Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lady Chesterfields Versuchung

Lady Chesterfields Versuchung

Titel: Lady Chesterfields Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Willingham
Vom Netzwerk:
nicht zu sehr zu vertrauen, sich von ihm fernzuhalten, wenn ihr ihre Tugend etwas wert war. Sie wusste, sie tat gut daran, seinen Rat zu beherzigen, aber trotzdem wünschte sie sich, mehr über den Michael Thorpe zu erfahren, der sich hinter dem gewöhnlichen Soldaten verbarg. Er hatte sie in seinen Bann gezogen und eine aufsässige Seite in ihr zum Leben erweckt, von deren Existenz sie zuvor keine Ahnung gehabt hatte. Sie seufzte unhörbar. Wie es wohl sein mochte, ein Leben zu leben, in dem man sich nicht um die Meinung der Leute kümmerte?
    Oder war das alles nur Fassade, um sich andere Menschen vom Leib zu halten? Der Gedanke, dass er sich womöglich isolierte, tat ihr weh.
    Plötzlich klopfte es an die Kabinentür, und Estelle ging, um zu öffnen. Hannah erhaschte einen flüchtigen Blick auf Mrs Turner, die ältere Dame, auf die ein Auge zu haben Michael sie gebeten hatte.
    Die Frau schien beunruhigt und drehte den roten Schutenhut in ihren Händen. „Lieutenant Thorpe schickt mich, Lady Hannah. Ich bin Abigail Turner.“
    „Kommen Sie herein.“ Hannah deutete auf einen Stuhl. „Möchten Sie sich setzen?“
    „Nein, vielen Dank, Mylady.“ Die Frau blieb bei der Tür stehen und schien am liebsten im Boden versinken zu wollen. In der Kabine gab es drei durch Vorhänge abgeteilte Schlafkojen, eine für jede von ihnen. An der Wand standen zwei Sessel samt Beistelltisch, und den Schlafplätzen gegenüber befand sich eine große Kommode.
    Estelle half Hannah in das graugrüne Kleid. „Sie dort“, sagte sie, ohne sich zu Mrs Turner umzudrehen. „Holen Sie Lady Hannahs Seidenfächer aus der Truhe.“ Sie legte Hannah eine Perlenkette um den Hals, ohne die Antwort der alten Frau abzuwarten.
    „Smaragde würden besser passen“, widersprach Mrs Turner unerwartet.
    Verkniffen lächelte Estelle die alte Frau an. „Ich glaube kaum, dass Sie das beurteilen können, Madam. Lady Hannahs Mutter, die Marchioness of Rothburne, hat immense Sorgfalt auf die Zusammenstellung der Garderobe ihrer Tochter verwendet. Zu jedem Anlass, wie ich betonen möchte, sodass Ihre Hilfe nicht vonnöten ist.“ Schwungvoll hielt sie einen Packen eng beschriebener Listen hoch.
    „Estelle, Mrs Turner ist auf meinen Wunsch hier“, sagte Hannah.
    Mrs Turner ging nicht auf die arrogante Bemerkung der Zofe ein, doch ihre Augen begannen, streitlustig zu glänzen, als freue sie sich auf einen Schlagabtausch.
    Estelle reichte Hannah die Listen, und sie warf einen flüchtigen Blick darauf, bevor sie sie auf dem Tisch ablegte. Sie enthielten die üblichen Anweisungen, was Hannah zu tragen, nicht zu essen und wie sie die anderen Passagiere der ersten Klasse anzusprechen habe. Und so weiter und so fort. Ihre Mutter versuchte tatsächlich selbst aus der Ferne, ihr Vorschriften zu machen.
    Genug. Wütend knüllte Hannah die verhassten Listen zusammen und feuerte sie in den Abfallkorb. Die Zofe schnappte entsetzt nach Luft.
    „Haben Sie den Smaragdschmuck eingepackt, Estelle?“
    „Ja, Miss, aber Ihre Mutter hat angeordnet …“
    „Entschuldigen Sie“, Mrs Turner räusperte sich, „aber höre ich richtig? Widersprechen Sie tatsächlich Ihrer Herrin?“
    „Wagen Sie etwa, mich zu kritisieren?“, fragte das Dienstmädchen giftig zurück. „Lady Rothburne gehört zu den tonangebenden Damen in London, und es erfüllt mich mit Stolz, ihren Anweisungen Folge zu leisten.“
    Stirnrunzelnd blickte Mrs Turner sich in der Kabine um, hob ein Kissen vom Sofa und sah darunter nach. „Komisch. Ich für mein Teil kann hier nirgends eine Lady Rothburne entdecken. Sie etwa?“
    Nur mit Mühe gelang es Hannah, sich ein Lachen zu verbeißen.
    „Warum also stellen Sie sich so an, wenn Ihre Herrin wünscht, Smaragde statt der Perlen zu tragen?“
    „Smaragde ziemen sich nicht für eine junge Dame.“ Die Zofe bedachte Mrs Turner mit einem eisigen Blick. „Und Sie sollten lernen, sich zu benehmen, wenn Sie weiterhin eine Anstellung bei Lady Rothburne wünschen. Ich werde ihr jedenfalls von Ihnen berichten, da können Sie sicher sein.“
    Nicht zum ersten Mal missfiel Hannah die hochmütige Haltung ihres Dienstmädchens. Ihr war schon einige Male der Gedanke gekommen, ob sie nicht besser daran tat, Estelle aus ihren Diensten zu entlassen, doch nun hatte sie eindeutig genug von der Unhöflichkeit der junge Frau. „Estelle, falls Sie in meinen Diensten zu bleiben wünschen, leisten Sie meinen Anordnungen besser Folge.“
    Mrs Turner trat zu ihr. „Darf

Weitere Kostenlose Bücher