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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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einflussreichen Wohltäter haben, der Ihre Verlegung aus dem Lazarett auf Malta nach London veranlasst hat.“
    Michael ließ den Grafen nicht aus den Augen. Er hatte keine Ahnung, wovon der Mann sprach. „Ich wurde wegen meiner Schussverletzungen nach Hause geschickt.“
    „Haben Sie sich nie gefragt, weshalb man Ihnen einen derart langen Genesungsurlaub gewährt? Und warum keiner Ihrer Kameraden nach London zurückkehren durfte?“
    Nein, diese Fragen hatte er sich nicht gestellt. Er war gar nicht auf die Idee gekommen, schließlich hatte er mit dem Tod gerungen und war immer wieder bewusstlos gewesen, nachdem er beinahe sein Bein verloren hatte. „Ich nahm an, die anderen Soldaten wären ebenfalls nach London gebracht worden.“
    „Niemand außer Ihnen.“ Der Graf hielt ihm das Päckchen entgegen. „Das finde ich ziemlich seltsam. Sie etwa nicht? Es hat sicher eine Menge Geld gekostet, Ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen und Sie nach London bringen zu lassen. Offenbar gibt es jemanden, dem sehr viel daran liegt, dass Sie am Leben bleiben. Aber wer ist es?“
    Michael nahm das Päckchen entgegen, wickelte es aus und enthüllte ein ovales Miniaturbild. Er wusste nicht, was er auf dem Bild zu sehen erwartet hatte, doch ganz bestimmt nicht eine ältere Ausgabe von sich selbst. Die Ähnlichkeit war so frappierend, dass er nicht wusste, was er sagen sollte.
    „Sehen Sie?“ Der Graf streckte die Hand aus, und Michael gab ihm das Bild zurück.
    Ein Gefühl, als habe sich der Boden unter seinen Füßen aufgetan, als blicke er in einen schwarzen Abgrund der Ungewissheit, bemächtigte sich seiner. Vielleicht war sein immer wiederkehrender Albtraum doch nicht so bedeutungslos, wie er geglaubt hatte.
    „Es könnte ein Zufall sein.“ Er ahnte, dass dem nicht so war.
    Der Botschafter musterte ihn aufmerksam. „Das, Lieutenant Thorpe, gilt es unbedingt herauszufinden.“ Er schenkte ihnen Tee ein, doch Michael lehnte dankend ab. Unverdrossen gab der Botschafter Milch und Zucker in seine eigene Tasse.
    „Es geht das Gerücht in Lohenberg, dass der Erbprinz vertauscht wurde, und es hält sich seit nunmehr dreiundzwanzig Jahren hartnäckig.“
    „Vertauscht?“
    „Ein Wechselbalg, ja. Vielleicht ist es tatsächlich nur ein Gerücht. Sie wissen ja, wie das mit derlei Geschichten so geht.“
    Der Botschafter strich sich gedankenverloren über den Bart, und Michael wartete, dass er mit seiner Erzählung fortfuhr. „Das Gerücht will wissen, dass der wahre Prinz an Allerheiligen entführt und durch ein anderes Kind ersetzt wurde.“
    „Wäre das dem Fürsten oder der Fürstin nicht aufgefallen?“
    „Der Fürst beteuert, dass Karl sein Sohn ist. Doch das Gerede konnte nie gänzlich zum Schweigen gebracht werden.“ Der Graf trank einen Schluck von seinem Tee.
    „Glauben Sie, dass der Fürst die Wahrheit sagt?“
    „Das weiß ich nicht. Aber ich möchte sichergehen, dass der richtige Mann ihm auf den Thron folgt.“ Der Graf stellte die leere Teetasse ab. „Verzeihen Sie, dass ich mich in Ihre Karriere eingemischt habe, aber mir blieb wirklich keine andere Wahl.“
    Michael hätte sich lieber den Kugeln des Feindes ausgesetzt, als sich einer Vergangenheit zu stellen, die möglicherweise gar nicht die seine war. Im Übrigen hielt er sich für vollkommen ungeeignet, die Rolle eines Landesherrschers zu übernehmen.
    „Falls ich mich täusche“, bot von Reischor an, „können Sie Ihre militärische Laufbahn dort aufnehmen, wo Sie sie unterbrochen haben, ohne jemals wieder einen Eingriff von meiner Seite befürchten zu müssen. Ich werde Sie großzügig für Ihre Mitarbeit entlohnen und dafür sorgen, dass Lohenberg ein halbes Dutzend Schiffe mit Ausrüstung und Kleidung für die englischen Truppen entsendet.“ Er erhob sich. „Aber erst einmal werden Sie sicher packen wollen. Ich habe die Überfahrt für Sie bereits gebucht, und Ende der Woche reisen wir gemeinsam nach Lohenberg.“
    Ein ganzer Tag verging, bevor ihre Eltern auf Lord Belgrave zu sprechen kamen. Dem Dienstbotentratsch hatte Hannah lediglich entnehmen können, dass der Baron mit starken Kopfschmerzen nach Hause gefahren war.
    Ihre Eltern erwarteten sie nach dem Dinner im Salon. Das Schweigen kam Hannah so grimmig vor, dass sie schon Angst hatte, man könnte ihr ihre Gewissensbisse ansehen. Ob sie wussten, dass sie gestern in der Gartenlaube von Lieutenant Thorpe geküsst worden war? Hatte sie möglicherweise einer der Diener beobachtet?
    Auch so

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