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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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zur Hintertür hinaus und nahm ein wenig verdrossen den direkten Weg. Als sie zur Lichtung kam, war sie furchtbar unruhig. Doch er war da: in Hemdsärmeln kniete er vor den Brutkäfigen und ließ die Hennen heraus zu den Küken, die jetzt zwar ein wenig tolpatschig wurden, aber doch viel hübscher aussahen als junge Hühner.
    Ohne Umwege schritt sie auf ihn zu.
    «Du siehst, ich bin gekommen», sagte sie.
    «Ja, das sehe ich», erwiderte er, streckte den Rücken und sah sie leise belustigt an.
    «Läßt du jetzt die Hennen heraus?» erkundigte sie sich.
    «Ja, die haben gebrütet, bis sie nur noch Haut und Knochen sind», gab er zur Antwort. «Und nun sind sie überhaupt nicht drauf aus, rauszukommen und zu fressen. Eine Bruthenne ist selber gar nichts; sie ist ganz Eier und Küken.»
    Die armen Mutterhennen! Dies blinde Hingegebensein! Selbst bei Eiern, die ihnen nicht gehörten. Connie sah sie mitleidig an. Ein hilfloses Schweigen entstand zwischen dem Mann und der Frau.
    «Wollen wir in die Hütte gehn?» fragte er schließlich.
    «Willst du mich denn?» fragte sie ein wenig mißtrauisch.
    «Ja, wenn du mitkommen willst.»
    Sie sagte nichts.
    «Dann komm», sagte er.
    Und sie ging mit ihm in die Hütte. Es war ganz dunkel, als er die Tür zugemacht hatte, und so zündete er ein kleines Licht in der Laterne an, wie früher schon.
    «Hast du dein Unterzeug weggelassen?» fragte er.
    «Ja.»
    «Na gut, dann ziehe ich meins auch aus.»
    Er breitete die Decken aus und legte eine beiseite als Überdecke. Sie nahm die Kappe ab und schüttelte ihr Haar. Er setzte sich, zog Schuhe und Gamaschen aus und knöpfte seine Kordhose auf.
    «Leg dich hin», sagte er, als er im Hemd dastand. Sie gehorchte schweigend, und er legte sich neben sie und zog die Decke über sie beide.
    «Ah, gut!» sagte er.
    Und er schob ihr Kleid ganz hinauf, bis er zu ihren Brüsten kam. Er küßte sie sanft, nahm die Spitzen in zarter Liebkosung zwischen seine Lippen.
    «Ahhh, das ist gut!» sagte er und rieb plötzlich mit schmiegenden Bewegungen das Gesicht an ihrem warmen Bauch.
    Und sie schlang unter dem Hemd die Arme um ihn, doch sie hatte Angst, Angst vor seinem mageren, weichen, nackten Leib, der so kraftvoll schien – Angst vor seinen starken, ungestümen Muskeln. Sie zuckte zurück, sie hatte Angst.
    Er stieß ein gepreßtes Seufzen aus. Und als er sagte: «Ahhh, das ist gut!» erbebte etwas in ihr, und in ihrem Sinn richtete sich etwas auf zu starrem Widerstand: richtete sich auf gegen die erschreckende physische Vertrautheit und gegen die sonderbare Hast, mit der er Besitz von ihr ergriff. Und diesmal überkam sie nicht die wilde Ekstase ihrer eigenen Leidenschaft; sie lag nur da, die Hände tot auf seinem sich mühenden Körper, und sie mochte tun, was sie wollte, ihr Verstand schien zuzusehen, und das Auf und Ab seiner Hüften kam ihr lächerlich vor, und der ängstliche Eifer seines Penis, zu armseliger Entleerung zu gelangen, erschien ihr absurd. Ja, das war die Liebe, dies lächerliche Rauf und Runter des Hintern und dies Erschlaffen des erbärmlichen, belanglosen, feuchten kleinen Penis. Das war die göttliche Liebe! Schließlich hatten die «modernen» Menschen wohl doch recht, wenn sie diese Verrichtung nur verachteten – es war wirklich nur eine Verrichtung. Es war ganz richtig, wie manche Dichter sagten, daß der Gott, der den Menschen geschaffen hat, einen finsteren Sinn für Humor gehabt haben muß: ihn als vernunftbegabtes Wesen zu schaffen und ihn doch zwingen, diese lächerliche Haltung einzunehmen und ihn mit blinder Gier nach dieser lächerlichen Verrichtung trachten zu lassen. Selbst ein Maupassant sah einen herabwürdigenden Tiefpunkt in ihr. Die Menschen verachteten den Geschlechtsakt und vollzogen ihn doch.
    Kalt und geringschätzig stand ihr seltsamer weiblicher Verstand daneben, und wenn sie auch ganz reglos dalag, trieb es sie doch, ihr Becken anzuheben und den Mann hinauszustoßen, sich seinem häßlichen Zugriff und dem Aufundniedergehen seiner Hüften zu entwinden. Sein Körper war ein idiotisches, unverschämtes, unfertiges Ding und ein bißchen widerlich in dieser unfertigen Plumpheit. Denn eine vollkommene Evolution würde diese Verrichtung, diese «Funktion» aufheben.
    Und doch – als er fertig war, so schnell fertig war, und ganz still lag und ins Schweigen zurückebbte, in eine fremde, reglose Ferne, die weit, weit jenseits des Horizonts ihres Bewußtseins lag, begann ihr Herz zu weinen. Sie konnte

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