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Lady Ghoul

Lady Ghoul

Titel: Lady Ghoul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zugang zu unserer großen Meisterin Celeste.«
    »Ich komme also als Toter an?«
    »Das habe ich nicht gesagt!«
    Er starrte ihr ins Gesicht. Seine Augen forschten nach der Wahrheit, dann nickte er, aber es war schon mehr ein Kippen, obgleich er seine Hände auf den Brunnenrand stützte. Ernie fiel nach vorn. Ich wollte ihn zurückhalten, es war nur ein Zucken meines rechten Arms, mehr nicht.
    Und ich hätte es auch nicht geschafft. Der Brunnen schluckte ihn wie ein großes Maul.
    Kopfüber war er hineingefallen. Sein Schrei drang mir tief unter die Haut, er nahm an Lautstärke ab, je tiefer Ernie fiel, bis er plötzlich verstummte, als hätte jemand eine Sirene ausgeschaltet.
    »Das ist er gewesen«, sagte Agatha und konnte ein bösartiges Lachen nicht unterdrücken.
    In mir tobte der Zorn. Die Furcht um mein Leben hatte ich vergessen. Hart starrte ich sie an. »Du verfluchte Mörderin, du bist…«
    »Nichts mehr«, sagte sie. »Dein Freund ist weg. Jetzt kannst du wählen. Springen oder Genickschuß?«
    Das war eine Wahl, wie sie sich nur ein weiblicher Teufel wie diese Agatha ausdenken konnte.
    »Ich warte nicht mehr lange!«
    Über den Brunnenrand hinweg schauten wir uns an. »Gibt es noch eine dritte Möglichkeit?«
    Sie verzog das Gesicht. »Die gibt es nicht.«
    Wind kam auf und brachte den Staub als Wolken mit. Er umwirbelte uns, und ich spürte ihn im Gesicht und im Nacken.
    »Noch drei Sekunden gebe ich dir, Fremder. Drei Sekunden. Dann werden meine Schwestern schießen, und sie werden auch treffen.«
    »Ja, es ist gut«, sagte ich und kletterte auf den Rand des Brunnens. Ich wollte nicht von Kugeln zerfetzt werden. Wenn sie schössen, war mein Tod sicher, wenn ich sprang, konnte es möglicherweise noch eine Chance für mich geben.
    Wie die aussah, wußte ich auch nicht. Jedenfalls hatte sie etwas mit Lady Ghoul zu tun.
    Auch jetzt trauten mir die Frauen nicht. Sie waren näher an den Brunnen herangekommen und richteten die Mündungen der Gewehre auf mich.
    »Die drei Sekunden sind vorbei!« erklärte Agatha.
    »Ich weiß. Aber du siehst, daß ich springen will.«
    »Dann beeil dich!« Sie trat einen Schritt zurück, um aus meiner Reichweite zu gelangen. Möglicherweise hatte sie Furcht davor, daß ich sie packen und mitreißen würde. In der Tat hatte ich mit einem ähnlichen Gedanken gespielt.
    Ich schaute in den runden Schacht. Wo er endete, was sich auf dem Grund befand, das wußte ich nicht. Und ich sah oder hörte auch nichts von Ernie, meinem Begleiter. Die Tiefe des Schachts hatte ihn verschluckt.
    »Na los!« Die Augen glänzten, der Mund war verzogen. Agatha stand auf dem Sprung.
    »Ja denn«, sagte ich und setzte eine letzte Frage hinzu. »Wird Celeste mich auffangen?«
    »Hau schon ab!«
    Da ließ ich mich fallen!
    ***
    Ich hatte meinen Körper kurzerhand nach links gekippt, dann die Beine ausgestreckt, als wollte ich mit den Füßen einen Widerstand suchen. Den gab es nicht.
    Ich trat ins Leere.
    Und das war ein Gefühl. Man kann es kaum beschreiben. Obwohl ich es vorher gewußt hatte, war in dem Augenblick, als ich ins Leere trat, alles anders. Da schoß die Panik in mir hoch, da schien das Blut seinen Weg von den Füßen in den Schädel zu suchen, um sich dort explosionsartig zu verteilen, da waren auf einmal die Hände vorhanden, die Krallen bildeten und mein Herz umklammerten, als wollten die den Schlag verlangsamen. Da war einfach alles anders.
    Ich hatte es auch nicht gewollt, aber ich öffnete den Mund und schrie, während ich wie ein Stein in die Dunkelheit des Schachts hineinraste. Ich riß mich auch zusammen. Nur nicht bewegen. Nur nicht torkeln oder taumeln und mit dem Kopf gegen die Innenwände des Schachts schlagen und bewußtloswerden.
    Irgendwo mußte es noch eine Chance geben. Doch Ghouls brauchten Tote, erst dann waren sie zufrieden.
    Also würde ich sterben!?
    Der Fall ging weiter.
    Innerhalb weniger Sekunden können einem Menschen tausend Gedanken durch den Kopf schießen, und das war hier der Fall. Selbst die Angst schaffte es nicht, sie zurückzudrängen. Wann schlug ich auf?
    Ich wartete förmlich darauf, auf den letzten Blitz in meinem Leben, dem die tiefe Finsternis folgte. Dann war es soweit.
    Urplötzlich und überraschend, obwohl ich damit gerechnet hatte. Ich schrie, ich spürte die Schmerzen, hörte das Rauschen, spürte die Schläge in meinem Körper, dann riß der Faden endgültig. Aus — vorbei…
    ***
    Agatha trat zurück. Sie hatte gesehen, wie auch der

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