Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
Vom Netzwerk:
gehabt hab. Ich hab nicht viel Achtung vor den Leuten.»

ZWÖLFTES KAPITEL
    Gleich nach dem Mittagessen ging Connie in den Wald. Es war wirklich ein wunderschöner Tag: der erste Löwenzahn faltete seine Sonnen auf, die ersten Gänseblümchen leuchteten weiß. Das Haselgesträuch war wie eine Klöppelarbeit aus halbgeöffneten Blättern und den letzten überstäubten Perpendikeln der Kätzchen. Gelbes Schellkraut wucherte in Scharen jetzt, flach geöffnet, drängend zurückgestülpt in gelbem Leuchten. Es war das Gelb, das kraftvolle Gelb des jungen Sommers. Und Schlüsselblumen standen hell und offen und voll blasser Hingabe – Schlüsselblumen, dichtgedrängt und nicht mehr scheu. Das satte, dunkle Grün der Hyazinthen war ein Meer, aus dem die Knospentrauben stiegen wie blasse Kornähren, und am Reitweg plusterten sich Vergißmeinnicht, und Akeleien entfalteten ihre tintenviolette Fülle, und unter einem Strauch lagen kleine Schalensplitter eines blauen Vogeleis. Überall Knospen und aufspringendes Leben.
    Der Heger war nicht bei der Hütte. Heiter war alles, braune Küken liefen munter umher. Connie ging weiter zum Haus, denn sie wollte ihn finden.
    Das Forsthaus stand in der Sonne, außerhalb des Waldschattens. Im kleinen Garten drängten sich die gefüllten Narzissen in Büscheln an die weit offene Tür, und rote Tausendschönchen säumten den Pfad. Ein Hund bellte, und dann rannte Flossie ihr entgegen.
    Die weit offene Tür! So war er also zu Hause. Und das Sonnenlicht fiel auf den rotgebrannten Boden. Als sie den Pfad hinaufging, sah sie ihn durchs Fenster – er saß am Tisch, in Hemdsärmeln, und aß. Der Hund wuffte leise und wedelte träge mit dem Schwanz.
    Er stand auf und kam zur Tür, und noch immer kauend, wischte er sich den Mund mit einem roten Taschentuch ab.
    «Darf ich hereinkommen?» fragte sie.
    «Komm nur.»
    Die Sonne schien in den kargen Raum, und es roch noch immer nach einem Hammelkotelett, das auf einem kleinen Bratrost vor dem Herd zubereitet worden war – der Rost stand noch auf dem Herdvorsatz und der schwarze Kartoffeltopf auf einem Stück Papier daneben auf dem weißen Herd. Das Feuer glühte rot und niedrig, die Kesselkette war heruntergelassen, der Kessel summte.
    Auf dem Tisch stand sein Teller mit Kartoffeln und den Resten des Koteletts und Brot in einem Körbchen, Salz und ein blauer Krug mit Bier. Das Tischtuch war aus weißem Wachsstoff. Er stand im Schatten.
    «Du bist spät dran», sagte sie. «Iß nur weiter.»
    Sie setzte sich auf einen hölzernen Stuhl an die Tür ins Sonnenlicht.
    «Ich mußte nach Uthwaite», sagte er und setzte sich wieder an den Tisch, aß aber nicht.
    «Iß doch», drängte sie.
    Aber er rührte den Teller nicht an.
    «Willst du nicht auch was?» fragte er. «Willst du ’ne Tasse Tee? Das Wasser kocht schon.» Er erhob sich halb von seinem Stuhl.
    «Wenn du ihn mich selbst machen läßt», sagte sie und stand auf.
    Er schien niedergeschlagen, und sie fühlte, daß sie ihn belästigte. «Na schön, die Teekanne ist da –» er zeigte auf einen kleinen grauen Eckschrank – «und Tassen auch. Und der Tee ist auf dem Brett über deinem Kopf.»
    Sie holte die schwarze Kanne heraus und die Teebüchse vom Bord. Dann spülte sie die Kanne mit heißem Wasser aus und sah sich einen Augenblick suchend um und überlegte, wo sie sie ausgießen könnte.
    «Schütt’s draußen aus», sagte er, als ihr Zögern ihm auffiel, «ist ja sauber.»
    Sie ging zur Tür und schüttete die paar Tropfen auf den Pfad hinaus. Wie schön es hier war – so still, richtiges Waldland. Die Eichen trieben ockergelbe Blätter, die Tausendschönchen im Garten waren rote Plüschknöpfe. Sie sah auf die breite, ausgetretene Sandsteinplatte der Schwelle, über die jetzt so wenig Füße schritten.
    «Es ist so schön hier», sagte sie, «diese wunderschöne Stille – alles lebendig und still.»
    Er aß unterdessen weiter, sehr langsam und lustlos, und sie spürte, wie niedergeschlagen er war. Schweigend goß sie den Tee auf und stellte die Kanne dann auf den Herdvorsprung, wie sie es von den Leuten her kannte. Er schob seinen Teller beiseite und ging nach hinten; sie hörte ein Schloß schnappen, und dann kam er zurück mit einem Teller Käse und Butter. Sie stellte die beiden Tassen auf den Tisch – es gab nur die zwei.
    «Möchtest du eine Tasse Tee haben?» fragte sie.
    «Wenn du meinst. Zucker ist im Schrank, und ein Rahmkännchen ist auch da. Die Milch steht in einer Kanne in

Weitere Kostenlose Bücher