Lady Daphnes Verehrer
Gefahr, wenn eine solche Menschenmenge in Panik geriet, dachte Castleford. Sie wurde zu einer wilden Meute, die das Eigentum anderer nicht mehr achtete und manchmal nicht einmal mehr das Leben. Manche taten Dinge, die sie sonst nie tun würden, und es gab keine Hemmschwellen mehr.
Mithilfe seines Pferdes vertrieb er die Männer und öffnete seine Jacke, um seine Pistole zum Vorschein zu bringen.
Bald hatte er den Garten geräumt, aber es würden noch mehr kommen. In den nächsten Stunden würde niemand in Sicherheit sein.
Er stieg ab und half der Frau vom Pferd. Daphne hatte ihn vom Fenster aus beobachtet, und die Tür ging auf, als er die Frau zum Haus trug.
Er ging hinein und sah sofort, dass sein Befehl nicht befolgt worden war. Die Tür hatte sich während seiner Abwesenheit mindestens ein Mal geöffnet, vielleicht auch mehrmals. Drei Neuankömmlinge sahen bei seiner Ankunft auf. Ihre Mienen waren besorgt und ihre Augen vor Entsetzen geweitet.
Er legte die Frau aufs Sofa. »Sie ist verwundet.« Er zeigte auf das Blut an ihrem Rock. »Am Bein, vermute ich.«
»Ich hole Wasser«, sagte Daphne und ging aus dem Zimmer.
Castleford verriegelte sorgfältig die Tür, dann folgte er ihr.
»Wer sind die anderen Frauen?«
»Freundinnen von Margaret. Sie waren erschöpft und verängstigt und haben hier Zuflucht gesucht.«
Sie füllte eine Waschschüssel mit Wasser. Ihre Hände zitterten, als sie nach einem Korb mit Tüchern und Lappen griff. »Eine Frau wurde getötet, haben sie erzählt. Eine Rednerin namens Mary Fildes! Es war, als hätten die Soldaten es auf sie abgesehen, meinten die Frauen. Und es gab noch mehr Tote.«
Schon seit einer Stunde brodelte es in ihm, und nun kochte sein Zorn über. »Diese verdammten Narren!«
Sie richtete sich auf und sah ihn böse an. »Wen meinen Sie? Die armen unbewaffneten Menschen, die mit Säbeln niedergestreckt wurden?«
»Ich meine alle, verdammt, beide Seiten! Die Arbeiter, weil sie glauben, sie könnten sich zu Tausenden versammeln und die Behörden würden darin nicht den Anfang einer Rebellion sehen. Die Regierung, weil sie Soldaten losgeschickt hat, um die eigenen Bürger niedermetzeln zu lassen.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Sie wissen von den Soldaten? Ich hoffe, Sie hatten dabei nicht die Hand im Spiel.«
Er lachte bitter. »Mich hat niemand um meine Meinung gebeten. Männer, die davon überzeugt sind, dass man mit Gewalt vorgehen muss, hören nur auf Männer, die derselben Ansicht sind.« Es war natürlich so, dass ihn eigentlich niemand um seine Meinung bitten musste. Herzöge hatten das Recht, sich zu allem zu äußern. Er hatte an Liverpool geschrieben und auch persönlich mit ihm gesprochen, ohne jedoch etwas bewirken zu können.
Und nun war der Teufel los. Wenn man mit dieser Aktion hatte erreichen wollen, dass die Fronten abgesteckt wurden, dann hätte sie nicht erfolgreicher verlaufen können.
Er nahm Daphne die volle Waschschüssel ab. Nachdem er sie ins Speisezimmer getragen hatte, wies er die Frauen an, sich in diesen Raum zu begeben, damit sie durch die Vorderfenster nicht zu sehen waren. Sie kamen seiner Aufforderung nach und stellten die Stühle in der Mitte des Zimmers in einem Kreis auf. Zwei Frauen mittleren Alters halfen der Verletzten auf einen der Stühle und knieten sich vor sie hin, um ihren Rock zu heben und nachzusehen, woher das Blut kam.
Als er sich zum Gehen wandte, um den Garten im Auge zu behalten, sah er die lange Schnittwunde am Schenkel der jungen Frau. Sie stammte von einem Schwert. Von dem Schwert eines Soldaten.
»Mrs Joyes, würden Sie mir bitte folgen«, sagte er über die Schulter.
Daphne kam zu ihm, als er sich im Wohnzimmer ans Fenster stellte. Immer noch zog ein endloser Menschenstrom die Straße entlang.
»Sie haben doch eine Pistole dabei, nicht wahr?«, sagte er. »Holen Sie sie, zusammen mit allem, was Sie an Schießpulver und Kugeln dahaben.« Er zog seine Waffe unter seiner Jacke hervor und legte sie griffbereit auf das Fensterbrett.
Sie starrte die Pistole an, dann blickte sie hinaus in das Chaos, und ihre bleichen Wangen nahmen Farbe an. Sie rührte nicht von Leidenschaft oder Verärgerung her. Auch nicht von Verlegenheit, sondern von purer Angst. Doch auf andere Weise würde sie sich ihre Furcht nicht anmerken lassen, das wusste er. Nicht, solange die anderen Frauen getröstet und beruhigt werden mussten.
Er bewunderte sie dafür, dass sie so gefasst blieb. Es zerriss ihm das Herz, ihr nicht
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