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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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Hund und schlug mit einem weißen Tuch nach ihm, das sie gerade in der Hand hielt; dann kam sie auf Connie zu.
    «Sie hat mich doch sonst immer erkannt», sagte Connie, und sie gaben sich die Hand. Die Flints waren Pächter der Chatterleys.
    «Natürlich kennt sie Euer Gnaden! Sie muß sich nur aufspielen», sagte Mrs.   Flint – sie glühte und sah rot vor Verwirrung zu Connie auf. «Aber es ist so lange her, seit sie Sie gesehen hat. Ich hoffe sehr, es geht Ihnen besser.»
    «Ja, danke schön, es geht mir sehr gut.»
    «Wir haben Sie den ganzen Winter über kaum gesehen. Möchten Sie nicht hereinkommen und sich das Baby ansehen?»
    «Hm», Connie zögerte, «aber nur auf eine Minute.»
    Mrs.   Flint stürzte hastig hinein, um aufzuräumen, und Connie ging ihr langsam nach; in der ziemlich dunklen Küche summte ein Kessel auf dem Feuer – sie zögerte. Dann kam Mrs.   Flint zurück.
    «Ach, bitte, entschuldigen Sie mich!» sagte sie. «Wollen Sie hier hereinkommen?»
    Sie gingen ins Wohnzimmer, wo auf dem kleinen Flickenteppich vor dem Kamin ein Baby saß und der Tisch bäuerlich zum Tee gedeckt war. Ein junges Dienstmädchen drückte sich linkisch und schüchtern den Korridor entlang.
    Das Baby war ein freches kleines Ding von vielleicht einem Jahr, mit den roten Haaren seines Vaters und kecken blaßblauen Augen. Es war ein Mädchen und ließ sich durch nichts einschüchtern. Es saß zwischen Kissen, umgeben von Stoffpuppen und anderem Spielzeug in modernem Überfluß.
    «Mein Gott, ist sie süß!» sagte Connie. «Und wie groß sie geworden ist! So ein großes Mädchen!»
    Sie hatte dem Kind ein Umschlagtuch geschenkt, als es geboren wurde, und zu Weihnachten Zelluloidenten.
    «Guck mal, Josephine! Wer besucht dich denn da? Wer ist denn das, Josephine? Das ist doch Lady Chatterley – du kennst doch Lady Chatterley, nicht wahr?»
    Das komische, freche kleine Ding starrte Connie ungeniert an. Ladies waren ihr ziemlich einerlei.
    «Na komm doch! Komm doch her zu mir!» sagte Connie zu der Kleinen. Aber die dachte gar nicht daran, und so nahm Connie sie hoch und setzte sie sich auf den Schoß. Was für ein warmes, herrliches Gefühl das war, ein Kind auf dem Schoß zu halten – diese weichen kleinen Arme und die übermütigen, winzigen Beine!
    «Ich wollte mir gerade ohne viel Umstände eine Tasse Tee machen. Luke ist zum Markt gefahren, und da kann ich ihn mir machen, wann ich will. Würden Sie wohl eine Tasse mittrinken, Lady Chatterley? Ich bin sicher, es ist nicht das, was Sie gewöhnt sind, aber vielleicht möchten Sie doch …»
    Connie mochte, wenn es ihr auch nicht gefiel, an das erinnert zu werden, was sie gewohnt war. Großes Tischdecken hub an, und die besten Tassen wurden gebracht und die beste Teekanne.
    «Wenn Sie sich doch nur keine Mühe machen wollten!» sagte Connie.
    Aber wenn Mrs.   Flint sich keine Mühe machte, wo blieb da der Spaß? So spielte Connie mit dem Kind und freute sich an seiner kleinen, weiblichen Unerschrockenheit und hatte ein tiefes, wollüstiges Vergnügen an seiner weichen jungen Wärme. Junges Leben! Und ganz ohne Furcht! So furchtlos, weil es so schutzlos war. All die Erwachsenen waren eingeschnürt von Furcht.
    Sie trank eine Tasse von dem starken Tee und aß von dem köstlichen Brot und der Butter und den eingemachten Pflaumen. Mrs.   Flint errötete und glühte und spreizte sich vor Aufregung, als wäre Connie ein edler Ritter. Und sie führten eine richtige weibliche Unterhaltung miteinander, und beide hatten sie ihr Vergnügen daran.
    «Es ist nur ein so kläglicher Tee», sagte Mrs.   Flint.
    «Es ist viel netter als zu Hause», entgegnete Connie, und das stimmte.
    «Ohhh», machte Mrs.   Flint und glaubte das natürlich nicht. Schließlich stand Connie auf.
    «Ich muß gehen», sagte sie, «mein Mann hat keine Ahnung, wo ich bin. Er wird sich schon alles mögliche ausmalen.»
    «Er wird niemals auf den Gedanken kommen, daß Sie hier sind», lachte Mrs.   Flint aufgeregt. «Sicher schickt er den Ausrufer herum.»
    «Auf Wiedersehen, Josephine», sagte Connie, küßte das Kind und verstrubbelte ihm das rote, flaumige Haar.
    Mrs.   Flint bestand darauf, die verriegelte Vordertür zu öffnen, und Connie trat in den kleinen Vorgarten des Bauernhauses hinaus, der von einer Ligusterhecke eingefriedigt war. Zu beiden Seiten des Weges zogen sich Reihen samtiger und reich blühender Aurikel hin.
    «Was für schöne Aurikeln!» sagte Connie.
    «Wagehälse sagt Luke

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