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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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auf seine Mutter geschoben, daß sie ihn damals im Zimmer hat sein lassen. Das war nicht richtig, daß er drin blieb. Wenn die Männer erst mal anfangen, drüber nachzugrübeln, machen sie alles immer viel schlimmer, als es ist.»
    «Hat es ihm denn so viel ausgemacht?» fragte Connie verwundert.
    «Ja, er hielt das nicht mehr für natürlich, all die Schmerzen. Und es hat ihm das Vergnügen an seiner kurzen ehelichen Liebe verdorben. Ich hab gesagt: ‹Wenn’s mir nichts ausmacht, warum dann dir? Ich hab’s ja auszubaden!› – Aber alles, was er dann gesagt hat, war: ‹Es ist unrecht.›»
    «Vielleicht war er zu feinfühlig», meinte Connie.
    «Ja, genau. Wenn Sie die Männer mal gründlicher kennenlernen, dann stellen Sie das fest: zu viel Feinfühligkeit am falschen Platz. Und ich glaube, ohne daß ihm das bewußt war, hat er die Grube gehaßt, einfach gehaßt. Er sah so still aus, als er tot war, als ob er befreit worden wär. Er war ein so hübscher Junge. Das hat mir einfach das Herz gebrochen, ihn so still und rein da liegen zu sehen – als ob er sterben wollte . Oh, das hat mir das Herz gebrochen, wirklich. Aber es war die Grube.»
    Sie weinte ein paar bittere Tränen, und Connie weinte noch mehr. Es war ein warmer Frühlingstag mit einem Duft nach Erde und gelben Blumen und einem Knospen rings, und der Garten war in dem Saft des Sonnenscheins gebadet.
    «Es muß schrecklich für Sie gewesen sein», sagte Connie.
    «O Mylady! Ich konnte es zuerst gar nicht begreifen. Ich konnte nur sagen: ‹Oh, mein Junge, warum hast du von mir gehen wollen!› – Immer nur das hab ich geschrien. Aber irgendwie hab ich gefühlt, daß er wiederkommen würde.»
    «Aber er hat Sie doch nicht verlassen wollen», sagte Connie.
    «O nein, Mylady! Das war doch nur mein dummes Jammern. Und ich hab immer weiter darauf gewartet, daß er wiederkommt. Besonders in der Nacht. Immer wieder bin ich aufgewacht und hab gedacht: ‹Nanu, er liegt ja gar nicht neben mir!› – Es war, als ob meine Sinne es nicht fassen konnten, daß er fort war. Ich hab einfach das Gefühl gehabt, daß er zurückkommen müßte und mit mir sprechen, damit ich ihn bei mir spüren könnte. Das war alles, was ich gewollt hab: ihn bei mir fühlen, warm an mir. Und es hat mich tausend Ängste gekostet, bevor mir aufging, daß er nicht wiederkommen würde – Jahre hat mich das gekostet.»
    «Die Berührung mit ihm», sagte Connie.
    «Ja, Mylady, die Berührung mit ihm. Ich bin nicht drüber weggekommen, bis heute nicht, und ich werd’s auch nicht. Und wenn’s einen Himmel da oben gibt, wird er dort sein und warm an mir liegen, damit ich schlafen kann.»
    Connie warf einen furchtsamen Blick zu dem hübschen, vergrübelten Gesicht hinüber. Noch ein leidenschaftlicher Mensch aus Tevershall! Die Berührung mit ihm! Denn der Liebe Band ist schwer zu lösen.
    «Es ist schrecklich, wenn einem einmal ein Mann ins Blut gegangen ist», sagte sie.
    «O Mylady! Und das ist es, was einen so verbittert: wenn man das Gefühl hat, daß die Leute wollten , daß er umkommt. Wenn man das Gefühl hat, daß die Grube ihn hat umbringen wollen . Oh, ich hab’s im Gefühl gehabt, wenn nicht die Grube gewesen wär und die, die sie leiten, wäre er nicht von mir gegangen. Aber alle wollen sie Mann und Frau voneinander trennen, die zusammen sind.»
    «Die körperlich zusammen sind», sagte Connie.
    «Ja, so ist es, Mylady! Es gibt eine Menge hartherzige Menschen auf der Welt. Und jeden Morgen, wenn er aufstand und zur Grube ging, fühlte ich, daß es falsch war, falsch. Aber was hätte er anderes tun sollen? Was kann ein Mann da schon tun?»
    Ein seltsamer Haß glomm in der Frau.
    «Aber kann man denn eine Berührung so lange noch spüren?» fragte Connie plötzlich. «Wie kommt es, daß Sie ihn so lange noch fühlen konnten?»
    «O Mylady, was sonst könnte denn dauern? Kinder entwachsen einem. Aber der Mann, der …! Aber sogar das würden sie gern in einem töten – den Gedanken an seine Berührung. Sogar die eigenen Kinder wollen das! Na ja, wir wären vielleicht ohnehin auseinandergekommen, wer weiß. Aber das Gefühl ist dann anders. Vielleicht ist es besser, wenn man so was alles nicht zu ernst nimmt. Aber wenn ich mir dann Frauen anseh, die niemals richtig durchgewärmt worden sind von einem Mann, die sind dann doch nur bemitleidenswerte Dinger in meinen Augen, ganz gleich, wie sie sich herausstaffieren und aufführen mögen. Nein, ich begnüg mich mit dem, was ich

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