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Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Burberry, in den ich schon das Winterfutter geknöpft hatte, so daß der Mantel gegen Kälte und Wind schützte.
    Die Front des Odeons war hell erleuchtet. Auf dem Gehsteig stand der große Übertragungswagen der BBC. Um ihn herum herrschte Hektik, denn zahlreiche Besucher wollten noch einen Blick in das Fahrzeug werfen.
    Ernie Balsam entdeckte mich zuerst. Winkend lief er auf mich zu. Ich nickte ihm entgegen.
    »Toll, daß Sie gekommen sind, Mr. Sinclair.«
    »Ja, sogar mit Karten.«
    »Die haben Sie…«
    »Manchmal ist es gut, wenn man bei Scotland Yard arbeitet.«
    »Das scheint mir auch so.«
    Wir gingen in das Foyer, wo Scheinwerfer aufgebaut waren, eine Kamera stand, die alle Eintretenden filmte, und eine Wärme herrschte, die ich mit dem Wort bullig bezeichnete.
    Unter dem Mantel trug ich eine Kombination, bestehend aus Jackett und Hose. Ein gestreiftes Hemd, eine Krawatte, ich sah richtig anders aus. Etwas vornehmer.
    Wir gaben unsere Mäntel bei einer älteren Frau ab, die auch ein Trinkgeld bekam. Gäste bei Talk-Shows werden meistens bewirtet. Das ging auf Kosten des Senders.
    Hier war es ebenfalls so. Wir konnten Drinks nehmen und entschieden uns für Orangensaft, der in Sektgläsern stand.
    »Auf einen gelungerten Abend«, sagte Balsam. »Wie meinen Sie das?«
    »Nun ja, daß sich meine Worte bestätigen und Sie mich nicht nur als Theoretiker ansehen.«
    »So schlimm ist es nicht.« Ich schaute mich um, trank und drehte mich wieder.
    »Suchen Sie etwas, Mr. Sinclair?«
    Ich hob die Schultern. »Fällt Ihnen bei den Gästen hier nichts auf?«
    »Eigentlich nicht. Das Publikum ist sehr gemischt. Aber jetzt, wo Sie mich direkt darauf ansprechen, kann ich es Ihnen sagen. Es sind viele Frauen hier.«
    »Eben.«
    »Kein Wunder. Mickey Craft ist bekannt dafür, daß er die Mädchenherzen reihenweise bricht.«
    Ich wiegte den Kopf. »Ob die ihm alle zugetan sind. Da sind Frauen bei, die schon jenseits des Popalters sind. Sie haben sich zurechtgemacht, sogar ungewöhnlich geschminkt. Schauen Sie sich mal die drei da vorn an.«
    »Was ist mit denen?«
    »Sie haben auf den Wangen einen roten Punkt. Er leuchtet sogar, wenn er ins Licht gerät.«
    »Ist das schlimm?«
    »Nein, mir kommt es vor wie ein Zeichen, ein Erkennungsmerkmal.«
    Balsam wollte etwas erwidern, als sich genau in diesem Augenblick eine Person zwischen uns schob. Sie war noch jünger, trug einen rot-schwarz gestreiften Minirock, einen roten Pullover mit Schulterpolstern und ebenfalls den roten Fleck auf der Wange. Selbst die Umgebung ihrer Augen war rot geschminkt. Da verteilten sich die Streifen auf der Haut wie auslaufende Tränenspuren. Das Haar war pechschwarz und glatt nach hinten gekämmt. Darin schimmerte das Gel wie dunkler Lack. Ich hielt die Kleine an. »Haben Sie einen Moment Zeit?«
    Sie schaute mich so entrückt an wie eine Mondsüchtige. »Was… was ist denn?«
    »Ich bin vom Fernsehen«, log ich schnell, »und möchte Sie nur fragen, weshalb Sie gekommen sind.«
    Sie verzog die blassen Lippen. »Ihretwegen.«
    »Meinen Sie Celeste?«
    »Natürlich, weshalb sonst?« Sie schüttelte den Kopf und hob noch die Schultern.
    »Ich dachte eher an Craft, der ja…«
    »Hören Sie auf mit dem. Der ist doch out — schon längst. Er weiß es nur noch nicht.«
    »Ach ja.«
    Sie wollte gehen. »Eine Frage noch — bitte.«
    »Was ist denn?« fragte sie mit einer Leierstimme und verdrehte noch die Augen.
    »Mir geht es um den Punkt auf Ihrer Wange. Den habe ich schon öfter gesehen. Hier, meine ich.«
    »Ich weiß.«
    »Bedeutet er etwas? Ein Zeichen oder so?«
    »Wir gehören zu ihr«, sagte sie und ging weiter, wobei sie uns den schmalen, fast schon knochigen Rücken zudrehte.
    »Haben Sie das gehört?« fragte Balsam. »Haben Sie das wirklich mitbekommen?«
    »Ich bin nicht taub.«
    »Was hat sie denn damit gemeint, daß sie zu ihr gehört? Bestimmt Celeste — oder?«
    »Sehen Sie eine andere Möglichkeit?«
    »Nein.«
    »Na also.«
    Er nickte. »Dann scheint diese Celeste einen verdammt großen Fan-Club mitgebracht zu haben.«
    »Das ist möglich, Mr. Balsam. Wobei ich hoffe, daß es nur bei diesem Begriff Fanclub bleibt.«
    »Woran denken Sie denn?«
    »Noch an nichts.«
    Inzwischen waren auch die beiden Doppeltüren geöffnet worden, durch die wir ins Innere des Theaters gelangen konnten. Vier Leute kontrollierten die Karten. Es konnte sich nicht jeder hinsetzen, wo er wollte.
    Wir hatten leider das Pech, in der letzten Reihe sitzen zu

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