Lady Daphnes Verehrer
instinktiv zurück. Sollte sie Castleford jemals wieder so wütend sehen, dann hoffentlich aus weiter Ferne.
Er schaute ihr prüfend in die Augen. »Deshalb waren Sie also immer so abweisend. Nun, wenn man bedenkt, was für Geschichten Sie gehört haben, leuchtet es ein, dass Sie aus Angst vor dem Schlimmsten verzichten.«
»Ich bin froh, dass Sie mich verstehen. Unter diesen Umständen ist es wohl besser, wenn ich mich jetzt verabschiede und …«
»Würde die Bescheinigung eines Arztes, dass ich gesund bin, Ihre Bedenken zerstreuen?«
Sie musste an sich halten, um ihn nicht mit offenem Mund anzustarren.
»Es wäre anmaßend von mir, von Ihnen eine solche Bescheinigung zu verlangen. Einigen wir uns lieber darauf, dass Sie die Diamanten behalten und meine … Privatsphäre gewahrt bleibt.«
»Es macht mir nichts aus, eine zu besorgen. Ich bestehe sogar darauf, es zu tun. Ich werde auch Bescheinigungen von den Ärzten einholen, die die Frauen in den Etablissements untersuchen, die ich im vergangenen Jahr besucht habe.«
»Wie … aufmerksam von Ihnen.«
»Beantworten Sie meine Frage. Würde das Ihre Bedenken zerstreuen?«
»Ich nehme an, es würde eine ganze Weile dauern, diese Dokumente einzuholen. Bis dahin werden Sie sich eine andere ausgeguckt haben, also wäre es ziemlich dumm, wenn wir jetzt eine Vereinbarung …«
»Verdammt, Daphne, antworten Sie! Ist das der wahre Grund für Ihre Zurückhaltung?«
»Ja.« Inzwischen schon. Wie unbesonnen von ihr, dass sie nicht früher an so etwas gedacht hatte. Sie hatte wirklich Glück, dass eine ihrer besten Freundinnen die Tochter einer Kurtisane war.
»Ich muss zugeben, dass Sie sich nicht sicher sein können«, sagte er. »Deshalb werde ich diese Bescheinigungen besorgen, obwohl ich weiß, dass es unnötig ist. Ich werde nicht versuchen, Sie gründlich zu verführen, bis ich Sie voll und ganz beruhigen kann.«
»Vielen Dank. Das ist sehr rücksichtsvoll.« In der Annahme, dass sie soeben das Gespräch beendet und höchstwahrscheinlich auch seinen Annäherungsversuchen einen Riegel vorgeschoben hatte, wandte sie sich zum Gehen.
»Wo wollen Sie hin?«
»Ich würde sagen, wir sind hier fertig, Hoheit. Und wir werden uns eine Weile nicht sehen, mindestens eine Woche, schätze ich. Oder vielleicht zehn Tage.« Oder nie mehr.
»Den Teufel werden wir!«
Er packte sie am Arm und zog sie zu sich herüber. Sie segelte geradezu durch die Luft, während er sich auf einen Stuhl fallen ließ, und landete auf seinem Schoß.
Dann begann er sie zu küssen. Erschrocken stemmte sie sich gegen seine Brust und wandte das Gesicht ab.
»Was … Sie haben doch gerade gesagt …«
»Dass ich nicht versuchen werde, Sie gründlich zu verführen. Aber ich habe nicht gesagt, dass ich Sie nicht ein wenig verführen werde. Sicherlich haben Sie und Hauptmann Joyes sich gelegentlich vergnügt, ohne Verkehr zu haben.«
Sie sah ihn an.
»Nein? Ah. Nun, Sie wissen ja bereits, dass sie auf diese Weise den Gipfel der Lust erreichen können. Nur müssen wir es diesmal so machen, dass wir beide etwas davon haben. Außerdem haben Sie versprochen, dass ich Sie zu sehen bekomme, wenn Sie diese Ohrringe tragen und sonst nichts.« Er reichte ihr die Schatulle, während er sie mit der anderen Hand festhielt. »Legen Sie sie an.«
Sie weigerte sich, die Schatulle anzunehmen. »Das habe
ich
keineswegs versprochen!
Sie
haben davon geredet.«
»Und ich stehe zu meinem Wort. Legen Sie sie an.«
Sie hatte nicht die Absicht, sich ihm nackt zu zeigen, und wand sich in seinem Arm.
»Wenn Sie denken, ich wäre so dumm zu glauben, dass ich mich entkleiden könnte und Sie es nicht ausnutzen würden, dann sind Sie verrückt!« Sie versuchte, sich von ihm loszumachen. »Sie sind viel zu sehr von sich überzeugt und könnten gut ein paar Lektionen dazu vertragen, wie sich ein echter Gentleman benimmt!«
»Ha, Sie haben mich gescholten! Ihr Verhalten kommt mir wirklich äußerst gelegen.« Er legte die Schatulle zur Seite und zeigte ihr, was er meinte, indem er sie küsste.
Danach wehrte sie sich zwar noch, aber es fiel ihr sehr schwer, gegen etwas anzukämpfen, das ihr schwaches Ego als herrliches Vergnügen empfand. Ihr Verstand rügte sie und ihn in einem fort, aber ihr Körper meuterte auf schändliche Weise und gab den Kampf auf.
Das Lustgefühl war einfach zu köstlich. Das war der letzte klare Gedanke, den sie hatte, und er war eher eine Ausrede als ein Argument für Zurückhaltung. Sie geriet
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