Lady Helenes skandaloeser Plan
wäre, um mit einem Mann zu leben? Oder dass die Männer mich wegen meines vorgerückten Alters nicht mehr attraktiv fänden?«
»Sei nicht töricht! Du wirst stets verführerisch sein. Und vermutlich fühlen sich die Männer nun, da du ein Kind hast, noch mehr von dir angezogen.«
»Du hast ja einen Vogel«, erwiderte Esme. »Ich bin dick, und das ist mir auch durchaus bewusst.«
»Und ich bin flach wie ein Brett, während du mehr Kurven besitzt als je zuvor.«
»Wie du eben gesagt hast: Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Wenn mein Körper Kurven entwickelt, dann nur solche, die sich herausstülpen!«
Helene erhob sich und ging wieder zum Fenster, wo sie ihre Arme eng um den Brustkorb schlang. Endlich sagte sie: »Ich muss etwas unternehmen. Ich kann so nicht weiterleben.«
Ihr tiefer Kummer rührte Esmes Herz. Durch das Fenster schien die Sonne auf Helenes Haar und verwandelte es in glänzende weißblonde Zuckerwatte.
»Ich kann dieses Leben nicht mehr ertragen«, fuhr sie fort. »Ich warne dich, Esme, ich werde einen größeren Skandal inszenieren als Rees mit seiner aufgedonnerten Sängerin oder seinen russischen Tänzerinnen. Und es wird ganz allein die Schuld dieses durchtriebenen Lumpenkerls sein!«
Esme blinzelte verblüfft ob dieses Ausbruchs. »Was hast du im Sinn?«, fragte sie sanft. »Setz dich doch bitte, Helene.«
»Ich werde ein Kind haben.« Helene schob das Kinn vor, wodurch sie so trotzig wirkte wie eine nordische Göttin. »Ich werde ein Kind bekommen, ob mit oder ohne Scheidung. Seit Monaten denke ich an nichts anderes.«
»Weißt du denn genau, dass Rees nicht …?«
»Ganz genau«, fiel Helene ihr ins Wort. »Ich habe doch wiederholt mit ihm über Scheidung gesprochen. Und warum sollte er seine Meinung ändern? Er lebt doch ganz komfortabel mit seiner Sängerin zusammen. Rees hat sich nie groß um Umgangsformen geschert, und in Fragen der Ehe schon gar nicht.«
»Da wirst du wohl recht haben, aber …«
»Ich habe genau zwei Möglichkeiten, Esme: Entweder ich welke dahin, während ich meinen Ehemann immer wieder um die Scheidung bitte, oder ich bekomme das Kind, das ich mir so sehr wünsche, und schere mich den Teufel um die Folgen.«
»Das wird einen ganz furchtbaren Skandal geben«, warnte Esme.
»Das ist mir gleich. Es ist mir vollkommen gleichgültig.«
Esme holte tief Luft und nickte. »Wenn das so ist, dann verschwenden wir keinen Gedanken mehr auf die Scheidung, sondern suchen lieber einen geeigneten Mann aus, der dir ein Kind verschaffen kann.« Eine ganze Reihe geeigneter Partner passierte vor ihrem geistigen Auge Revue. »Neville Charlton hat wunderbares Haar. Oder wie wäre es mit Lord Brooks? Der hat eine prachtvolle römische Nase.«
»Ich möchte nicht, dass mein Kind einen Mann zum Vater hat, dessen Vorname Busick lautet«, sagte Helene trocken.
»Da hast du recht«, bestätigte Esme. »Suchen wir doch einfach die Gesichtszüge und die Namen aus, die dir am besten gefallen. Dann finden wir schon den Richtigen.«
Helene schüttelte den Kopf, schwieg jedoch. Esme fuhr in ihrer Aufzählung fort.
»Lord Bellamy hat sehr breite Schultern, Helene. Was hältst du von ihm? Außerdem hat er schwarzes Haar. Ich werde dir eine Liste zusammenstellen. So schwer ist es wirklich nicht, ein Kind zu bekommen. Ich habe nur eine Nacht dafür gebraucht. Und Rees würde dich nicht verstoßen, wenn es so weit ist. Er ist ein anständiger Mensch.«
Helene schnaubte verächtlich. »Anständig?
Rees?
«
»Nun, auf jeden Fall ist er zu
träge
, um dich zu verstoßen«, korrigierte sich Esme.
»Aus irgendeinem Grund will er mir das Leben zur Qual machen«, äußerte Helene mit matter Stimme. »Das ist die einzige Erklärung für sein Verhalten mir gegenüber.«
»Rees ist jedenfalls kein Geizkragen«, machte Esme geltend. »Er ist einer der reichsten Männer Englands und würde dich und dein Kind wohl kaum verhungern lassen.«
»Das größere Problem ist doch wohl, dass jemand das Kind zeugen muss«, betonte Helene. »Und zwar mit
mir
.« Ihre Augen waren rot und geschwollen, ihre Wangen fleckig vom Weinen.
»Dies ist nicht gerade deine Sternstunde«, sagte Esme tröstend, »aber wenn …«
Helene zupfte verzweifelt an der Vorderseite ihres Kleides. »Esme, ich habe
hier
nichts vorzuweisen!« Sie machte eine beredte Geste zu Esmes Brust. »Sieh doch nur dich im Vergleich dazu!«
Es konnte kein Zweifel bestehen, dass Esme bei der Verteilung körperlicher Vorzüge besser
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