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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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einschüchtern oder bedrohen, sondern ging mit der Selbstsicherheit eines Mannes durchs Leben, der es gewohnt war, andere Menschen zu beschützen.
    Aber es gab niemanden, der ihn beschützte. Die Erkenntnis stimmte Hannah traurig, erst recht, wenn sie daran dachte, welche Entbehrungen er in seinem Leben erlitten haben mochte, ohne es je zuzugeben. Beispielsweise Hunger.
    Der Lieutenant brauchte einen Menschen, der auf ihn achtgab.
    Doch niemals würde sie dieser Mensch sein können.

7. KAPITEL
    A ls er am folgenden Morgen vor dem Haus St. James’s Street Nummer vierzehn stand, dem Domizil Graf von Reischors in London, hatte Michael eine unruhige Nacht hinter sich. Lady Hannah war ihm nicht aus dem Kopf gegangen.
    Nie hatte er vorgehabt, sie noch einmal zu küssen, und es war ein Riesenfehler gewesen, es dennoch zu tun. Er würde ihn nicht wiederholen. Nach den Ereignissen des Nachmittags war sie durcheinander gewesen, und er hatte ihre Verwirrung ausgenutzt. Zum zweiten Mal.
    Doch als sie ihn umarmt, sich an ihn gepresst und seinen Kuss mit ungezügelter Leidenschaft erwidert hatte, war er nicht in der Lage gewesen, sein Verlangen zu bändigen. Wie von einer unsichtbaren Macht getrieben, hatte er seiner Begierde freien Lauf gelassen und sie hemmungslos überall dort berührt, wo es ihm gefiel. Himmel, was für ein Bastard er doch war!
    Sie konnte froh sein, dass sie ihn los war. Obwohl er vorhatte, sein Versprechen zu halten und zu verhindern, dass sie Belgrave heiraten musste, wollte er lieber früher als später frei sein von ihr.
    Sein eigenes Leben war auch so schon verworren genug, woran unter anderem auch der Botschafter aus Lohenberg Schuld trug. Michael war fest entschlossen, sich heute Antworten von diesem Mann zu holen, gleichgültig, wie viel Zeit es in Anspruch nahm.
    Ein sonderbares Unbehagen bemächtigte sich seiner. In der vergangenen Nacht war er von dem gleichen Albtraum heimgesucht worden, der ihn früher häufig geplagt hatte. Er erinnerte sich lediglich an ein paar zusammenhanglose Bilder. Von einem Sturz aus großer Höhe und einer Verletzung am Bein, dann einer Hand, die seine ergriffen und ihn mitgezogen hatte, und schließlich von einem Schiff auf hoher See. An der Stelle war er zitternd aus dem Schlaf hochgeschreckt.
    Er versuchte, sich einzureden, dass den Traumbildern keinerlei Bedeutung beizumessen war, doch es wollte ihm nicht recht gelingen. Mühsam kämpfte er das flaue Gefühl in seiner Magengrube nieder und wappnete sich für die Begegnung, die vor ihm lag.
    Ein Lakai öffnete ihm und führte ihn in den Salon. Michael nahm sein Tschako ab und klemmte es sich unter den Arm. Alles in dem Empfangszimmer zeugte von gepflegtem Reichtum, der auf Hochglanz polierte Mahagonitisch mit der aufwändigen Intarsienarbeit ebenso wie das silberne Teegeschirr auf der Anrichte, das vermutlich mehr wert war, als Michael in einem Jahr verdiente. Der Dienstbote bat ihn, Platz zu nehmen, und bot ihm eine Tasse Tee an, doch Michael lehnte dankend ab.
    In der folgenden halben Stunde, die er allein in dem Salon verbrachte, ignorierte er stolz die bereitgestellten Erfrischungen. Sein Missmut steigerte sich mit jeder Minute, die verging, und schließlich erhob er sich von seinem Stuhl.
    „Wie ich sehe, haben Sie genug vom Warten“, erklang in diesem Moment die kultivierte Stimme des Botschafters hinter ihm. Auf seinen Stock mit dem goldenen Griff gestützt, betrat von Reischor den Raum. „Haben Sie sich endlich entschieden, sich Ihrer Vergangenheit zu stellen?“
    „Nein, ganz allein der Gegenwart.“ Michael trat auf den Grafen zu und baute sich vor ihm auf. Von Reischors selbstzufriedener Gesichtsausdruck steigerte seine Wut. „Sie hatten kein Recht, sich in meine Karriere einzumischen.“
    Der Graf lächelte schwach. „Sie finden Gefallen daran, angeschossen zu werden?“
    „Solange der Feldzug nicht zu Ende ist, muss ich zu meinen Männern zurückkehren. Das schulde ich ihnen.“
    „Ja.“ Der Graf nickte feierlich. „Es hätte mich gewundert, wenn Sie nicht pflichtbewusst wären. Ich entschuldige mich für die Unannehmlichkeiten, aber mir blieb keine andere Wahl.“ Er bedeutete Michael, sich zu setzen, und nahm ein in Samt gewickeltes Päckchen aus seiner Tasche.
    „Ich habe Nachforschungen angestellt, nachdem Sie meiner ersten Einladung nicht nachkamen, über die verblüffende Ähnlichkeit zu sprechen, die mir aufgefallen war. Von Ihrem kommandierenden Offizier erfuhr ich, dass Sie einen

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