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Lady Daphnes Verehrer

Lady Daphnes Verehrer

Titel: Lady Daphnes Verehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeline Hunter
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Boden.
    Es klang ein bisschen wie London; ein Durcheinander aus Menschen und Geräuschen. Und es schien lauter zu werden, je länger sie lauschte.
    Sie standen alle drei regungslos da, bis sich der Lärm nicht mehr leugnen ließ, weil er unmittelbar auf Failsworth zukam.
    »Verflucht noch eins!« Castleford schaute angestrengt Richtung Dorf. »Machen Sie, dass Sie ins Haus kommen, alle beide!«
    Daphne zögerte.
    »Sofort!«, bellte er. »Verriegeln Sie die Tür und lassen Sie niemanden herein. Ich bin bald wieder da.«
    Er schritt eilig zu seinem Pferd und stieg auf. Daphne ging zurück ins Cottage und stellte sich zu Margaret ans Fenster.
    Castleford war noch nicht losgeritten. Er griff in seine Satteltasche und holte eine Pistole heraus. Dann zückte er Schießpulver und eine Kugel und lud die Waffe.
    Kurz darauf gab er seinem Pferd die Sporen und galoppierte davon.
    Castleford ritt auf den Lärm zu. Im Grunde war er froh, etwas Wichtiges zu tun zu haben, das ihn davon abhielt, über Daphnes Vergangenheit und die vielen Fragen nachzugrübeln, die sich ihm stellten. Da sein Gehirn nur unerquickliche Antworten ersann, war es die reinste Hölle für ihn gewesen, ruhig dazusitzen und höflich zu sein, obwohl er nur mit ihr hatte allein sein wollen, um die Wahrheit herauszufinden.
    Der diffuse Lärm schwoll immer mehr an, bis schließlich erkennbar wurde, woraus er sich im Einzelnen zusammensetzte. Da war Geschrei. Da waren Rufe. Stimmengewirr. Dazu das donnernde Getrappel von Füßen.
    Schon bald kamen ihm die ersten Leute entgegen. Sie rannten, so schnell sie konnten, obwohl sie schon weit von der Stadt entfernt waren.
    Ein junger Mann blieb stehen, um zu verschnaufen. Als er Castleford sah, riss er erschrocken die Augen auf.
    Castleford trabte auf ihn zu. »Sie haben nichts von mir zu befürchten. Was ist geschehen?«
    »Militär und Landwehr«, keuchte der junge Mann, beugte sich vor und stützte die Hände auf die Knie. »Es gibt Tote und Verletzte, und sie verhaften jeden, den sie in die Finger kriegen. Es war alles relativ ruhig – dafür, dass die Kundgebung so groß war. Aber dann kamen die Soldaten und …« Er schüttelte den Kopf. »Das mitansehen zu müssen war schrecklich, und es war noch viel furchtbarer, mittendrin zu sein. Man konnte nirgendwohin, überall Menschen. Ich dachte schon, wir würden uns gegenseitig zu Tode trampeln.«
    Er setzte sich wieder in Bewegung, jedoch nur langsamen Schrittes, als sei ihm, während er darüber sprach, klar geworden, dass er inzwischen in Sicherheit war. Castleford ritt weiter.
    Es kamen immer mehr Menschen. Manche waren wütend und aggressiv, manche völlig verängstigt und andere so verzweifelt, dass sie weinten. Er hielt sich am Straßenrand und beobachtete, wie sie auf dem Weg nach Hause in ihre Städte und Dörfer an ihm vorbeiströmten.
    Es waren Verwundete unter ihnen. Castleford sah mitten im Gedränge eine hinkende Frau mit Blut am Rock, die von einem Mann gestützt wurde. Als sie angerempelt wurde, konnte der Mann sie nicht mehr halten, und sie stürzte zu Boden. Einige der nachfolgenden Leute machten einen großen Schritt über sie hinweg, die meisten jedoch taten es nicht.
    Castleford trieb sein Pferd durch die Menge. »Geben Sie sie mir!«, rief er dem Mann zu. Der sah zu ihm auf und zögerte.
    »Nun machen Sie schon, Sie Narr! Ich bringe sie in Sicherheit.«
    Der Mann hob die benommene Frau hoch, hievte sie aufs Pferd und half ihr, sich hinter den Sattel zu setzen.
    »Sie können mitkommen«, sagte Castleford.
    »Das ist nicht meine Frau. Keine Ahnung, wer sie ist.« Damit schloss sich der Mann wieder dem endlosen Menschenstrom an.
    »Ist Ihr Mann hier?«, fragte Castleford über seine Schulter.
    Der Kopf der Frau sank gegen seinen Rücken. »Der muss noch in der Stadt sein. Er lag auf dem Boden. Vielleicht ist er schon tot. Er hat gesagt, ich soll weglaufen.«
    »Wir werden später herausfinden, was aus ihm geworden ist. Halten Sie sich jetzt gut fest.« Er wendete sein Pferd und machte sich auf den Rückweg zum Cottage. Da inzwischen alles voller Menschen war, kam er nicht so schnell voran wie auf dem Hinweg. Als er endlich in das kleine Sträßchen einbog, sah er, dass die niedrige Mauer, die den Vorgarten umsäumte, die Leute nicht von dem Grundstück fernzuhalten vermochte. Manche schwangen sich einfach darüber und trampelten durch die Rabatten, um dem Gedränge zu entgehen. Andere blieben im Garten stehen und musterten das Cottage.
    Das war die

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