Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
Vom Netzwerk:
der Speisekammer.»
    «Soll ich deinen Teller wegräumen?» fragte sie. Mit einem leisen, ironischen Lächeln sah er zu ihr auf.
    «Bitte – wenn du meinst», erwiderte er und aß langsam ein Stück Brot mit Käse. Sie ging nach hinten zur kleinen, überdachten Waschküche, wo die Pumpe stand. Linker Hand war eine Tür, sicher die Speisekammer. Sie riegelte sie auf und mußte lächeln über das, was er eine Speisekammer nannte: ein langes, schmales, weißgetünchtes Wandbrett. Doch es reichte aus für ein kleines Bierfaß und auch ein paar Schüsseln und Speisevorräte. Sie nahm ein wenig Milch aus dem gelben Krug.
    «Wie kommst du zu deiner Milch?» fragte sie ihn, als sie an den Tisch zurückkam.
    «Durch Flints. Sie stellen mir eine Flasche hin, wo das Gehege aufhört. Du weißt ja, wo ich dich getroffen habe.»
    Doch er war niedergeschlagen.
    Sie goß den Tee ein und hielt dann zögernd das Milchkännchen in der Hand.
    «Keine Milch», sagte er; plötzlich schien er ein Geräusch zu hören, und scharf spähte er zur Tür hinaus.
    «Vielleicht machen wir besser zu», sagte er.
    «Wie schade! – Es kommt doch niemand her, oder?»
    «Höchstens alle Jubeljahre mal, aber man kann nie wissen.»
    «Und selbst wenn, macht es nichts», sagte sie, «wir trinken ja nur Tee. Wo sind die Löffel?»
    Er langte über den Tisch und zog die Schublade auf. Connie saß dort, im Sonnenschein, der durch die Tür hereinfiel.
    «Flossie!» rief er der Hündin zu, die auf einer kleinen Matte am Fuß der Stiege lag. «Los, such, such!»
    Er hob den Finger, und sein «Such, such!» war sehr eindringlich. Die Hündin trottete hinaus, um das Terrain zu sondieren.
    «Bist du traurig heute?» fragte sie ihn.
    Er wandte ihr schnell seine blauen Augen zu und richtete sie fest auf sie.
    «Traurig? Nein, verärgert. Ich mußte Vorladungen beantragen für zwei Wilderer, die ich erwischt habe, und – nun ja, ich kann Leute nun mal nicht leiden.»
    Er sprach in kalter, korrekter Sprache, und Zorn klang in seiner Stimme.
    «Haßt du es, Waldhüter zu sein?» fragte sie.
    «Waldhüter zu sein, nein! Wenigstens so lange nicht, wie sie mich in Ruhe lassen. Aber wenn ich aufs Polizeirevier muß und wer weiß noch sonst wohin, und ich drauf warten muß, daß eine Horde Idioten mir endlich gnädig ihr Ohr leiht … nun ja, das macht mich verrückt …», und er lächelte mit einem Anflug von Humor.
    «Könntest du nicht wirklich unabhängig sein?» fragte sie.
    «Ich? Wahrscheinlich, kann sein, wenn das heißen soll, ob ich von meiner Pension existieren kann. Das ginge sicher! Aber ich muß arbeiten, ich kann sonst nicht leben. Ich muß was haben, das mich beschäftigt. Und ich bin nicht so gebaut, daß ich gern für mich selbst arbeite. Es muß ’ne Tätigkeit für jemand anders sein – sonst würde ich es nach einem Monat hinschmeißen, nur so aus schlechter Laune. So im großen ganzen geht es mir ganz gut, besonders in letzter Zeit …»
    Wieder lächelte er sie an, mit spottendem Humor.
    «Aber warum bist du schlechter Laune?» fragte sie, «willst du sagen, daß du immer schlechter Laune bist?»
    «So ziemlich», erwiderte er und lachte. «Ich verdaue meine Galle nicht ganz.»
    «Was für Galle?» wunderte sie sich.
    «Galle!» sagte er. «Weißt du nicht, was das ist?» Sie schwieg enttäuscht. Er nahm gar keine Notiz von ihr.
    «Nächsten Monat verreise ich für einige Zeit», sagte sie dann.
    «So! Wohin denn?»
    «Nach Venedig.»
    «Venedig! Mit Sir Clifford? Wie lange?»
    «Einen Monat oder so», entgegnete sie. «Clifford kommt nicht mit.»
    «Er bleibt hier?» fragte er.
    «Ja. Er haßt Reisen bei seinem Zustand.»
    «Armer Teufel», sagte er voll Mitgefühl.
    Eine Pause entstand.
    «Du vergißt mich nicht, wenn ich weg bin, nicht wahr?» Wieder hob er die Augen und richtete sie voll auf sie.
    «Vergessen?» sagte er. «Du weißt, daß man nicht vergißt. Das hat nichts mit dem Gedächtnis zu tun.»
    Sie wollte fragen: «Was sonst?» Aber sie tat es nicht. Statt dessen sagte sie tonlos: «Ich habe Clifford gesagt, daß ich ein Kind bekommen könnte.»
    Jetzt endlich sah er sie an, gespannt und forschend.
    «So, hast du? Und was hat er gesagt?»
    «Oh, er hätte nichts dagegen. Er wäre sogar froh darüber – solange es als seines gelten würde.» Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
    Er schwieg eine lange Zeit, dann sah er ihr wieder fest ins Gesicht.
    «Kein Wort von mir , natürlich?» fragte er.
    «Nein. Kein Wort von dir», erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher