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Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schon außergewöhnlich.
    Es waren Frauen und Mädchen zwischen Achtzehn und Vierzig. Vor allem die Jüngeren unter ihnen. Sie hatten die moderne Mode mitgemacht, trugen die superkurzen Röcke und waren wild geschminkt, regelrecht bunt angemalt um die Augen. Bunt waren auch die Haare, sie schimmerten in allen Farben. Unauffällig blaß waren die Lippen angemalt. Sie alle interessierten sich nur für eine Person — Celeste, das blonde Top-Modell aus dem südöstlichen Europa.
    Mickey Graft zog sich wieder in die Garderobe zurück. Dort ließ er sich auf einen Drehschemel fallen und schüttelte den Kopf. Er trug eine wilde Mähne. Früher hatte man dazu Afrolook gesagt, und er wollte ihn wieder aufleben lassen, zumal er zu den Farbigen zählte. Seine Mutter war eine Schwarze gewesen, sein Vater ein weißer Amerikaner. Mickey war ein Mischling. Im Gegensatz dazu standen die blauen Augen. Sie bildeten zwar helle Seen innerhalb der Höhlen, und die langen Wimpern hätten auch einer Frau gehören können. Zwei gelbe Ringe baumelten an seinen Ohrläppchen, und das nicht ohne Grund. Wie der große Maler Picasso seine Farbphasen gehabt hatte, so ging auch Mickey Craft darin auf. Im Moment liebte er Gelb. Gelbe Ohrringe, ein gelbes Hemd, eine gelbe Hose aus Leder. Nur der schwarze Gürtel mit den Silberknöpfen stand im harten Kontrast dazu. Mickey hatte am nächsten Sonntag seinen ersten Auftritt in London. Um etwas kostenlose Promotion zu machen, hatte ihn sein Manager an die Talk-Show »vermittelt.« Da konnte er für seine Konzerte werben und auch für die anschließende Tournee, die ihn durch zwölf englische Städte führte. Nur war er nicht allein. Diese Celeste und ein Politiker aus dem Osten, der ebenfalls in London zu Besuch war, würden neben ihm sitzen.
    Craft hatte sich vorgenommen, die große Schau abzureißen. Jetzt allerdings bekam er leichtes Herzklopfen. Wahrscheinlich würde seine Schau in die Hose gehen, wenn er daran dachte, wie sehr sich die Frauen um Celeste rissen.
    Ausgerechnet noch Frauen.
    Er verstand das nicht. Dieses Modell war ein heißer Feger. Schön wie die Sünde und gleichzeitig unschuldig wie ein Engel, vom Alter her schwer zu schätzen. Sie konnte zwanzig sein, aber auch fünf Jahre älter. Jedenfalls war sie eine Person, die auch ihn reizte, und sie würde sicherlich Karriere machen.
    Bisher hatte Mickey jede Frau, die ihn richtig anmachte, ins Bett bekommen, bei Celeste aber, das ahnte er, würde es verdammt schwer werden. Die gehörte zu den coolen Typen, die auch einen berühmten Popsänger abblitzen ließen, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Bis zum Beginn der Sendung lag noch eine Stunde vor ihm. Er mußte sich die Zeit irgendwie vertreiben, beugte sich zur Seite und holte eine Flasche aus dem offenstehenden Koffer.
    Er schluckte den Bourbon direkt aus der Flasche, wischte seine breiten Lippen ab, schaute auf den grauen Boden der Garderobe und überlegte, wie er an die Frau herankam.
    Die Flasche schaukelte zwischen seinen Fingern. Vom Gang her hörte er den Stimmenwirrwarr. Celestes Garderobe lag nur zwei Türen weiter. Er konnte aufstehen, hingehen und sagen: »Okay, Süße, hier bin ich.«
    Das hatte schon öfter geklappt, aber bei diesem Weib war er unsicher geworden.
    Die würde ihn rauß schmeißen.
    So etwas vertrug Mickey Craft nicht. Das hätte sein Selbstbewußtsein untergraben, aber gerade das brauchte er in diesem harten Geschäft. Um immer top zu sein, mußte er sich stimulieren. Früher hatte er mal gedrückt, von dem Zeug war er nach einer Entziehungskur losgekommen, aber er war umgestiegen. Um stets in Hochform zu sein, schluckte er Pillen, gefährliche Drogen, die auf die Dauer den Körper zerstörten. In Verbindung mit Alkohol putschten sie so stark auf, daß er eine Nacht durchhalten konnte, bis das böse Erwachen am anderen Morgen kam und er sich beschissen fühlte. Da ging man ihm am besten aus dem Weg, denn seine Tobsuchtsanfälle waren gefürchtet. Hoteliers konnten ein Lied davon singen. Sie schickten ihm halt die Rechnung, wenn er wieder mal eine Zimmereinrichtung zertrümmert hatte. Er trug die blauen Pillen stets bei sich. Seine Finger zitterten meist schon, wenn er das Döschen hervorholte, eine Pille herausnahm und sie mit einem Schluck Bourbon hinunterspülte.
    Dann klopfte es. Zweimal kurz, zweimal lang. Für Mickey ein Zeichen, daß sein Manager zu ihm wollte.
    »Ja, komm schon rein.« Er hatte die Beine von sich gestreckt und den Kopf nach hinten

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