Lady Daphnes Verehrer
mindestens ein Pint vertragen, oder?«
Ein eindringlicher Blick von Hawkeswell bewegte Castleford dazu, sich den beiden anzuschließen, als sie zum Wirtshaus hinübergingen.
Nachdem sein Nachmittagsvergnügen nicht so geglückt war, wie er gehofft hatte, saß Castleford nun in einem halb schläfrigen, halb geistesabwesenden Zustand im Wirtshaus.
Die Behauptung, die nächsten zehn Minuten seien mit Konversation ausgefüllt gewesen, hätte dem Gespräch noch zu viel Bedeutung beigemessen.
Er brauchte einen Moment, um zur Besinnung zu kommen, als Latham ihn plötzlich mit falscher Freundlichkeit ansprach.
»Über dich wird zurzeit viel geredet, Tristan.«
»Latham, ich habe dir gesagt, du sollst mich nicht bei meinem Vornamen nennen. Das macht niemand mehr, nicht einmal Hawkeswell – es sei denn, wir sind beide total besoffen.«
»Oder total in Rage«, bemerkte Hawkeswell lachend. »Ist Ihnen guter Tratsch zu Ohren gekommen, Latham? Mir entgeht oft das Beste, weil ich sein Freund bin.«
»Es heißt, er habe zusätzlich zu seinen Minen im Norden jetzt auch im Süden Eisen gefunden.« In Erwartung seiner Reaktion beobachtete Latham ihn aufmerksam.
»Ach, dieses alte Gerücht«, sagte Hawkeswell enttäuscht. »Jetzt also Eisen, ja?«
»Ich habe gar nichts gefunden. Weder Eisen noch sonst irgendetwas.«
»Die Funde sollen erst kürzlich gemacht worden sein. Auf einem Stück Land, zu dem du vor Kurzem gekommen bist.«
»Die Leute reden viel, wenn der Tag lang ist, das weißt du doch, Latham. Experten haben eindeutig festgestellt, dass es keine Eisenvorkommen im Süden gibt«, sagte Castleford matt und ließ sich anmerken, wie sehr ihn das Thema langweilte.
Nachdem sie noch eine Weile Konversation gemacht hatten, entschuldigte sich Hawkeswell und ging. Castleford erhob sich, um ihm zu folgen.
»Ist es das Land meines Vaters?«, fragte Latham und durchbohrte ihn förmlich mit seinem misstrauischen Blick. »Hast du diesen Fund auf dem Grundstück gemacht, das er dir vermacht hat? Ich wüsste nicht, welches andere Stück Land du kürzlich bekommen haben könntest.«
»Du hast keine Ahnung, was ich alles bekomme und erwerbe und wann. Du darfst nicht jedem Gerücht Glauben schenken, das in den Clubs kursiert, Latham.«
Latham kniff die Augen zusammen. »Du guckst gerade so selbstgefällig,
Tristan
. Verdammt, ich habe recht, nicht wahr?«
»Was du in meinem Gesicht siehst, ist keine Selbstgefälligkeit, sondern die Langeweile, die von mir Besitz ergreift,
Gerome
. Ich fand Tugendbolde schon immer nervtötend, besonders, wenn sie eigentlich verräterische Vergewaltiger sind.«
»Verdammt,
du
bist nervtötend! Du hackst nur auf dieser alten Sache in Frankreich herum, weil du neidisch auf mich bist. Mit dir wollte sich niemand über den Zustand des Reichs beraten.«
»Die kennen meinen Ratschlag schon: Sorgt dafür, dass die Menschen keinen Hunger leiden, und es gibt keine Probleme. Der Gedanke ist so einfach, dass ihn auch die schlichtesten Gemüter begreifen. Trotzdem haben wir es wieder einmal so weit kommen lassen, dass Männer ihre Kinder verhungern sehen werden, und wir erwarten auch noch von ihnen, dass sie zufrieden und friedfertig sind. Wenn du irgendeinen Einfluss ausüben kannst, beschäftige dich mit dieser Unmoral! Vielleicht halte ich dich dann nicht mehr für einen ganz so großen Schurken.«
»Ich dachte, ich könnte mich mit der Unmoral des verrufenen Herzogs von Castleford beschäftigen. Vielleicht mache ich in meinem nächsten Essay nur zum Vergnügen ein öffentliches Symbol der Sittenlosigkeit aus dir.«
»Ich bitte darum. Es wird das Prunkstück meiner Sammlung werden.«
»Du scherzt, aber du findest ebenso viel Gefallen an der Macht wie jeder andere Mann. Dir wird das Scherzen vergehen, wenn ich dich als so verkommen hinstelle, dass du bei allem, was wichtig ist, an den Rand gedrängt wirst.« Latham kam immer mehr in Fahrt und fand seine Drohung mit jedem Wort amüsanter.
Castleford stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich vor, um dem Idioten klarzumachen, dass er in diesem Moment keineswegs zum Scherzen aufgelegt war. »Mach, was du willst! Aber bedenke, bevor du gegen mich zu Felde ziehst, dass die Pfeiler der Rechtschaffenheit sehr leicht abbrennen können, wenn sie nur aus Stroh sind.«
Er verließ das Wirtshaus, um dafür zu sorgen, dass seine zwei neuen Pferde in seinen Stall gebracht wurden. Latham folgte ihm in den Hof.
»Ach, ich habe ganz vergessen zu erwähnen,
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