ihnen eben noch über die Weide gehen.»
    Sie schritten die magere, von Kaninchen abgegraste Wiese hinunter. Im Wald zwitscherten die Vögel in wildem, abendlichem Triumph. Ein Mann rief die letzten Kühe zusammen, die gemächlich über das niedergetretene Weidegras trotteten.
    «Heute abend sind sie spät dran mit dem Melken», sagte Mrs.   Flint streng. «Sie wissen genau, daß Luke erst heimkommt, wenn’s dunkel ist.»
    Sie kamen an den Zaun, hinter dem der junge Fichtenwald stand, dicht und nadelig. Ein kleines Gatter war dort, aber es war verschlossen. Auf der anderen Seite, im Gras, stand eine leere Flasche.
    «Das ist die Milchflasche vom Heger», erklärte Mrs.   Flint. «Wir bringen sie immer bis hierher, und dann holt er sie sich selber ab.»
    «Wann?» fragte Connie.
    «Oh, immer wenn er hier in der Gegend ist. Oft morgens. Ja, also, auf Wiedersehen, Lady Chatterley! Und, bitte, kommen Sie wieder. Es war eine solche Freude, Sie wiederzusehen.»
    Connie kletterte über den Zaun auf den schmalen Pfad, der zwischen den dichten, stacheligen jungen Fichten entlangführte. Mrs.   Flint rannte über die Weide zurück – einen Strohhut auf dem Kopf, denn sie war eine richtige Lehrerin. Constance mochte diesen dichten, neu aufgeforsteten Teil des Waldes nicht. Er war ihr unheimlich und schnürte ihr die Luft ab. Mit gesenktem Kopf lief sie weiter; sie dachte an das kleine Kind der Flints. Es war ein süßes kleines Ding, aber es würde ein bißchen krummbeinig werden, wie der Vater. Das war schon jetzt zu sehen, aber vielleicht würde es sich noch zurechtwachsen. Was für ein warmes, erfüllendes Gefühl, ein Kind zu haben, und wie Mrs.   Flint das zur Schau stellte! Sie besaß wenigstens etwas, das Connie nicht hatte und was ihr anscheinend auch versagt bleiben würde. Ja, Mrs.   Flint hatte sich gebrüstet mit ihrer Mutterschaft. Und Connie war ein bißchen eifersüchtig gewesen. Sie konnte nichts dafür.
    Erschrocken fuhr sie aus ihren Grübeleien auf und stieß einen kleinen Schrei aus: Ein Mann stand dort.
    Es war der Heger; er stand wie Bileams Esel auf dem Pfad und versperrte ihr den Weg.
    «Nanu», sagte er überrascht.
    «Wie kommst du denn hierher?» keuchte sie.
    «Und du? Warst du bei der Hütte?»
    «Nein! Nein! Ich war in Marehay.»
    Er sah sie sonderbar forschend an, und ein wenig schuldbewußt senkte sie den Kopf.
    «Und bist du jetzt auf dem Weg zur Hütte?» fragte er geradezu streng.
    «Nein. Ich kann nicht. Ich bin zu lange in Marehay geblieben. Niemand weiß, wo ich bin. Ich habe mich verspätet. Ich muß mich beeilen.»
    «Mir den Laufpaß geben, wie?» sagte er mit einem leichten, ironischen Lächeln.
    «Nein, nein, das ist es nicht. Nur –»
    «Ja, was dann?» sagte er. Und er kam zu ihr und legte den Arm um sie. Sie fühlte seinen Körper schrecklich nahe und lebendig.
    «Oh, nicht jetzt, nicht jetzt!» rief sie und versuchte ihn wegzustoßen.
    «Warum nicht? Es ist erst sechs. Du hast noch eine halbe Stunde Zeit. Nein, nein, ich will dich.»
    Er hielt sie fest, und sie spürte sein Drängen. Instinktiv kämpfte sie um ihre Freiheit. Aber irgend etwas in ihr war seltsam und träge und schwer. Sein Körper drängte sich an sie, und sie vermochte nicht mehr weiter zu kämpfen.
    Er sah sich um.
    «Komm – komm her! Hier durch!» sagte er und sah angespannt in die dichten jungen Fichten hinein, die nicht einmal mannshoch waren.
    Er drehte sich nach ihr um. Sie sah seine Augen – gespannt, glitzernd, wild, nicht liebend, doch sie hatte keinen Willen mehr. Sonderbare Gewichte hingen an ihren Gliedern. Sie gab nach. Sie gab auf. Er führte sie in ein Dickicht nadliger Bäume, das nur schwer zu durchdringen war, zu einem Platz, der ein wenig frei lag; tote Zweige stapelten sich dort. Er nahm ein paar trockene und warf sie auf die Erde, breitete seine Joppe und seine Weste darüber, und sie mußte sich niederlegen, unter die Äste des Baumes, wie ein Tier, und er wartete, stand dort in Hemd und Hose und beobachtete

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