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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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Mann eilig. „Der Baron bestand darauf …“
    „Fahren Sie Belgrave in der Chaise, mit der ich gekommen bin, zum Stadthaus Lord Rothburnes“, fiel Michael ihm ungeduldig ins Wort. „Berichten Sie dem Marquess, was vorgefallen ist. Ich bringe Lady Hannah nach Hause.“
    Der Kutscher nickte und half ihm, Belgraves schlaffen Körper in den Brougham zu verfrachten. Dann erklomm er den Kutschbock und ließ die Zügel knallen. Michael wartete, bis der Einspänner abgefahren war, dann stieg er in Belgraves Kutsche.
    „Geht es Ihnen gut, Lady Hannah?“, fragte er besorgt. „Hat er Ihnen etwas getan?“
    „Nein.“ Lady Hannah schüttelte mühsam den Kopf. Tränen liefen ihr über die Wangen. „Getan hat er mir nichts. Aber ich habe furchtbare Kopfschmerzen.“
    Sie schloss die Augen und presste die Hände gegen die Schläfen, als könne die Berührung den Schmerz lindern.
    „Halten Sie durch. Ich bringe Sie nach Hause.“ Behutsam half Michael ihr, auf der Sitzbank Platz zu nehmen. Dann sprang er aus der Kutsche, warf den Schlag zu und erklomm den Kutschbock. Er setzte das Gespann in Bewegung und fuhr los.
    Als er sich dem Hyde Park näherte, trieb er die Pferde zur Eile an. Plötzlich hörte er Lady Hannahs Stimme aus dem Kutscheninneren: „Lieutenant Thorpe! Können Sie bitte anhalten?“
    Verdammt. Wenn es ihr nicht gut ging, musste er sie unbedingt rasch nach Hause bringen und den Arzt holen lassen. Anzuhalten barg die Gefahr, dass ihr Ruf nur noch mehr Schaden nahm.
    Er drosselte die Geschwindigkeit. „Halten Sie es noch einen Moment aus?“, rief er nach hinten.
    „Ich fürchte nein. Es tut mir leid. Mir ist furchtbar schlecht“, stieß sie flehentlich hervor.
    Michael fluchte ein weiteres Mal und lenkte die Kutsche in einen abgeschiedenen Teil des Parks. Mit etwas Glück würde niemand sie bemerken oder fragen, was sie taten.
    Als er den Schlag öffnete, saß Lady Hannah zusammengekauert auf dem Boden. Sie hatte die Augen geschlossen, ihr Gesicht war leichenblass. „Was kann ich für Sie tun?“, fragte er besorgt und kletterte in die Kutsche.
    „Lassen … Sie mich einfach eine Weile in Ruhe. Sie haben nicht zufälligerweise Laudanum bei sich?“
    Er schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid. Soll ich Ihnen welches holen?“ Sobald er die Worte ausgesprochen hatte, wusste er, wie töricht sein Vorschlag war. In diesem Zustand konnte er sie unter keinen Umständen allein lassen.
    „Nein“, erwiderte sie, ohne die Augen zu öffnen. „Geben Sie mir nur ein paar Minuten Zeit.“
    „Lassen Sie mich Ihnen helfen, sich hinzulegen.“
    „Es schmerzt noch mehr, wenn ich liege“, stieß sie schwer atmend hervor.
    Michael ging vor ihr in die Hocke. Das Licht einer Gaslaterne am Wegrand fiel ins Innere der Kutsche, und Lady Hannah krümmte sich vor Schmerz. „Das Licht! Es tut weh!“
    Nie zuvor war Michael sich so hilflos vorgekommen, und er wusste nicht, wie er ihr durch diesen Albtraum hindurchhelfen sollte. Sie atmete schwer, und ihr Gesicht wirkte aschfahl.
    Plötzlich erschien ihm seine Sorge um ihren guten Ruf lächerlich, verglichen mit der Schwere ihrer Erkrankung. Hier ging es darum, Schmerzen zu lindern, und davon verstand er etwas. Er hatte sich um Soldaten mit Schussverletzungen gekümmert; Männer, die vor Qualen geschrien hatten. Mehr würde er für Lady Hannah auch nicht tun können.
    Er schloss den Kutschenschlag, zog seinen Frackrock aus und hängte ihn vor das Fenster, um das Licht so weit wie möglich auszusperren.
    „Ich … ich bekomme keine Luft“, stammelte sie schwer atmend. Ihr Blick war glasig.
    Ohne sie lange zu fragen, hob er sie auf die Sitzbank, öffnete die Knöpfe ihres Kleides und lockerte die Verschnürung ihres Korsetts. Lady Hannah ließ es sich widerspruchslos gefallen, und langsam schien sie auch wieder freier atmen zu können. Michael setzte sich neben sie, nahm sie in den Arm und hielt sie schweigend fest.
    Eine Stunde verstrich, dann spürte er, dass sie sich langsam entspannte. Den Kopf an seine Schulter gelehnt, döste sie in seinem Arm, aber Michael blieb wachsam. Inzwischen würde ihr Vater längst nach ihr suchen lassen, und er musste zusehen, dass er sie nach Hause brachte, ohne ihr noch mehr Schmerzen zuzufügen.
    Ein paar Haarsträhnen hatten sich aus ihrer kunstvollen Hochsteckfrisur gelöst und umrahmten süß duftend ihr zartes Gesicht. Dass Frauen gelegentlich unter dieser Art heftiger Kopfschmerzen litten, war Michael bekannt, doch einen Anfall

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