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Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
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Empfindungen für Sie, meine Liebe.“
    Verlegen sah sie zu Boden. „Was auch immer zwischen uns vorgefallen ist, gehört der Vergangenheit an. Im Augenblick sind wir Reisegefährten, weiter nichts.“
    „Wirklich?“, fragte er leise. In seinen Augen begann es, gefährlich zu glitzern. Hannah spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg.
    „Natürlich“, erwiderte sie, um Fassung bemüht, und trat einen Schritt zurück, als sei nichts geschehen.
    In diesem Augenblick setzten die beiden Gentlemen sich in Bewegung und kamen auf sie zugeschlendert, offenbar in der Absicht, sich vorzustellen. Michaels finsterer Blick indes ließ sie von ihrem Vorhaben Abstand nehmen, und hastig gingen sie an ihnen vorbei.
    „Und was hatte das zu bedeuten?“, fragte Hannah kopfschüttelnd. „Sie sahen aus, als wollten Sie die beiden mit bloßen Händen zerreißen.“
    „Ich habe nur getan, was jeder Bruder für seine Schwester tun würde.“ Erbost starrte Michael auf die Tür, durch die die beiden Gentlemen verschwunden waren. „Ich beschütze Sie, genau, wie Sie es sich von mir erbeten haben.“
    „Wenn ein Gentleman mich nach dem Dinner bittet, mit ihm zu tanzen, werde ich die Aufforderung wohl oder übel akzeptieren müssen“, gab Hannah zu bedenken. „Das können Sie kaum verhindern.“
    „Nein?“
    Sie ging über die Bemerkung hinweg. „Sie tanzen nicht, habe ich recht?“
    „Sehe ich aus wie jemand, dem es Spaß macht zu tanzen?“, stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    „Nein, eher wie jemand, dem es Spaß macht, anderen einen Schrecken einzujagen“, konterte sie. „Ich wette, Sie können nicht einmal tanzen.“
    Unauffällig blickte er sich um, doch außer Estelle war niemand in ihrer Nähe. Selbst die schnatternden Matronen hatten den Raum verlassen.
    Die Musiker hingegen probten unverdrossen ihr Repertoire, und unvermittelt zog der Lieutenant Hannah in seine Arme. Ohne ihr Gelegenheit zum Protest zu geben, begann er, mit ihr zu tanzen. Die Hand auf ihrer Taille, führte er sie souverän durch die Schrittfolgen eines englischen Walzers.
    Nichts hätte sie mehr überraschen können! Wo hatte er als Soldat so gut tanzen gelernt?
    Ohne ihr auch nur ein einziges Mal auf die Zehen zu treten, wirbelte er sie durch die Drehungen und Promenaden.
    „In der Schule“, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage. „Wir mussten alle tanzen lernen. Ich habe jede einzelne Minute gehasst.“
    „Aber Sie tanzen gut“, entgegnete sie ehrfurchtsvoll. „Besser als ich je vermutet hätte.“
    Er dirigierte sie zur Wand, bis sie mit dem Rücken an einem der Spiegel stand. Als sie das kühle Glas durch den Stoff ihres Kleides spürte, hielt Michael in der Bewegung inne. „Ich bin in vielem gut, meine Liebe“, murmelte er verheißungsvoll, und sah ihr unverwandt in die Augen. Seine Brust hob und senkte sich unter seinen raschen Atemzügen. Er begehrt mich, dachte Hannah verschwommen. Genauso wie ich ihn.
    „Worin nicht?“, fragte sie rau.
    „Etwas aufzugeben, das ich aus ganzem Herzen für mich will.“
    Er ließ sie los und ging ohne ein Wort davon. Mit zitternden Knien lehnte Hannah sich gegen die verspiegelte Wand. Darin bin ich auch nicht gut, dachte sie.
    Hannah hielt das graugrüne Kleid mit den kurzen Ärmeln hoch. Die neue Ausstattung, die eigens für die Reise und ihren Aufenthalt fern von zu Hause angefertigt worden war, gefiel ihr. Endlich besaß sie eine Garderobe in anderen Farben als Rosa und Gelb. Zwar bedeckte das neue Abendkleid jeden Zoll ihres Körpers, dafür harmonierte die Farbe wunderbar mit ihrem braunen Haar und ihren grünen Augen.
    „Lady Hannah, für das Dinner heute Abend hat die Marchioness ein anderes Kleid ausgesucht“, protestierte Estelle.
    „Und wenn schon.“ Es war ihr egal. Die mitternachtsblaue Robe, die ihre Mutter vorgesehen hatte, erinnerte Hannah an ein Trauerkleid. „Ich bevorzuge dieses hier.“ Sie reichte Estelle das grüne Kleid, damit die Zofe ihr beim Ankleiden behilflich sein konnte.
    Sobald sie bei ihren Verwandten angekommen war, würde sie eine Schneiderin aufsuchen und Kleider in Auftrag geben, die ihrem Äußeren ein wenig mehr schmeichelten. Vielleicht würde sie sogar ihr Haar etwas kürzen lassen. Lächelnd strich Hannah sich durch die hüftlangen Strähnen.
    Während Estelle ihre Frisur richtete, dachte Hannah an das, was Lieutenant Thorpe gesagt hatte: Stellen Sie mich nicht auf ein Podest.
    Es war eine unausgesprochene Aufforderung, ihm

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