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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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Alles Lüge. Sie atmete den Geruch der dunklen Schokolade ein und wünschte sich nichts sehnlicher, als nur ein winziges bisschen davon probieren zu dürfen. „Ich bekomme nicht oft die Erlaubnis, Süßes zu essen“, gestand sie kleinlaut. „Mutter lässt jeden Tag meine Taille messen.“
    Der Lieutenant ließ die Gabel sinken und starrte Hannah an, als seien ihr plötzlich Hörner gewachsen. „Und was machen Sie auf Bällen und Soireen? Die Gastgeberinnen sind doch sicher beleidigt, wenn man ihre Speisen unberührt lässt.“
    Sie lächelte verlegen. „Man kann das Essen so auf dem Teller herumschieben, dass es aussieht, als hätte man etwas verzehrt. Sagen Sie bloß nicht, das haben Sie als kleiner Junge nicht auch gemacht.“
    „Ich habe alles gegessen, was mir vorgesetzt wurde, und konnte froh sein, wenn es nicht verdorben war.“
    Hannah hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, woher ihr Essen kam, denn es war immer in ausreichender Menge und Auswahl da gewesen. Und vor allem in hervorragender Qualität. Die Marchioness legte Wert auf eine erstklassige Küche.
    Es war ziemlich ernüchternd zu erfahren, dass die meisten Menschen zusehen mussten, dass sie überhaupt etwas zu essen bekamen. Eigentlich durfte Hannah sich glücklich schätzen, derart behütet aufgewachsen zu sein – trotz des goldenen Käfigs, in dem sie sich wähnte.
    „Schließen Sie die Augen“, sagte der Lieutenant unvermittelt.
    „Weswegen?“
    „Tun Sie es einfach.“
    Sie gehorchte und fragte sich, was er wohl vorhatte. Einen Moment später spürte sie, wie die Gabelzinken ganz sacht ihre Lippen berührten. Mit dem Daumen teilte er ihre Lippen und schob den Bissen in ihren Mund.
    Das Erste, was sie schmeckte, war die Süße, unmittelbar gefolgt von dem zartbitteren Geschmack der Schokoladenglasur. Hannah atmete tief ein, als sich die köstlichen Aromen in ihrem Mund zu entfalten begannen, und am liebsten hätte sie gar nicht geschluckt, weil es so himmlisch schmeckte.
    Als sie es dann schließlich doch getan hatte, öffnete sie die Augen. Der Lieutenant betrachtete sie, und in seinem Blick stand pures Verlangen. „Schauen Sie einen Mann niemals so an“, murmelte er rau. „Sonst finden Sie sich womöglich in seinem Bett wieder.“ Irgendetwas in seinem Ton deutete darauf hin, dass er sich vorstellte, selbst dieser Mann zu sein.
    Mit einem Mal peinlich berührt von der Vertraulichkeit der Geste, gab sie ihm die Gabel zurück. Michael legte sie zur Seite, dann stand er auf. „Ich muss jetzt gehen. Vielen Dank für das Essen.“
    „Gern geschehen.“ Sie schwelgte noch im köstlichen Nachgeschmack der Torte.
    „Warten Sie ein wenig, ehe Sie die Laube verlassen“, riet er ihr. „Dann setzen Sie sich in den Garten. Inzwischen werden Ihre Eltern sicher nach Ihnen suchen lassen.“
    „Der Himmel steh mir bei, wenn sie mich gefunden haben.“
    Er umfasste ihre Schultern und sah ihr in die Augen. „Sie waren tapfer genug, sich einmal gegen Belgrave zur Wehr zu setzen. Das bekommen Sie auch ein zweites Mal hin.“
    Wenn sie seine Zuversicht doch nur teilen könnte! Aber so oder so – ihr blieb gar keine Wahl. Als sie aufblickte, ruhten seine Hände immer noch auf ihren Schultern, und er sah ihr unverwandt in die Augen. Hannah musste daran denken, wie sich seine Finger und seine Lippen auf ihrer Haut angefühlt hatten. Der gestohlene Kuss in der Kutsche … Sie ließ sich von den erregenden Erinnerungen davontragen.
    Hätten ihre Eltern darauf bestanden, dass sie den Lieutenant heiratete, wäre ihre Antwort gewiss anders ausgefallen als bei Belgrave. Michael Thorpe umgab eine Aura von Verwegenheit, von der Hannah wie gebannt war.
    „Ich bin überhaupt nicht tapfer“, erwiderte sie flüsternd. „Ich bin nur ein törichtes Mädchen.“ Sie legte ihm die Hände auf die Schultern, wohl wissend, dass sie ihn in Versuchung führte und sich in Gefahr brachte. Denn weder war er berechenbar noch ein Gentleman.
    Unverzüglich reagierte er auf ihre Berührung, beugte sich zu ihr, legte seine Stirn an ihre. „Sagen Sie mir, dass ich aufhören soll.“
    Doch das tat sie nicht. Sie hatte heute schon so viele Regeln gebrochen und ihre Familie mit ihrem unwürdigen Verhalten beschämt.
    „Stoßen Sie mich fort, Hannah. Nehmen Sie einen gottverdammten Spaten und hauen Sie ihn mir über den Schädel.“ In seinem Blick stand die reine Begierde, und sie wusste, dass es töricht war, seine Warnung nicht zu beherzigen.
    Ein Teil von ihr wollte

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