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Lady Chatterley (German Edition)

Lady Chatterley (German Edition)

Titel: Lady Chatterley (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D. H. Lawrence
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fühlen, wie er zurückflutete, fortflutete von ihr und sie liegen ließ wie einen Stein am Ufer. Er zog sich zurück, sein Geist wandte sich ab von ihr. Er wußte es.
    Und in ihrem Kummer, im Schmerz ihrer doppelbödigen Bewußtheit und Reaktion, begann sie zu weinen. Er beachtete es nicht, merkte es vielleicht nicht einmal. Der Sturm ihres Schluchzens hob sich und schüttelte sie, schüttelte ihn.
    «Ja», sagte er, «es war nicht gut diesmal. Du warst nicht da.» – Also wußte er! Sie schluchzte heftiger.
    «Aber was ist denn?» tröstete er. «Irgendwann ist es schon mal so.»
    «Ich … ich kann dich nicht lieben», schluchzte sie, und plötzlich war ihr, als bräche ihr das Herz.
    «Kannst nicht? Na, sei mal nicht traurig deswegen! Gibt ja kein Gesetz, daß du mußt. Nimm’s, wie’s ist.»
    Er lag noch immer mit der Hand auf ihrer Brust. Sie aber hatte beide Hände von ihm gezogen.
    Seine Worte waren nur ein geringer Trost. Sie schluchzte laut.
    «Na, komm», sagte er, «nimm’s Fette mit dem Mageren zusammen. Dies war eben mal was Mageres.»
    Sie weinte bitterlich und schluchzte: «Aber ich möchte dich lieben, und ich kann nicht. Es ist so schrecklich.»
    Er lachte ein wenig, halb bitter, halb belustigt.
    «Es ist nicht schrecklich», sagte er, «auch wenn du denkst, es ist so. Und du kannst es auch nicht schrecklich machen. Mach dir mal nichts draus, ob du mich liebst oder nicht. Du darfst dich nie dazu zwingen. Ist doch klar, daß in einem ganzen Korbvoll auch mal ’ne taube Nuß ist. Mußt eben das Gute mit dem Schlechten hinnehmen.»
    Er nahm seine Hand fort von ihrer Brust, berührte sie nicht mehr. Und jetzt, da sie seine Berührung nicht mehr fühlte, empfand sie eine geradezu perverse Befriedigung. Sie haßte seine Sprache: dies ‹sei mal nicht› und ‹tu mal nicht› und ‹mach mal nicht›.
    Er stand auf, wenn es ihm einfiel, und brachte es fertig, da vor ihr zu stehen und vor ihren Augen diese lächerliche Kordhose zuzuknöpfen. Michaelis hatte wenigstens noch soviel Anstand gehabt, sich umzudrehen. Dieser Mensch war seiner so sicher, daß er gar nicht merkte, was für ein Hanswurst er für andere Leute war: dieser halbgebildete Kerl.
    Als er sich dann wirklich von ihr abwandte und still aufstand und sie verließ, klammerte sie sich voll Angst an ihn.
    «Nicht! Geh nicht! Laß mich nicht allein! Sei nicht böse mit mir! Halt mich – halt mich fest!» flüsterte sie in blinder Leidenschaft und wußte nicht einmal, was sie sagte, und klammerte sich an ihn mit unheimlichen Kräften. Vor sich selbst wollte sie beschützt werden, vor ihrem eigenen inneren Zorn und Widerstand. Doch wie mächtig war der innere Widerstand, in dem sie gefangen war!
    Er nahm sie wieder in seine Arme und zog sie an sich, und plötzlich wurde sie klein in seinen Armen, klein und schmiegsam. Alles war verflogen, und sie schmolz in herrlichem Frieden dahin. Und während sie in seinen Armen verging, klein und wunderbar, wurde sie unendlich begehrenswert für ihn; all seine Blutgefäße siedeten vor wallender, doch zärtlicher Begierde nach ihr, nach ihrer Sanftheit, nach der schmerzvollen Schönheit, mit der sie in seinen Armen lag und die in sein Blut überfloß. Und sanft, mit herrlicher, schwindelerregender Liebkosung, glitt seine Hand in reiner, zärtlicher Begierde über den seidigen Hang ihrer Hüften, hinab zwischen ihre weichen, warmen Schenkel, näher, immer näher dorthin, wo sie am lebendigsten war, wo ihr Leben war. Und sie spürte ihn wie eine Flamme des Begehrens, eine zärtliche doch, und sie fühlte, wie sie hinschmolz in der Flamme. Sie ließ sich davontreiben. Sie fühlte seinen Penis sich mit schweigender, wunderbarer Gewalt und Sicherheit gegen sie erheben, und sie überließ sich ihm. Sie ergab sich ihm mit einem Schauer, der wie der Tod war, öffnete sich ihm ganz. Und wenn er jetzt nicht zärtlich mit ihr wäre – wie grausam; denn sie war ganz geöffnet für ihn und wehrlos.
    Sie erschauerte wieder unter dem zwingenden, unerbittlichen Eindringen in ihren Leib, das so seltsam war und so schrecklich. Es mochte mit dem Stoß eines Schwertes in ihren weich geöffneten Schoß kommen, und das würde der Tod sein. In jäh aufsteigender Angst klammerte sie sich an ihn. Doch er drang mit einem seltsam ruhigen Stoß des Friedens in sie, mit dem dunklen Stoß des Friedens und einer schweren, uranfänglichen Zärtlichkeit, die zum Anbeginn die Welt erschaffen hatte. Und die Angst in ihrer Brust wich

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