Lady Daphnes Verehrer
überhaupt nicht nach London gekommen wäre. Jetzt klingt es schon, als könnte es Monate dauern, bis ich Ihre Entscheidung erfahre.«
Er betrachtete sie genau. So eindringlich, dass sich etwas in ihr regte, obwohl sein Blick nichts Verführerisches hatte.
»Ich will Ihre Befürchtungen bezüglich meiner Entscheidung zerstreuen, Mrs Joyes. Sollte ich beschließen, dass Sie dieses Anwesen nicht mehr bewohnen können, werde ich Ihnen ein anderes zur Verfügung stellen, das mindestens genauso gut ist, und Ihnen sogar ein neues Gewächshaus bauen lassen.«
Damit hatte sie nicht gerechnet. Es gelang ihm immer noch, sie zu überraschen. Sie schaute auf ihre Hände, die sie in ihrem Schoß gefaltet hatte, während sie sich bewusst machte, was seine überraschende Großzügigkeit für sie bedeutete.
Die Sorge um The Rarest Blooms lastete plötzlich nicht mehr auf ihren Schultern. Sie verspürte beinahe eine innere Leere, weil sie zuvor so sehr von ihren Zukunftsängsten in Anspruch genommen gewesen war. Die kühle Brise, die durch das Zelt strich, schien dazu beizutragen, dass ihr ganz leicht ums Herz wurde.
Dieses Versprechen war keine Kleinigkeit. Sie würde zwar die Gärten neu bepflanzen müssen, weshalb es das Beste wäre, wenn sie bleiben könnte, wo sie war, aber mit einem Mal lag statt Ungewissheit eine sichere Zukunft vor ihr.
Dass nun alle ihre Pläne Wirklichkeit werden konnten, auch die ganz besonderen, die jahrelang nur Träume gewesen waren, bewegte und begeisterte sie. Castleford hatte natürlich keine Ahnung, was er gerade für sie getan hatte. Ein reicher Mann von Stand wie er würde nie verstehen, wie sehr allein das Wissen, dass man dauerhaft ein Dach über dem Kopf hatte, das Leben verändern konnte.
Er beugte sich zu ihr und stellte eine kleine geöffnete Schatulle vor ihr ab. Darin lag, eingebettet in glänzenden Samt, ein Paar atemberaubende, funkelnde Diamantohrringe.
»Sie sind zu großzügig«, sagte sie zurückhaltend. »Sie haben mir mit Ihrer Zusicherung bereits ein großes Geschenk gemacht. Die Ohrringe sind des Guten zu viel.«
»Sie sind ein altes Geschenk, ich überreiche sie Ihnen nur erst heute.«
»Ich kann sie nicht annehmen. Seien Sie nicht gekränkt.« Sie wollte ihn in diesem Augenblick wirklich nicht verletzen – und nicht nur, weil er sie von einer großen Bürde befreit hatte.
»Ich bin nicht gekränkt, aber Sie haben die Ohrringe bereits angenommen. Erinnern Sie sich? Sie haben sie ganz gewiss nicht abgelehnt.«
»Ich sehe ein, dass mein Schweigen missverständlich war, als Sie von den Ohrringen sprachen. Aber heute bin ich nicht von Wein beduselt.«
»Sie waren auf dem Boot nicht beduselt.«
»Ich war regelrecht betrunken. Sonst wäre ich niemals so … unanständig gewesen.«
»Unsinn. Sie sind gern unanständig. Ich weiß, wovon ich rede, also versuchen Sie nicht, mich zu beschwindeln. Ich kenne mich sehr gut mit Trunkenheit und Unanständigkeit aus, und Sie waren nicht so betrunken, dass Sie nicht mehr wussten, was Sie tun. Sie waren angenehm entspannt, aber keineswegs betrunken.«
Ihr Gesicht wurde ganz heiß. »Ein Gentleman würde es einer Dame gestatten, ihr Verhalten zu entschuldigen.«
»Gut, wenn Sie eine Entschuldigung brauchen, schenke ich Ihnen gleich etwas Wein ein.«
»Nein!«
Er wartete einfach ab. Er betrachtete sie mit diesem verführerischen Blick, den er nach Belieben aufsetzen konnte, und plötzlich – obwohl sich augenscheinlich nichts verändert hatte – war diese Anziehungskraft wieder da, die Frauen dazu brachte, wollüstige Gedanken zu hegen. Es sollte ein Gesetz dagegen geben, dass ein Mann so etwas tun konnte! Sie spürte, wie ihr Widerstand unter diesem Blick Stück für Stück schwand.
Sie wollte es zunächst mit Ehrlichkeit versuchen. Er war bislang recht verständnisvoll gewesen, und vielleicht würde er es auch weiterhin sein.
»Ich glaube, Sie sind wegen des Weins und aufgrund meines schlechten Benehmens einem Missverständnis unterlegen, und nun denken Sie … nun, Sie nehmen an, wenn Sie mir diese Ohrringe schenken …«
Er sah sie nur an. Er machte nicht die geringsten Anstalten, ihr zu helfen und ihr zu verstehen zu geben, dass er begriffen hatte, worauf sie hinauswollte. Er ließ sie einfach in der Luft hängen.
»Es wäre sehr unklug von mir, mich abermals betören zu lassen, ob nun von Wein oder von Diamanten. Ich möchte nicht, dass es zu weiteren Intimitäten zwischen uns kommt.«
Sein Gesicht zeigte keinerlei
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